Anke Kaysser-Pyzalla: Ein Nährboden für neue Ideen

„Ein Nährboden für neue Ideen“

Sie ist Chefin des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt und neu im Präsidium der GDNÄ: Was sie antreibt, was sie vorhat, skizziert die Ingenieurin Anke Kaysser-Pyzalla in diesem Gespräch.  

Frau Professorin Kaysser-Pyzalla, seit Anfang 2023 sind Sie Vizepräsidentin der GDNÄ. Haben Sie schon Pläne für das neue Amt?
Ja die habe ich und dabei sind mir zwei Bereiche besonders wichtig: zum einen die Nachwuchsgewinnung für Berufe im thematischen Spektrum der GDNÄ, zum anderen die interdisziplinäre Herangehensweise an aktuelle Herausforderungen wie Klimawandel, Energieversorgung oder globale Gesundheit. In diesen Bereichen kann die GDNÄ viel bewirken. Sie strahlt Faszination und Begeisterung für die Naturwissenschaften aus, über die wir deutlich mehr Menschen für ein entsprechendes Studium gewinnen können. Ich denke dabei nicht nur an Schülerinnen und Schüler, sondern auch an Erwachsene mit Berufserfahrung, die sich ein Zweitstudium vorstellen können. Es gibt so viele interessante Karrierewege – in Forschung und Entwicklung, an den Hochschulen, in Großunternehmen, aber auch in kleinen und mittelständischen Firmen – das möchte ich stärker in den Fokus rücken. 

Thema Interdisziplinarität: Warum ist sie Ihnen so wichtig und welche Rolle kann die GDNÄ dabei spielen?
Wir werden die großen Menschheitsprobleme nur durch fachübergreifende Zusammenarbeit bewältigen können, das ist heute Konsens. Die GDNÄ, deren Markenzeichen die Interdisziplinariät ist, kann als Plattform für den Austausch unter Experten dienen, als Nährboden für neue Ideen und Ort des öffentlichen Dialogs. 

An Arbeitsmangel werden Sie als Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt nicht leiden. Wie viel Zeit und Energie lässt das Hauptamt Ihnen für ehrenamtliche Tätigkeiten, etwa im GDNÄ-Vorstand?
Meine Tage sind tatsächlich durchgetaktet. Aber ich nehme mir Zeit für die GDNÄ, weil ich finde, dass Menschen in Positionen wie meiner sich auch für die Gesellschaft engagieren sollten. Außerdem habe ich wunderbare Kolleginnen und Kollegen im DLR und in der GDNÄ, die mich unterstützen.

Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI). © IQOQI/M.R.Knabl

© DLR (CC BY-NC-ND 3.0)

Ein am DLR entwickeltes Regionalflugzeug mit Brennstoffzellen-Antrieb im Probebetrieb. Mit 25 Instituten und Einrichtungen in der Luftfahrtforschung treibt das DLR den Wandel hin zu einer zukunftsfähigen, umweltverträglichen Luftfahrt voran.

Wie können wir uns Ihren beruflichen Alltag als DLR-Chefin vorstellen?
Die meiste Zeit verbringe ich mit Besprechungen und Konferenzen, die im Interesse von Nachhaltigkeit und Effizienz überwiegend online stattfinden. Intern ist die Organisationsentwicklung in Richtung moderner Arbeitsformen gerade ein großes Thema bei uns. Aber ich bin auch unterwegs, so an den Standorten des DLR, oder für persönliche Gespräche mit unseren Kooperationspartnern im In- und Ausland. 

Wer sind diese Partner?
Wir arbeiten mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in akademischer und industrieller Forschung zusammen, mit großen, mittelständischen und kleineren Unternehmen und mit der Bundeswehr. Im Ausland kooperieren wir eng mit Forschungseinrichtungen und Firmen in anderen europäischen Staaten, vor allem aus Frankreich, aber auch aus den USA, Australien, Singapur und Japan – um nur einige Länder zu nennen.    

China zählt nicht dazu?
Auf Grund der sich verändernden geopolitischen Lage und internationaler Spannungen hat das DLR die Kooperationen mit China konsequent reduziert, bestehende Formen der Zusammenarbeit laufen aus. 

Wo steht das DLR heute und wohin geht die Reise?
Mit mehr als zehntausend Mitarbeitenden, dreißig Standorten und mehr als fünfzig Instituten und Forschungseinrichtungen sind wir das größte Forschungszentrum im ingenieurwissenschaftlichen Bereich in Europa. Bei uns geht es um Luft- und Raumfahrt, Energieversorgung, Mobilität, aber auch um Sicherheits- und Verteidigungsforschung und Katastrophenhilfe. Wir arbeiten anwendungsorientiert und haben daher in unserer Forschung immer auch den Weg in Wirtschaft und Gesellschaft im Blick. Wir fliegen Satelliten, die nicht nur für die Erd- und Klimabeobachtung wichtig sind, sondern auch für die Navigation, etwa beim Zukunftsthema autonomes Fahren. Das DLR besitzt eine große Flugzeugflotte und forscht intensiv zum klimaverträglichen Fliegen.

