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  • Michal Kucera: „Willkommen in einer stolzen Wissenschaftsstadt“

    „Willkommen in einer stolzen Wissenschaftsstadt“

    Professor Michal Kucera, Konrektor für Forschung und Transfer an der Universität Bremen, über sein Engagement für die GDNÄ-Tagung 2026 und Wissenschaft in einer Stadt der kurzen Wege.

    Herr Professor Kucera, Sie haben das Amt des wissenschaftlichen Geschäftsführers für die GDNÄ-Versammlung 2026 in Bremen übernommen. Was hat Sie daran gereizt?
    Ich kenne die GDNÄ aus meiner Zeit an der Universität Tübingen. An die von der Medizin-Nobelpreisträgerin und damaligen GDNÄ-Präsidentin Christiane Nüsslein-Volhard ausgerichtete Versammlung kann ich mich noch gut erinnern. Mit ihren fachübergreifenden Vorträgen und ihrem Schülerprogramm war die Tagung für mich ein Vorbild für moderne Wissenschaftskommunikation. Zur Wissenschaftsstadt Bremen, in der ich seit dreizehn Jahren arbeite, passt das alles sehr gut. Ich habe daher gern zugesagt, als mich die heutige Präsidentin der GDNÄ bat, die Aufgabe zu übernehmen. 

    Wie können wir uns Ihre Tätigkeit als wissenschaftlicher Geschäftsführer vorstellen?
    Ich bereite der GDNÄ die Bühne vor Ort und unterstütze sie mit meinen Kontakten in der Bremer Wissenschafts-, Bildungs- und Kulturszene. Da geht es um die Gewinnung von Vortragenden, gute Adressen für das Begleitprogramm oder auch um Kontakte zu Schulen und zur Stadtverwaltung. Die Zeit und Kraft dafür investiere ich gern. Für uns ist die GDNÄ-Versammlung eine willkommene Gelegenheit, die Stärken des Wissenschaftsstandorts Bremen unter Beweis zu stellen.

      © DHI Bremen

    Professor Michal Kucera stellt die KI-Forschung seiner Universität bei einer Tagung in der Bremer Messehalle vor. Nebenan im Congress Centrum wird die 134. Versammlung der GDNÄ stattfinden.

    Welche Stärken sind das?
    Der Stifterverband kürte Bremen im Jahr 2005 zur ersten deutschen „Stadt der Wissenschaft“. Das zeugt von der rasanten Entwicklung, die Hochschulen, Institute und die gesamte Wissenschaftsszene in Bremen und Bremerhaven in den letzten 50 Jahren gemacht haben. Ich selbst war immer von der großen Dichte an wissenschaftlichen Einrichtungen beeindruckt, die rund um unseren Campus im Technologiepark angesiedelt und miteinander stark vernetzt sind. Im Zentrum steht die Universität, drumherum scharen sich Hightech-Firmen und außeruniversitäre Institute. Die Wege sind kurz, gemeinsamer Treffpunkt ist oft die Mensa – das fördert Kooperationen. Mit unseren Schwerpunkten in der Meeresforschung, in künstlicher Intelligenz und Robotik, aber auch in den Sozialwissenschaften können wir international mithalten. Zudem ist Bremen eine tolle Stadt, die viel zu bieten hat. Die Menschen hier sind stolz darauf, in einer Stadt der Wissenschaft zu leben und sie kommen gern zu Vorträgen, Ausstellungen oder Diskussionsveranstaltungen. Die Bedeutung und der Nutzen von Wissenschaft für die Gesellschaft ist den Bremerinnen und Bremern bewusst.

    Das passt zum Motto der Versammlung 2026: Wissen schafft Nutzen – Wissenschaft nutzen.
    Ja, auch mit Blick auf die Anwendung von Forschung ist Bremen ein sehr geeigneter Tagungsort für die GDNÄ.

    Als Konrektor für Forschung und Transfer an der Universität Bremen sind Sie zuständig für den Anwendungsbezug von Forschung. Wie gehen Sie vor?
    Es ist mir wichtig, unsere Forschenden bei ihrem Engagement für Transfer zu unterstützen und unsere Wertschätzung für sie klar zu kommunizieren. Ich versuche zu verstehen, was Transfer fördert und was hinderlich wirkt. Dazu führe ich sehr viele Gespräche und versuche, Kolleginnen und Kollegen in der ganzen fachlichen Breite der Universität einzubinden. Wichtig ist uns auch, Kontakt zu lokalen Akteuren in Bremen zu pflegen, von der Kulturszene bis zu Wirtschaftsverbänden wie der Handelskammer und dem Industrieclub. Die enge Vernetzung ist der Schlüssel zum Erfolg für den Standort insgesamt.

    Sie sind seit drei Jahren im Amt. Was hat sich beim Transfer getan?
    Wir konnten einiges erreichen. Ein Beispiel ist der Digital Hub INDUSTRY, in dem wir zusammen mit kleinen und mittelständischen Unternehmen in der Region maßgeschneiderte digitale Lösungen für die Industrie von Morgen entwickeln. Ein weiteres Beispiel ist das im Dezember 2024 gegründete Transferzentrum für nachhaltige Materialien, das matena innovate! center. Wir konnten uns in hartem Wettbewerb durchsetzen und die Hamburger Joachim Herz Stiftung für die Förderung unseres Standorts gewinnen. Hier entwickeln Forschungsteams der Universität und unserer Partnerinstitute neue Ansätze aus der Forschung bis zur Anwendungsreife. Im Fokus stehen Themen wie die stationäre Energiespeicherung für regenerative Energien, nachhaltige Futtermittel für die Aquakultur oder Sensormaterialien für die Wasserstoffwirtschaft. Zugute kommt uns eine veränderte Großwetterlage, wenn es um Transfer geht: Ihre Bedeutung wird gesellschaftlich zunehmend erkannt, ihr Image ist in den vergangenen Jahren deutlich besser geworden.

    © Volker Diekamp, Universität Bremen

    Expedition MSM 111 in der Baffin Bay: Im Besprechungsraum des Forschungsschiffs Maria S. Merian diskutieren Wissenschaftler über die ersten Ergebnisse einer Tiefseebohrung. Gemeinsam versuchen sie, die Schichtung des Ozeanbodens zu verstehen. „Wie sich später herausstellen sollte, lagen wir mit unseren ersten Interpretationen völlig daneben“, sagt der damalige Expeditionsleiter Michal Kucera (Bildmitte) heute.

    Sie sind Tscheche, haben in Prag studiert, in Schweden promoviert und Ihre wissenschaftliche Laufbahn führte sie über die USA, Großbritannien an mehrere Universitäten in Deutschland. Wie beurteilen Sie die deutsche Wissenschaftsszene im internationalen Vergleich?
    Die Freiheit der Forschung an deutschen Universitäten ist großartig. Sie müssen sich nicht durch Studiengebühren finanzieren und sind deshalb weniger kommerziell ausgerichtet als Hochschulen im angelsächsischen Raum. Dort hat die Lehre eine größere Bedeutung als in Deutschland, es gibt viele Tutorien für Studierende und die Gestaltung des Curriculums ist flexibler als in Deutschland. Während es hierzulande oft um das Einhalten von Regeln gilt, etwa bei der Lehrverpflichtung, wird in Großbritannien die Lehre bedarfsgerecht und flexibel im Kollektiv der Lehrenden verteilt. Große Pluspunkte für Deutschland sind wiederum die hervorragende Forschungsförderung und die weltweit einmalige Forschungsinfrastruktur. Sie machen das Land zu einer wissenschaftlichen Großmacht. Ich zum Beispiel profitiere sehr von Zugang zu exzellenten meereswissenschaftlichen Geräten und hochmodernen Forschungsschiffen. 