Labor im Innsbrucker Institut für Quantenoptik und Quanteninformation © IQOQI/M.R.Knabl

© DLR

Bei der Entwicklung neuer unbemannter Flugkörper und ihrer Integration in den Luftraum ist in Deutschland das Nationale Erprobungszentrum für Unbemannte Luftfahrtsysteme des DLR die treibende Kraft.

Derzeit hat der Flugverkehr einen Anteil von 3,5 Prozent an den klimarelevanten Emissionen weltweit. Wie lässt sich die Belastung reduzieren?
Das hängt von den Passagierzahlen und den Flugdistanzen ab. Für Kleinflugzeuge kommen Batterien infrage. Für Kurz- und Mittelstrecken eignen sich wasserstoffbasierte Antriebe wie die Brennstoffzelle. Bei Langstrecken denken wir an Sustainable Aviation Fuels, kurz SAF, die nachhaltig aus nicht-fossilen Rohstoffen hergestellt werden. Zudem betrachten wir das Gesamtsystem Flugzeug, um auf dem Weg zum klimaverträglichen Fliegen alle technisch-technologischen Möglichkeiten nutzen zu können. Dazu gehören Änderungen im aerodynamischen Verhalten ebenso wie neue Flugzeugkonfigurationen oder die Planung und Umsetzung von klimaverträglichen Flugrouten.

Wann rechnen Sie mit ersten Anwendungen im regulären Flugbetrieb?
SAF werden bereits als Beimischungen zu herkömmlichen Treibstoffen genutzt. Aktuell versuchen wir in mehreren Projekten die in der Luftfahrt benötigten Mengen im industriellen Maßstab verfügbar machen.

Lassen Sie uns noch einmal auf die GDNÄ schauen: Nach dem Mediziner Martin Lohse hat jetzt mit Heribert Hofer ein Zoologe die GDNÄ-Präsidentschaft übernommen. Sie sind Materialwissenschaftlerin und Maschinenbauerin und werden 2025 im Amt folgen. Wird die GDNÄ der Zukunft technikwissenschaftlicher sein?
Sie wird interdisziplinär sein und es wird vielleicht noch mehr Synergien zwischen den einzelnen Fachgebieten geben. Das passt gut zur GDNÄ und gut zum DLR, das neben den Technikwissenschaften auch in den Naturwissenschaften aktiv ist: Denken wir nur an das Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin in Köln, wo Medizinerinnen und Mediziner sowie Psychologinnen und Psychologen biomedizinische Forschung auf höchstem Niveau betreiben.

Labor im Innsbrucker Institut für Quantenoptik und Quanteninformation © IQOQI/M.R.Knabl

© DLR

Die ESA-Kurzarmzentrifuge im :envihab des DLR-Instituts für Luft- und Raumfahrtmedizin in Köln. In der weltweit einmaligen Forschungsanlage werden die Auswirkungen von Umweltbedingungen wie der Schwerkraft auf grundlegende Mechanismen der menschlichen Gesundheit, der Lebensbedingungen und der Leistungsfähigkeit des Menschen untersucht. In der neuen Kurzarmzentrifuge können Probanden mit bis zu 4,5 Gramm am Fußende beschleunigt werden.

In ihrer 200-jährigen Geschichte hatte die GDNÄ bisher siebzig Präsidenten und nur zwei Präsidentinnen. Auch die Mitglieder sind überwiegend männlich. Steht Frauenförderung auf Ihrer Agenda?
Ja, das ist ein ganz wichtiges Zukunftsthema. In der Medizin ist der Nachwuchs schon zum größten Teil weiblich, in den Natur- und Ingenieurwissenschaften gibt es Nachholbedarf. Da müssen wir stärker zeigen, wie viel Spaß diese Berufe machen und uns noch mehr um die Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit kümmern.

Das Schülerprogramm hat sich zu einem starken Pfeiler in der GDNÄ entwickelt wie etwa die Jubiläumsfeier 2022 in Leipzig zeigte. Welchen Stellenwert hat dieses Programm für Sie und haben Sie schon Ideen für die Nachwuchsförderung?
Das Schülerprogramm ist eine tolle Sache und ganz wichtig für die GDNÄ. Beim DLR haben wir gut funktionierende Schülerlabore, da lassen sich womöglich Synergien schaffen. Auch den Schülerinnen und Schülern möchte ich zeigen, wie attraktiv Berufe in Medizin, Natur- und Technikwissenschaften sind. Vielleicht gelingt es uns, Patenschaften zwischen etablierten Wissenschaftlern und jungen Leuten und eine Plattform mit Materialien für den naturwissenschaftlichen Unterricht aufzubauen. Bestimmt haben die Mitglieder der GDNÄ weitere gute Ideen – die sollten wir sammeln und auswerten.