    Haben Sie noch Zeit für eigene Forschung?
    Ja, aber leider nicht mehr so viel wie früher. Deshalb starte ich derzeit keine neuen Großprojekte, sondern konzentriere mich auf die Auswertung der Ergebnisse vergangener Expeditionen. Da sind zum Beispiel Proben aus einer Tiefseebohrung, die wir 2022 bei einer von mir geleiteten Expedition in der Baffin Bay gewonnen haben. Hier erwarten wir neue Erkenntnisse zum Abschmelzverhalten der grönländischen Eiskappe in der Vergangenheit, die wichtig für unsere Zukunft in einem wärmeren Erdklima sind. Bei dieser Ausfahrt haben wir auch Sedimentkerne in Südgrönland gewonnen, die wertvolle Informationen über das Klima der letzten zehntausend Jahre enthalten. Sie werden uns helfen zu verstehen, warum die Wikinger ihre Siedlungen auf Grönland im 15. Jahrhundert verließen, nachdem sie vierhundert Jahre dort gelebt hatten. Die Expedition MSM 111 mit dem Forschungsschiff Maria S. Merian fand übrigens im Rahmen des Exzellenzclusters der Universität Bremen „Der Ozeanboden – unerforschte Schnittstelle der Erde“ statt, dessen Fortsetzung kürzlich bewilligt wurde.

    Lassen Sie uns noch einmal auf die die GDNÄ-Tagung 2026 schauen: Auf was können sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer schon jetzt freuen?
    Auf faszinierende Vorträge zu aktuellen Themen in den Naturwissenschaften und ein tolles Begleitprogramm. Geplant ist zum Beispiel ein Empfang im Bremer Übersee-Museum. Das Haus mit seiner europaweit einzigartigen Sammlung aus Natur-, Völker- und Handelskunde feiert 2026 seinen 130. Geburtstag. Ein weiteres Highlight ist der Besuch im Universum Bremen  Das beliebte Wissenschaftscenter liegt direkt am Uni-Campus und lädt uns mit bei einer exklusiven Führung zum Mitmachen und Experimentieren ein.

    Saarbrücken 2018 © Robertus Koppies

    © Jan Rathke / Universität Bremen

    Prof. Dr. Michal Kucera, Konrektor der Universität Bremen und Geschäftsführer Wissenschaft der GDNÄ-Versammlung 2026 in Bremen.

    Zur Person

    Michal Kucera studierte Geologie in Prag und promovierte an der Universität Göteborg in Schweden. Es folgten Aufenthalte im kalifornischen Santa Barbara, in London und in Tübingen, ehe er 2012 nach Bremen an den Fachbereich Geowissenschaften und das MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen als Professor für Mikropaläontologie / Paläozeanographie wechselte. In seiner Forschung untersucht Michal Kucera den Einfluss des Klimawandels in der älteren und jüngeren Vergangenheit auf die marine Umwelt und deren Bewohner.

    Neben seiner Rolle im Vorstand des Excellenzclusters „Der Ozeanboden – unerforschte Schnittstelle der Erde“ war er Sprecher des deutsch-kanadischen Graduiertenkollegs ArcTrain und Mitglied der Senatskommission für Erdsystemforschung der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Seit September 2022 ist er Konrektor für Forschung und Transfer der Universität Bremen. 2025 wurde er in das Amt des Präsidenten der Wittheit zu Bremen gewählt, einer traditionsreichen wissenschaftlichen Gesellschaft der Freien Hansestadt Bremen. Und seit 2024 ist Michal Kucera Mitglied der GDNÄ und Geschäftsführer Wissenschaft für die 134. Versammlung der Naturforschergesellschaft in Bremen 2026.

    Saarbrücken 2018 © Robertus Koppies

    @ Raphael Morard

    Bei der Expedition MSM 111 überwachen Michal Kucera und ein Kollege am Arbeitsdeck des Forschungsschiffs die Entnahme eines Sedimentkerns.
    Zum Weiterlesen:

    Stefan Buchholz: „Diese Entwicklung dürfen wir nicht verschlafen“

    „Diese Entwicklung dürfen wir nicht verschlafen“

    Stefan Buchholz, Mitglied im Vorstandsrat der GDNÄ und deren designierter Generalsekretär, über seinen Weg in der chemischen Industrie, künstliche Intelligenz und Pläne für die Zukunft.

    Herr Professor Buchholz, Mitglied der GDNÄ sind Sie schon lange. Wie lange genau?
    Tatsächlich schon seit mehr als einem Vierteljahrhundert. Dazu gebracht hat mich Professor Heribert Offermanns, ein begnadeter Chemiker und Vorstandsmitglied der Degussa. Als Vorstandsassistent habe ich einige Jahre für ihn gearbeitet und zum Beispiel Reden für ihn geschrieben. Herr Offermanns war mein Mentor – er hat mich von den Qualitäten der GDNÄ überzeugt.

    Was hat Sie besonders angesprochen?
    Das große Themenspektrum und der fachübergreifende Ansatz in den Naturwissenschaften. Schon als Kind habe ich mich für die Natur in ihrer ganzen Fülle interessiert und war fasziniert von der Unendlichkeit des Weltalls. Als es dann ans Studieren ging, fiel es mir schwer, mich zwischen Chemie, Biologie und Physik zu entscheiden. Die Wahl fiel schließlich auf die Chemie, was im Nachhinein betrachtet richtig für mich war.

    Inwiefern?
    Weil die Chemie sehr viele Anknüpfungspunkte zu anderen Disziplinen bietet. Die spannendste Zeit meiner beruflichen Laufbahn waren die Jahre im Bereich Biotechnologie, in denen ich unter anderem mit Biologen, Physikern und Ingenieurwissenschaftlern zusammenarbeiten konnte. Das waren wunderbare interdisziplinäre Teams, die zu tollen Ergebnissen kamen. Ich denke zum Beispiel an fermentativ erzeugte Aminosäuren, die aus tierischem Material gewonnene Aminosäuren ersetzen. In der BSE-Krise war das eine wichtige und für das Unternehmen gewinnbringende Neuerung.

     © Evonik

    An einem großen Fermenter im Projekthaus Biotechnologie gibt Chemieingenieur Kai Boldt Daten zur Prozesssteuerung ein.

    Sie haben bei der damaligen Degussa angefangen und sind dem Unternehmen und seinen Nachfolgefirmen, heute Evonik,  bis zum Ruhestand treu geblieben. Eine akademische Karriere hat Sie nicht gereizt?
    Doch, grundsätzlich schon, die war ursprünglich mein Ziel gewesen, aber die Chemie war nach meiner Einschätzung, die ich im Studium gewonnen habe, relativ ausgeforscht, die grundlegenden Moleküle sind bekannt. Klar, man kann noch unendlich viele neue Moleküle herstellen, aber das war nicht mein Weg. Mehr interessierten mich dann die Innovation, die Nutzung von Wissen für neue Prozesse und Produkte. Spannend fand ich auch den Praxistransfer vom Forschungsergebnis in die großtechnische Produktion. Das ist schwierig, aber immer wieder gelingt er auch. Ein Beispiel sind die sehr hautfreundlichen, naturidentischen und biologisch abbaubaren Biosurfactants, die eines meiner Projektteams im letzten Jarhzehnt entwickelt hat: Heute werden sie etwa in Spülmitteln und Hautpflegeprodukten verwendet. Als Biotech-Verantwortlicher, der über mehrere Jahre nur Biologen und Ingenieuren als Mitarbeiter hatte, fühlte ich mich in der chemischen Industrie sehr wohl. 