Labor im Innsbrucker Institut für Quantenoptik und Quanteninformation © IQOQI/M.R.Knabl

© DLR

DLR-Schülerlabor: Experimente auf der Bühne gaben bei der Einweihung Ende September 2022 einen Vorgeschmack auf die neuen Möglichkeiten, die das DLR_School_Lab Jena jungen Leuten bietet.

Der Austausch mit der Öffentlichkeit ist ein starkes Anliegen der GDNÄ. Wie beurteilen Sie das bisherige Engagement? Wollen Sie den Dialog vertiefen?
Die GDNÄ wird in der Öffentlichkeit geschätzt und hat sich große Verdienste im Dialog mit der Gesellschaft erworben. Diese Arbeit möchte ich fortsetzen. Als Wissenschaftler haben wir die Pflicht, unser Wissen in die öffentliche Diskussion einzubringen. Wichtig ist, dass man sich auf Zahlen und Fakten, etwa auf die Geltung naturwissenschaftlicher Gesetze, einigen kann. Darauf müssen wir Wissenschaftler verstärkt hinwirken. 

Zum Schluss noch eine persönlichere Frage: Wie sind Sie zur GDNÄ gekommen und was bedeutet sie Ihnen?
Ich bin durch andere Mitglieder und ihre begeisterten Schilderungen zur GDNÄ gekommen. Mir imponiert ihre große Tradition und ihre Offenheit für Zukunftsthemen. Dafür setze ich mich gern ein.

DLR_Anke_Kaysser-Pyzalla

© DLR

Prof. Dr.-Ing. Anke Kaysser-Pyzalla

Zur Person

Prof. Dr. Anke Kaysser-Pyzalla hat in Bochum und Darmstadt Maschinenbau und Mechanik studiert. Sie wurde an der Ruhr-Universität Bochum promoviert und habilitierte sich auch dort. Nach Forschungstätigkeiten am Hahn-Meitner-Institut (HMI) und an der Technischen Universität Berlin forschte und lehrte sie von 2003 bis 2005 an der Technischen Universität Wien. 2005 wechselte sie als Wissenschaftliches Mitglied, Direktorin und Geschäftsführerin in die Leitung des Max-Planck-Instituts für Eisenforschung GmbH nach Düsseldorf. 2008 folgte die Berufung zur Wissenschaftlichen Geschäftsführerin der Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie GmbH, die unter ihrer Leitung aus der Fusion von HMI und der Berliner Elektronenspeicherring-Gesellschaft für Synchrotronstrahlung (BESSY) hervorging. 2017 wurde Anke Kaysser-Pyzalla zur Präsidentin der Technischen Universität Braunschweig gewählt. Seit 2020 ist sie Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und seit dem 1. Januar 2023 zweite Vizepräsidentin der GDNÄ.

Labor im Innsbrucker Institut für Quantenoptik und Quanteninformation © IQOQI/M.R.Knabl

© DLR

Un­be­mann­ter DLR For­schungs­hub­schrau­ber su­per­AR­TIS mit Ab­wur­fein­rich­tung für Hilfs­gü­ter.

Weitere Informationen:

Wechsel im Vorstand

Wechsel im Vorstand

Heribert Hofer ist neuer Präsident der GDNÄ

Mit dem international renommierten Wildtierforscher übernimmt ein engagierter Förderer junger Talente die Präsidentschaft.

Professor Heribert Hofer, Direktor des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) in Berlin, steht seit dem 1. Januar 2023 an der Spitze der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte (GDNÄ). Der renommierte Zoologe wurde von der Mitgliederversammlung für die beiden Jahre 2023 und 2024 in das Präsidentenamt gewählt und ist damit zuständig für die wissenschaftliche Gestaltung der 133. Versammlung im Jahr 2024 in Potsdam. Als Präsident löst er den Pharmakologen Professor Martin Lohse ab, der für zwei Jahre in das Amt des 1. Vizepräsidenten wechselt.

Heribert Hofer (62) leitet das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin-Friedrichsfelde seit dem Jahr 2000. Bis 2017 war er gleichzeitig Leiter der Abteilung für Evolutionäre Ökologie an seinem Institut. Seit 2000 ist Hofer zudem Professor für Interdisziplinäre Wildtierforschung an der Freien Universität Berlin. Vor seiner Berliner Zeit forschte er von 1986 bis 1999 am Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie im bayerischen Seewiesen, zunächst als Postdoktorand, später als selbstständiger Wissenschaftler. 1997 habilitierte er sich an der Ludwig-Maximilians-Universität München mit einer Arbeit über das Verhalten von Tüpfelhyänen in der Serengeti-Savanne. Sein Studium der Zoologie begann Heribert Hofer an der Universität des Saarlandes und schloss es an der Universität Oxford mit der Promotion zum „DPhil“ ab.