    Der deutschen Chemieindustrie geht es derzeit nicht gut. Fehlt es an Innovation?
    Ja, aber nicht nur im Sinne von neuen chemischen Produkten. Wir haben schon sehr viele gute Produkte. Die chemische Industrie ist eine reife Industrie, die in einer gigantischen Transformation steckt. Energie und Rohstoffe sind teuer, Billigkonkurrenz und schwache Nachfrage drücken die Margen. Eine Konsolidierung ist unausweichlich, die chemische Industrie wird schrumpfen. Gleichzeitig wird sie dringend gebraucht, auch um dem Klimawandel zu begegnen und die Umwelt besser zu schützen. Gefragt sind jedoch radikal neue Ansätze. Chancen sehe ich in der Verknüpfung von Chemie und künstlicher Intelligenz, sie wird dem Fach einen großen Schub geben. Und diese Entwicklung dürfen wir nicht verschlafen.

     © Evonik

    Im Projekthaus Biotechnologie nimmt Projektleiter Dr. Stefan Verseck eine Probe aus einem Stahlbehälter.

    Das klingt nach einem guten Thema für die nächste GDNÄ-Versammlung 2026 in Bremen.
    Ja, tatsächlich ist dazu ein Beitrag vorgesehen. Geplant sind auch Vorträge zur industriellen Biotechnologie und zur elektrokatalytischen Gewinnung von grünem Wasserstoff. Den Nobelvortrag wird Benjamin List vom Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim halten. Er berichtet von seiner Forschung zur Organokatalyse, für die er 2021 den Chemie-Nobelpreis erhielt.

    In der GDNÄ sind Sie nicht nur Gruppenvorsitzender für das Fach Chemie, sondern auch designierter Generalsekretär. Anfang 2027 werden Sie das Ehrenamt von Michael Dröscher übernehmen. Was motiviert Sie?
    Die GDNÄ passt gut zu mir und meinem Interesse an grundsätzlichen und zugleich fachübergreifenden Fragen. Dafür steht die GDNÄ seit zweihundert Jahren. Das beeindruckt mich, das finde ich wichtig und gern trage ich zu ihrer künftigen Entwicklung bei.

    Haben Sie dafür schon Ideen?
    In meinem Studium an der Universität des 3. Lebensalters der Frankfurter Goethe-Universität. beschäftige ich mich derzeit intensiv mit Naturphilosophie. Dabei geht es auch um unsere Fähigkeit zur Naturerkenntnis und deren Grenzen. Wir lernen viel über Wissenschaftstheorien und Wissenschaftsgeschichte und diskutieren angeregt darüber. So ein Themenangebot könnte ich mir auch in der GDNÄ vorstellen. Dass Interesse an derart grundsätzlichen Fragen besteht, zeigt der große Zulauf zu meinem Studiengang.

    Saarbrücken 2018 © Robertus Koppies

    © Privat

    Prof. Dr. Stefan Buchholz, Chemiker, designierter Generalsekretär der GDNÄ.

    Zur Person

    Professor Stefan Buchholz studierte in Marburg Chemie und absolvierte am Max-Planck-Institut für Polymerforschung in Mainz mit einer Arbeit über monomolekulare Schichten seine Promotion. Anschließend ging Buchholz als Post-doc an die Harvard University in Boston. Seit 2011 ist er Honorarprofessor an der Universität Stuttgart. Seine berufliche Laufbahn begann der 63-Jährige bei der Degussa 1993 im Geschäftsbereich Industrie- und Feinchemikalien in Frankfurt. In den Jahren 1995 bis 1998 leitete er die Forschungsplanung und -koordination des Unternehmens und war Vorstandsassistent. Von 1998 bis 2000 arbeitete der Chemiker als Betriebsassistent am Degussa-Standort Antwerpen. 2000 übernahm er die Leitung des Projekthauses Biotechnologie, einer Forschungsgruppe, die sich schwerpunktmäßig mit Biokatalyse beschäftigte. Anschließend war Stefan Buchholz unter anderem vier Jahre lange Leiter des Bereichs Innovation Management C4 Chemie, bevor er im Jahr 2012 die Leitung der strategischen Forschungs- und Entwicklungseinheit Creavis und später die der Division Nutrition and Care übernahm. Im Jahr 2023 wechselte er in den Vorruhestand. Professor Buchholz wurde mehrfach ausgezeichnet; zuletzt erhielt er den Degussa Innovations-Preis für die Entwicklung neuer Fermentationsprozesse in der Pharmaproduktion. Er war und ist Mitglied in zahlreichen Gremien und Fachgesellschaften, hat vielfach publiziert und besitzt mehr als zwanzig Patente.

    Ferdi Schüth ist neuer Vizepräsident der Leopoldina

    Ferdi Schüth ist neuer Vizepräsident der Leopoldina

    Auszeichnung für den Chemiker, Katalyseforscher und künftigen Präsidenten der GDNÄ

    Bei der Jahresversammlung der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopolina in Halle wurde Professor Ferdi Schüth neu in das Präsidium der Akademie gewählt. Der Chemiker und Katalyseforscher ist Direktor am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim. Als derzeitiger Vizepräsident der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte wird er die Präsidentschaft der GDNÄ im Januar 2027 übernehmen. 

    Neben Ferdi Schüth wurden bei der Leopoldina-Jahresversammlung am 25. und 26. September auch die Professoren Thomas Lengauer sowie der Immunbiologe Thomas Boehm zu Vizepräsidenten gewählt. Der Mathematiker und Informatiker Lengauer hielt die Leopoldina Lecture bei der GDNÄ-Jahresversammlung 2018 in Saarbrücken zum Thema statistische Datenanalyse in der Zeit von Big Data. Thematischer Schwerpunkt der Leopoldina-Jahresversammlung 2025 war die künstliche Intelligenz. 

    Ferdi Schüth forscht unter anderem zur Wasserstoffspeicherung. Er entwickelte innovative Speicherlösungen und Materialien, die eine sichere und effiziente Lagerung von Wasserstoff ermöglichen und damit den Einsatz von Brennstoffzellen und erneuerbaren Energien unterstützen. 

    Die Leopoldina wird durch einen Vorstand und ein Präsidium geleitet. Das Präsidium trifft sich mindestens vier Mal im Jahr und bereitet alle wichtigen Entscheidungen der Akademie vor. Die Mitglieder des Präsidiums werden vom Senat gewählt, ihre Amtszeit beträgt fünf Jahre. Eine einmalige Wiederwahl ist möglich. Den Vorstand bilden die Präsidentin oder der Präsident und die Vizepräsidentinnen und -präsidenten. Diese werden für eine Amtszeit von fünf Jahren gewählt. Eine einmalige Wiederwahl ist möglich.

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    © Frank Vinken für MPI für Kohlenforschung

    Professor Dr. Ferdi Schüth

    Zum Weiterlesen:

    Konrad-Zuse-Medaille für Wolfgang Wahlster

    Konrad-Zuse-Medaille für Wolfgang Wahlster

    Der Altpräsident der GDNÄ wurde für herausragende Beiträge zur KI-Forschung geehrt.

    Die Gesellschaft für Informatik (GI) verlieh Professor Wolfgang Wahlster, dem ehemaligen Präsidenten der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte (GDNÄ) und langjährigen Vorsitzenden der Geschäftsführung des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI), die renommierte Konrad-Zuse-Medaille für Verdienste um die Informatik. Mit dieser Auszeichnung würdigt die GI die herausragenden wissenschaftlichen Leistungen und das außergewöhnliche Engagement eines Forschers, der die KI-Forschung in Deutschland und Europa nachhaltig geprägt hat. Die feierliche Verleihung fand am 17. September 2025 in Potsdam statt.

    Wolfgang Wahlsters wissenschaftliches Lebenswerk reicht von wegweisender Grundlagenforschung bis hin zum erfolgreichen Transfer in die industrielle Praxis. Internationale Anerkennung erlangte er unter anderem durch Pionierleistungen in den Bereichen Sprachdialogsysteme, multimodale Mensch-Maschine-Interaktion und Dolmetsch-Systeme für Spontansprache.