Der GDNÄ ist der international bekannte Wissenschaftler seit vielen Jahren eng verbunden. Er engagierte sich auf vielfältige Weise: als gewählter Fachvertreter und Gruppenvorsitzender für das Fach Biologie, mit Redebeiträgen auf Versammlungen und als 2. Vizepräsident bei der Vorbereitung der 200-Jahr-Feier in Leipzig. Besonders wichtig ist Heribert Hofer neben dem Dialog mit der Öffentlichkeit die Förderung junger Talente im Rahmen des GDNÄ-Schülerprogramms.

Wechsel im Präsidentenamt

Wechsel im Präsidentenamt

Blick zurück, Blick nach vorn

Liebe Mitglieder der GDNÄ,

mit diesem Jahr endet meine Amtszeit als Präsident der GDNÄ. Die Corona-Pandemie hat uns gezwungen, die ursprünglich für 2020 in Würzburg geplante Tagung zuerst in das Folgejahr zu verlegen und sie schließlich mit der Leipziger Jubiläumstagung im September 2022 zu fusionieren. Damit hat sich auch meine Präsidentschaft auf ungewöhnliche vier Jahre verlängert.

Das erste dieser Jahre, 2019, diente der Vorbereitung der Tagung zum Thema „Wissenschaft im Bild“, dem Gewinnen von Sprechern, dem Konzipieren eines Rahmenprogramms. Das zweite Jahr, 2020, fand praktisch nur online statt, nachdem die Bundesregierung im März den Lockdown beschlossen hatte. Auch danach waren Treffen in Gruppen zeitweise verboten oder nicht ratsam. Mit einer Expertengruppe aus GDNÄ-Mitgliedern, Landesakademien und ifo-Institut entstand im März eine Stellungnahme zum Umgang mit der Corona-Pandemie, der sich vom restriktiven Kurs der Leopoldina abhob. Die Vorschläge zu einer schrittweisen Öffnung sind vor dem Hintergrund unserer nunmehr fast zweijährigen Pandemie-Erfahrung nach wie vor interessant und aktuell. Mit dieser Stellungnahme eröffneten wir Anfang April 2020 unsere neue Website www.gdnae.de, die mit Hilfe von Nachrichten,  Berichten, Porträts und Interviews für lange Zeit das wesentliche Instrument der Kommunikation wurde. Danke an alle, die hieran mitwirkten, vor allem an unsere Redakteurin Lilo Berg.

Im dritten Jahr, 2021, standen – überraschend schnell – Impfstoffe gegen das SaRS-CoV2-Virus zur Verfügung. Selbst wenn manche in der Bevölkerung (und auch in der GDNÄ) den Injektionen skeptisch gegenüberstanden, zeigt der Blick zurück ebenso wie der heutige Blick nach China, dass sie eine zentrale Rolle bei der Überwindung der Pandemie spielten. Aber der Fortschritt war zu langsam, um eine große Versammlung abhalten zu können, und so musste die für September geplante Würzburger Tagung völlig ausfallen.

Dieses Jahr, 2022, war einerseits gekennzeichnet von sehr hohen Covid-Fallzahlen bei abnehmender Erkrankungsschwere und zurückgehenden Todeszahlen. Andererseits wurde die Krise der Pandemie abgelöst von der Krise, die der Angriff auf die Ukraine verursachte. Es wurde deutlich, dass wir persönlich und als Gesellschaft nur bedingt krisenfest und resilient sind – eine Beobachtung, die uns beschäftigen sollte! Trotz dieser Situation haben wir mit Optimismus die Erstellung der Festschrift Wenn der Funke überspringt und die Planung der Jubiläumstagung betrieben und wurden bei beidem reich belohnt! Schauen Sie doch noch einmal zurück: „Festschrift zum GDNÄ-Jubiläum“ und „200 Jahre GDNÄ – Rückblick auf die Jubiläumsversammlung 2022″

Ich bin sehr dankbar für die Möglichkeit, beides betreiben zu dürfen, und ich danke allen, die all das möglich gemacht haben: den vielen hervorragenden Sprechern, die Einblicke in ihre Forschung gaben, den Dozenten, die das Schülerprogramm auf einen guten Weg brachten, dem Vorstandsrat und den Mitarbeiterinnen der Geschäftsstelle sowie dem Team um unseren lokalen Partner Jörg Junhold vom Leipziger Zoo. Mein Dank gilt auch allen, die an der Festschrift mitgewirkt haben, den Autorinnen und Autoren, Lilo Berg für die Redaktion und Thomas Liebscher vom Passage-Verlag für die Gestaltung. Ohne finanzielle Unterstützung wären Tagung, Schülerprogramm und Festschrift nicht möglich gewesen: Hierfür danke ich der Wilhelm- und Else-Heraeus-Stiftung, der Bayer-Stiftung, der AKB-Stiftung und der Klaus Tschira Stiftung.