    Wolfgang Wahlster prägte das DFKI seit dessen Gründung und baute es in seiner Zeit als Vorsitzender der Geschäftsführung von 1997 bis 2019 zu einem der weltweit größten und renommiertesten KI-Forschungszentren aus. Unter seiner Leitung entwickelte sich das DFKI einem starken Kooperationspartner für die Industrie. Wahlster initiierte zahlreiche Leuchtturmprojekte, förderte den Transfer von Forschung in wirtschaftliche Anwendungen und vertrat Deutschland international als KI-Vordenker. Als Chefberater ist er dem DFKI weiterhin eng verbunden.

    GI-Präsidentin Christine Regitz sagt: „Wolfgang Wahlster ist nicht nur ein außerordentlich einflussreicher Wissenschaftler, sondern auch ein sehr erfolgreicher Hochschullehrer und Wissenschaftsmanager, der die europäische KI-Forschung maßgeblich geprägt hat. Darüber hinaus bringt er seine Expertise in politische und gesellschaftliche Debatten ein und bezieht klar Stellung, etwa zum Thema Datenethik.“

    Wolfgang Wahlster sagt: „Die Verleihung der höchsten Auszeichnung der GI ist für mich auch deshalb eine große Freude, weil sie der Künstlichen Intelligenz – meinem Forschungsgebiet in der Informatik seit nunmehr 50 Jahren – den angemessenen Stellenwert und die verdiente Anerkennung verleiht. Ich hatte das Privileg, mehrfach mit Konrad Zuse als einem der Väter des Computers längere Fachgespräche führen zu können. Ich hatte auch das Glück, die Geburt der KI in Deutschland mitgestalten zu dürfen, und veröffentlichte bereits 1975 mein erstes Forschungsresultat zu Sprachdialogsystemen, wie sie heute durch Chat-GPT weithin bekannt sind. Nach Phasen der Skepsis und manchen Rückschlägen ist es für mich eine Freude, nun die bislang größte Blütezeit der KI mitzuerleben.“

    Als Präsident der GDNÄ leitete Wolfgang Wahlster die 130. Versammlung der Naturforschergesellschaft im Jahr 2018 in Saarbrücken. Nach seiner Zeit im Präsidium engagierte er sich als Mitglied im Vorstandsrat für die Belange der GDNÄ.

    Wolfgang Wahlster ist in zahlreichen renommierten Wissenschaftsinstitutionen aktiv. Neben der GDNÄ zählen dazu die Akademie der Wissenschaften und Literatur in Mainz, die königlich-schwedische Nobelpreis-Akademie in Stockholm, die Nationalakademie Leopoldina, die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (acatech) und die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Als Doktorvater hat Professor Wahlster 77 Dissertationen betreut; 22 seiner ehemaligen Doktoranden sind heute selbst Lehrstuhlinhaber.

    Auszeichnung für herausragende Wissenschaftskommunikation

    Auszeichnung für herausragende Wissenschaftskommunikation

    Die Lorenz-Oken-Medaille 2025 geht an den YouTuber und Autor Jacob Beautemps

    Am 3. Dezember 2025 wird die Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte (GDNÄ) ihre Lorenz-Oken-Medaille im Rahmen des Forums Wissenschaftskommunikation in Stuttgart verleihen. Die Auszeichnung erhält der YouTuber, Moderator und Autor Jacob Beautemps für seine herausragenden Beiträge zur Vermittlung von Wissenschaft.

    Mit seinem Kanal „Breaking Lab“ sei Dr. Jacob Beautemps einer der erfolgreichsten Wissenschafts-YouTuber mit mehr als 700.000 Followern in Deutschland, heißt es in der Preisbegründung. Auch im linearen Fernsehen erreiche Beautemps eine breite Öffentlichkeit. In seinem Buch „Unsere Zukunft neu denken“ zeige er, wie Wissenschaft die Zukunft gestalten kann. „Er vermittelt komplexe Themen auf verständliche und innovative Weise und erreicht damit insbesondere junge Menschen“, urteilt das Auswahlgremium.

    In seinem Impulsvortrag „Der wichtigste Skill des 21. Jahrhunderts“ wird Jacob Beautemps in Stuttgart erläutern, warum diese Fähigkeit das Lernen ist. Wissen sei das Wertvollste, das wir besitzen, sagt der 32-Jährige, und der Transfer von Wissen essenziell für unseren Fortschritt. Doch gerade das Kommunizieren von Wissen komme in der Ausbildung zu kurz. Beautemps wird in seinem Vortrag sechs Regeln erfolgreicher Wissensvermittlung vorstellen. Wer sie beherzige, so Beautemps, dem höre das Publikum zu und behalte die Botschaft im Gedächtnis.

    © ‚5 gegen Jauch‘ (RTL)

    Wissenschaftsvermittler Jacob Beautemps in Aktion: Der designierte Träger der Lorenz-Oken-Medaille 2025 erreicht ein großes Publikum, darunter sehr viele junge Leute.

    Die Medaille erinnert an Lorenz Oken, der die GDNÄ im Jahr 1822 gründete – auch mit dem Anliegen, den Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu fördern. Die Auszeichnung wird alle zwei Jahre verliehen. Zu den Preisträgern zählen der Moderator und Regisseur Armin Maiwald („Sendung mit der Maus“), die Fernsehmoderatorin und YouTuberin Mai thi Nguyen-Kim und der Fernsehmoderator Gert Scobel („scobel“).

    Forum Wissenschaftskommunikation 2025

    Schwerpunkt des Forums Wissenschaftskommunikation 2025 ist das Thema Algorithmen, Plattformen und KI: Wissenschaftskommunikation im digitalen Wandel“. Es findet am 3. und 4. Dezember in der Liederhalle Stuttgart statt. Das Forum Wissenschaftskommunikation ist die größte Fachtagung für Wissenschaftskommunikation im deutschsprachigen Raum. Veranstaltet wird sie seit 2008 jährlich von Wissenschaft im Dialog (WiD), der gemeinsamen Organisation der deutschen Wissenschaft für Wissenschaftskommunikation. Die GDNÄ zählt von Anfang an zu den Mitgliedern.

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    © Boris Breuer

    Dr. Jacob Beautemps, Physikdidaktiker, Wissenschafts-YouTuber, Autor, Redner und Moderator.

    Zur Person

    Jacob Beautemps kam 1993 in Essen zur Welt. Nach seinem Master of Education in Physik und Sozialwissenschaften promovierte er 2024 am Institut für Physikdidaktik der Universität Köln zur Frage, wie Schüler mit YouTube-Videos lernen. Seit 2018 erreicht der 32-Jährige über seinen YouTube-Kanal Breaking Lab, den er gemeinsam mit i&u TV produziert, ein breites Publikum. Im Fokus stehen naturwissenschaftliche und technische Themen. Darüber hinaus tritt Jacob Beautemps als Redner und Gast in Fernsehsendungen auf. Er hat bereits mehrere Auszeichnungen erhalten, darunter 2024 den Preis für naturwissenschaftliche Publizistik der Deutschen Physikalischen Gesellschaft.

    Preisverleihung

    Die feierliche Verleihung der Lorenz-Oken-Medaille 2025 ist ein fester Programmpunkt des Forums Wissenschaftskommunikation 2025. Die Veranstaltung findet von 16:15 bis 17.45 in der Liederhalle Stuttgart statt und wird moderiert von Professor Michael Dröscher, dem Generalsekretär und Schatzmeister der GDNÄ. Die Begrüßung und Preisübergabe übernimmt der GDNÄ-Vizepräsident Professor Heribert Hofer, die Laudatio halten Kevin J. Yuan und Eric Andresen vom Jungen Netzwerk der GDNÄ. Anschließend wird sich Dr. Jacob Beautemps mit einem Impulsvortrag an das Publikum wenden.