Martin Lohse 2022 © MIKA-fotografie | Berlin

© MIKA-fotografie | Berlin

Der Pharmakologe Professor Martin Lohse war GDNÄ-Präsident von 2019 bis 2022. Er wechselte am 1. Januar 2023 in das Amt des 1. Vizepräsidenten.

Jetzt geht der Blick nach vorn. In der Mitgliederversammlung in Leipzig wurde Anke Kaysser-Pyzalla, die Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), in das Amt der 2. Vizepräsidentin gewählt; 2025 wird sie die Präsidentschaft übernehmen. Satzungsgemäß wird Heribert Hofer, Direktor des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) in Berlin, im Januar das Amt des Präsidenten 2023/24 übernehmen. Beide möchte ich in ihren neuen Funktionen begrüßen und ihnen alles Gute für ihre Aufgaben wünschen. Michael Dröscher wird weiterhin als Schatzmeister und Generalsekretär fungieren; ich selbst werde die Rolle des 1. Vizepräsidenten übernehmen.

Wir haben dieses Jahr zum ersten Mal die Wahl der Fachvertreter elektronisch durchgeführt. Gewählt wurden Marion Merklein (Erlangen-Nürnberg) für die Ingenieurwissenschaften, Uwe Hartmann (Saarbrücken) für Physik/Geologie und Peter Liggesmeyer (Kaiserslautern) für Mathematik/Informatik. Alle, die sich in der GDNÄ neu engagieren werden, heiße ich herzlich willkommen.

Es ist viel zu tun, um die nächste Versammlung 2024 in Potsdam vorzubereiten und die GDNÄ zukunftsfest zu machen. Bewährt hat sich die Einbindung junger Menschen, vor allem im Rahmen des Schülerprogramms. Und wie zuletzt bei der Verleihung der Lorenz-Oken-Medaille an Mai Thi Nguyen-Kim im Oktober angekündigt, wollen wir den Dialog mit der Gesellschaft weiter ausbauen.

Ich habe die GDNÄ als vitale Gesellschaft mit vielen tatkräftigen Mitgliedern erlebt und bin dankbar dafür, dass ich sie auf dem Weg in ihr drittes Jahrhundert begleiten durfte. Es war eine reiche Zeit!

Ich grüße Sie in herzlicher Verbundenheit und wünsche Ihnen und den Ihren alles Gute für das neue Jahr.

Ihr

Lennart Resch

Martin Lohse, Präsident der GDNÄ

Nobelpreisträger Paul J. Crutzen

© MIKA-fotografie | Berlin

Der Zoologe Professor Heribert Hofer war Vizepräsident von 2021 bis 2022. Er hat die GDNÄ-Präsidentschaft am 1. Januar 2023 übernommen.

Prof. Dr. Anke Kaysser-Pyzalla © DLR

© DLR

Professorin Anke Kaysser-Pyzalla ist Ingenieurin. Sie tritt ihr Amt als 2. Vizepräsidentin der GDNÄ am 1. Januar 2023 an.

Rainer Blatt: Die Quantentechnologie entwickelt sich stürmisch

„Die Quantentechnologie entwickelt sich stürmisch“

Für seine Leistungen auf dem Gebiet der Quantenphysik erhält Anton Zeilinger den Physiknobelpreis 2022. Wie Österreich zu einem Hotspot dieser Forschungsrichtung wurde und wie man jetzt in Deutschland aufholen will, schildert in diesem Interview Professor Rainer Blatt. Er ist vielen GDNÄ-Mitgliedern durch seine Vorträge und Publikationen bekannt und arbeitet seit Langem eng mit Anton Zeilinger zusammen. 

Herr Professor Blatt, wie viele Interviews haben Sie seit Anfang Oktober gegeben?
Es werden fünf oder sechs gewesen sein. Die Anfragen kamen von nationalen und internationalen Agenturen und Zeitungen. 

Um was ging es in den Gesprächen?
Anlass war natürlich der Nobelpreis für die Quantenforschung, der meinem Kollegen Anton Zeilinger zusammen mit dem Franzosen Alain Aspect und dem US-Amerikaner John Clauser zugesprochen wurde. Das Themenspektrum reichte von Fragen der Grundlagenforschung bis zu meiner Verbindung zu Anton Zeilinger.  

Das interessiert auch uns: Wie lange kennen Sie Anton Zeilinger und was verbindet Sie beide?
Wir kennen uns seit 35 Jahren und haben bald nach meiner Ankunft an der Universität Innsbruck im Jahr 1995 mit unserer Zusammenarbeit begonnen. Uns verbindet die quantenphysikalische Forschung, wobei sich unsere Ansätze unterscheiden, aber gut ergänzen. Anton Zeilinger widmet sich den Grundlagen der Quantenmechanik und arbeitet mit Photonen, ich habe mich auf Atome und Ionen spezialisiert und nehme stärker die Anwendungen in den Blick. Zusammen gründeten wir mit Peter Zoller und weiteren Kollegen im Jahr 2003 in Innsbruck das Institut für Quantenoptik und Quanteninformation, kurz: IQOQI. Unser Vorbild war das berühmte JILA, ein US-Institut für Atomphysik und Astrophysik in Boulder, Colorado. Dort hatten Peter Zoller und ich wunderbare Forschungsaufenthalte verbracht. Zurück in Österreich konnten wir die hiesige Akademie der Wissenschaften für den Aufbau einer ähnlichen Institution in unserem Land gewinnen. Inzwischen hat sich das IQOQI, das kann man ohne Übertreibung sagen, zu einem Leuchtturm der Forschung entwickelt.

Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI). © IQOQI/M.R.Knabl

© IQOQI/M.R.Knabl

Exklusive Lage den Tiroler Alpen: das Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI).

Wie können wir uns das Institut vorstellen?
Wir arbeiten an zwei Standorten: Hier in Innsbruck forschen inzwischen mehr als 200 Wissenschaftler aus über 20 Ländern, ähnlich groß und international ist das Team um den Leiter Markus Aspelmeyer in Wien. Trotz unterschiedlicher Forschungsschwerpunkte arbeiten wir eng zusammen und unsere Arbeitsgruppen treffen sich regelmäßig, um sich auszutauschen. In den ersten Jahren habe ich das Institut als Gründungsdirektor geleitet, seither fungiere ich als wissenschaftlicher Direktor. 

Könnte man das IQOQI demnach als Keimzelle für den Quantenphysik-Nobelpreis 2022 bezeichnen?
Durchaus. Zwar sind viele der mit dem Preis gewürdigten Arbeiten bereits vor der Gründung des Instituts entstanden, das IQOQI hat jedoch die Sichtbarkeit der Quantenphysik in Österreich sehr befördert.  

Welche Bedeutung hat die Auszeichnung für Ihr Fachgebiet in Österreich?
Der Nobelpreis ist auch eine Anerkennung für die immense Aufbauleistung der letzten 25 Jahre. Sie hat dazu geführt, dass in der Quanteninformation hierzulande eine kritische Masse entstanden ist. Mit seinen Pro-Kopf-Ausgaben für diesen Bereich ist Österreich weltweit führend. Dafür gesorgt haben unsere Förderagenturen, allen voran der Wissenschaftsfonds FWF, das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung und die Österreichische Akademie der Wissenschaften – ihnen gilt unser ganz besonderer Dank. 

Wie steht es um die praktische Anwendung der Forschungsergebnisse, etwa im Bereich Quantencomputer?
Es gibt erste Prototypen, die mit einigen zehn Quantenbits, sogenannten Qubits, rechnen können. Das ist sehr viel, wenn man bedenkt, dass ein Quantencomputer im Prinzip schon mit fünfzig Qubits die Leistungsfähigkeit eines heutigen Supercomputers erreichen kann. Voraussetzung ist allerdings, dass die Quantenrechnungen sich beliebig lange fortsetzen lassen und dabei keinerlei Fehler passieren. Davon sind wir noch weit entfernt, doch an Fehlerkorrektur und Skalierbarkeit wird derzeit weltweit intensiv gearbeitet. Überhaupt entwickelt sich das Feld stürmisch, das Potenzial ist extrem groß und viele junge Leute mit frischen Ideen stoßen neu hinzu.

Labor im Innsbrucker Institut für Quantenoptik und Quanteninformation © IQOQI/M.R.Knabl

© IQOQI/M.R.Knabl

Blick in ein Labor im Innsbrucker Institut für Quantenoptik und Quanteninformation.

Oft heißt es, dass Quantencomputer mit gigantischen Rechenleistungen klassische Computer schon bald ganz verdrängen werden. Sehen Sie das auch so?
Nein, denn Quantencomputer eignen sich besonders gut für die Lösung von speziellen Problemen, zum Beispiel für die Berechnung der Quanteneigenschaften von Materialien, was in der Chemie sehr wichtig ist und wofür heute rund die Hälfte der weltweiten Rechenleistung verbraucht wird. Klassische Computer benötigen für solche Operationen sehr viel mehr Speicherkapazität als Quantencomputer. Übrigens wies schon in den 1980er-Jahren der US-Nobelpreisträger Richard Feynman darauf hin, dass es doch sehr viel sinnvoller sei, für solche Aufgaben Computer zu verwenden, die mit Quanteneigenschaften rechnen und somit das Quantenverhalten automatisch berücksichtigen, als dies auf einem klassischen Rechner kompliziert zu programmieren. Klassische Computer werden weiterhin Standardberechnungen und Routinearbeiten durchführen und haben ihre Berechtigung, wenn es zum Beispiel um Big-Data-Anwendungen geht, etwa in der Klimaforschung. Hier gelten die Regeln der klassischen Mechanik, das ist nicht das Terrain der Quantenrechner.

Mit zwei Milliarden Euro fördert die Bundesregierung die Entwicklung von Quantencomputern „Made in Germany“. Bayern legte noch einmal 300 Millionen Euro drauf und startete Anfang 2022 das ehrgeizige Projekt „Munich Quantum Valley“, in dem auch Sie sich engagieren. Was passiert da gerade?
Es geht darum, die Quantentechnologie insgesamt sowie wettbewerbsfähige Quantencomputer in Bayern zu entwickeln und zu betreiben. Die beiden Münchner Universitäten und die Universität Erlangen-Nürnberg beteiligen sich, dazu die Max-Planck-Gesellschaft, die Fraunhofer-Gesellschaft, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt und die Bayerische Akademie der Wissenschaften. Im Munich Quantum Valley mit seinen gut 350 Mitarbeitern laufen die Fäden zusammen. Derzeit bauen wir Quantencomputer auf drei unterschiedlichen Plattformen auf. Schon jetzt setzt das Projekt international Maßstäbe. Ich widme ihm als Berater und Koordinator inzwischen die Hälfte meiner Arbeitszeit.

Das Munich Quantum Valley hat sich vorgenommen, die Öffentlichkeit über aktuelle Themen der Quantenforschung zu informieren. Eine gute Idee?
Ich halte das für extrem wichtig. Die wissenschaftliche Arbeit und die Forscher werden von der Gesellschaft bezahlt, das Forschungsumfeld wird von ihr bereitgestellt – also haben wir auch die Pflicht zu erklären, was und wofür wir das tun.

Wie gehen Sie dabei vor? Leichte Kost ist die Quantenphysik ja nicht gerade.
Ich nehme die Leute ernst und versuche, sie dort abzuholen, wo sie gerade sind. Was ich sage, muss nicht wissenschaftlich klingen. Es sollte die Dinge so einfach wie möglich auf den Punkt bringen, darf aber nicht falsch sein. Ich benutze gern Bilder, Analogien und Beispiele. Und manchmal zitiere ich meine Mutter mit einem ihrer Lieblingssätze: „Von nix kommt nix“. Da sind wir dann mitten in der Physik und schnell bei meinen Themen.

Rainer Blatt, Professor für Experimentalphysik an der Universität Innsbruck. © C. Lackner

© C. Lackner

Rainer Blatt, Professor für Experimentalphysik an der Universität Innsbruck.

Zur Person

Rainer Blatt ist seit 1995 Professor für Experimentalphysik an der Universität Innsbruck und seit 2003 wissenschaftlicher Direktor am Institut für Quantenoptik und Quanteninformation der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Der 1952 in Idar-Oberstein geborene Forscher studierte in Mainz Mathematik und Physik. Seine akademische Laufbahn führte ihn anschließend nach Berlin, Hamburg und Göttingen. Prägend für seine Arbeit waren Forschungsaufenthalte am Joint Institute of Laboratory Astrophysics in Boulder/Colorado bei John L. Hall, der 2005 den Physiknobelpreis erhielt.

Für seine Leistungen auf dem Gebiet der Quantenphysik erhielt Professor Blatt viele Auszeichnungen, darunter 2016 den International Quantum Communication Award und 2019, gemeinsam mit Anton Zeilinger und Peter Zoller, den Preis der chinesischen Micius Quantum Foundation. Seit 2021 koordiniert der Deutsch-Österreicher zusätzlich zu seiner Arbeit in Innsbruck das Munich Quantum Valley, eine Initiative zum Ausbau der Quantenwissenschaften in Bayern. 2021 wurde Rainer Blatt auch zum Ehrenprofessor der Technischen Universität München ernannt sowie zum auswärtigen Mitglied des Max-Planck-Instituts für Quantenoptik in Garching bei München berufen. Der GDNÄ ist Professor Blatt seit Jahren als Gastredner und Autor verbunden.

 

Zur Vertiefung

Für die Festschrift zum 200-jährigen Bestehen der GDNÄ hat Rainer Blatt einen Beitrag über Quantencomputer verfasst („Mit Quanten muss man rechnen“). Der Innsbrucker Physikprofessor beschreibt darin den aktuellen Stand der Forschung und stellt die Arbeit seines Teams an der Universität Innsbruck vor.

>> „Mit Quanten muss man rechnen“ aus der Festschrift zum GDNÄ-Jubiläum (PDF)

Bei der 130. Versammlung in Saarbrücken 2018 hielt Professor Blatt einen Vortrag zum Thema „Quantenphysik – Rechenkunst mit Quantenphysik“:

>> zum Vortrag von Professor Blatt

Weitere Informationen:

Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim mit Lorenz-Oken-Medaille geehrt

AUSGEZEICHNET

Mai Thi Nguyen-Kim mit Lorenz-Oken-Medaille geehrt

Für ihre außergewöhnlichen Leistungen in der Vermittlung von Wissenschaft – auch an Zielgruppen, die sonst wenig Zugang zu Wissenschaft haben – zeichnet die Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte (GDNÄ) Mai Thi Nguyen-Kim mit der Lorenz-Oken-Medaille aus. Als Wissenschaftsjournalistin, Fernsehmoderatorin, Chemikerin, Autorin und YouTuberin erreicht Nguyen-Kim Millionen Menschen. Verliehen wurde die Ehrung im Rahmen des Forums Wissenschaftskommunikation am 5. Oktober 2022 in Hannover.
Mai Thi Nguyen-Kim © David Ausserhofer/Wissenschaft im Dialog

© David Ausserhofer/Wissenschaft im Dialog

Medaille und Urkunde: Die Preisträgerin mit GDNÄ-Präsident Martin Lohse (links) und GDNÄ-Schatzmeister und Generalsekretär Professor Michael Dröscher.
Die Vermittlung von Wissenschaft erfordert gerade in Zeiten von Desinformation und Fake News neue Ansätze. Mit ihren Formaten in sozialen Medien, Fernsehen und Hörfunk spricht Dr. Mai Thi Nguyen Kim insbesondere junge Menschen an sowie Zielgruppen, die bisher keinen Zugang zu fundierten Informationen aus der Wissenschaft hatten. Als promovierte Chemikerin vermittelt sie Forschungsthemen hochkompetent und breitenwirksam und erreicht mit ihrem YouTube-Kanal maiLab mehr als 1,4 Millionen Abonnenten. Nguyen-Kim trägt wesentlich zum Meinungsbildungsprozess in der Gesellschaft bei und steht damit in der Tradition von Lorenz Oken, der die Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte im Jahre 1822 gründete, um den freundschaftlichen Austausch zwischen Naturforschern und Ärzten sowie zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu fördern.
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Per Video zugeschaltet: Mai Thi Nguyen-Kim auf der Festversammlung 2022 in Leipzig.

Der Präsident der GDNÄ, Professor Martin Lohse, sagte in Hannover: „Mit ihrem erfolgreichen Einsatz für die Kommunikation zwischen Wissenschaft und insbesondere jungen Menschen ist Mai Thi Nguyen-Kim eine würdige Trägerin der Lorenz-Oken-Medaille.“ Die Ehrung erfolgte im Rahmen des Forums Wissenschaftskommunikation am 5. Oktober in Hannover. Die Laudatio hielt der Präsident der Universität Göttingen, Professor Metin Tolan. Die Preisträgerin antwortete mit einen Impulsvortrag über die Bedeutung der sozialen Medien in der Wissenschaftskommunikation.
Nobelpreisträger Paul J. Crutzen

© David Ausserhofer/Wissenschaft im Dialog

Die Laudatio hielt Professor Metin Tolan, Physiker, Präsident der Universität Göttingen und Communicator-Preisträger.
Nobelpreisträger Paul J. Crutzen

© David Ausserhofer/Wissenschaft im Dialog

Preisträgerin Mai Thi Nguyen-Kim am 5. Oktober 2022 in Hannover.

Zur Person

Mai Thi Nguyen-Kims Eltern stammen aus Vietnam. Ihr Vater ist Chemiker und arbeitete bei der BASF. Nach dem Abitur studierte sie Chemie an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz und absolvierte einen Forschungsaufenthalt am Massachusetts Institute of Technology. Während ihres Studiums war sie Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes. 2017 wurde sie über ein Thema aus der Polymerchemie an der Universität Potsdam promoviert. In ihrer Promotionszeit an der RWTH Aachen und der Universität Potsdam verbrachte Nguyen-Kim ein Forschungsjahr an der Harvard University und am Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung.

Im Jahr 2015 startete sie den YouTube-Kanal The Secret Life of Scientists, um Stereotype über (Natur-)Wissenschaftler infrage zu stellen und einem jungen Publikum naturwissenschaftliche Themen zu vermitteln. Im Oktober 2016 ging ihr YouTube-Kanal schönschlau online. Zeitweise moderierte sie den Kanal Auf Klo und Lernvideos für die Fächer Chemie und Mathematik im Format musstewissen. Ihr Kanal schönschlau wurde 2018 in maiLab umbenannt. Nguyen-Kim ist Moderatorin im Wissenschaft-im-Dialog- Projekt Die Debatte und gehört mit Harald Lesch, Jasmina Neudecker und Suzanna Randall zum Team von Terra X Lesch & Co. Von 2018 bis 2021 war sie im Moderatorenteam der Sendung Quarks.

Nguyen-Kim veröffentlichte zwei Bücher: Komisch, alles chemisch! (2019) und mit Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit (2021) einen Titel, der noch im Erscheinungsmonat Platz eins der Spiegel- Bestsellerliste eroberte.

Das „Forum Wissenschaftskommunikation 2022“ noch einmal erleben? Eine multimediale Dokumentation mit vielen Interviews, Beiträgen, Graphic Recordings, Links und einem Podcast macht’s möglich.