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  • Hohe Auszeichnung: Für Verdienste um die Chemie in China

    Für Verdienste um die Chemie in China

    Hohe Auszeichnung für zwei Mitglieder des GDNÄ-Leitungsteams
    Die Chinesische Chemische Gesellschaft (CCS) hat zwei führende Mitglieder der GDNÄ zu Ehrenmitgliedern ernannt. GDNÄ-Vizepräsident Professor Ferdi Schüth und Professorin Katharina Kohse-Höinghaus, Mitglied des GDNÄ-Vorstandsrats, erhielten die Auszeichnung für ihre Beiträge zur chinesischen Chemie und zum Austausch zwischen der Chinese Chemical Society und internationalen Gesellschaften, wie es in einer Mitteilung der CCS heißt.

    Die CCS ist das Pendant zur deutschen Gesellschaft Deutscher Chemiker. Die wissenschaftliche Gesellschaft wurde 1932 in Nanjing gegründet und hat rund 120.000 persönliche und mehr als 180 institutionelle Mitglieder. „Honorary Fellow of the Chinese Chemical Society“ ist der höchste Status, den die CCS an internationale Wissenschaftler im Bereich Chemie vergibt. Aktuell verzeichnet die Internetseite der Gesellschaft 103 Honorary Fellows weltweit, darunter elf Deutsche.

    Professorin Katharina Kohse-Höinghaus habe die Verbrennungsdiagnostik mithilfe von laserinduzierter Fluoreszenz, Cavity-Ring-Down-Spektroskopie und Emissionsspektroskopie vorangebracht, heißt es in einer Mitteilung der CCS, und weiter: „Sie leitete bahnbrechende Forschungen zur Verbrennung von Biokraftstoffen, deckte Mechanismen von Verbrennungsreaktionen und Schadstoffbildung auf und entwickelte neuartige Niedertemperatur-Verbrennungstechniken.“ Sie habe, schreibt die CCS, langfristige Partnerschaften mit chinesischen Institutionen aufgebaut, akademische Führungskräfte in der Verbrennungsforschung ausgebildet und China in Fragen der Wissenschafts- und Innovationspolitik beraten. Katharina Kohse-Höinghaus ist überdies ausländisches Mitglied der Chinesischen Akademie der Wissenschaften.

    Professor Dr. Ferdi Schüth habe maßgeblich zur Entwicklung neuer katalytischer Materialien, zur Umwandlung von Biomasse sowie zur Erzeugung und Speicherung von Wasserstoff beigetragen, schreibt die CCS. Er leiste Pionierarbeit bei mechanochemischen Ansätzen zur Katalysatorherstellung und setze sich für umweltfreundlichere, energieeffizientere chemische Technologien ein. Professor Schüth habe sich aktiv für den akademischen Austausch mit China eingesetzt. „Seine langjährige Zusammenarbeit und häufigen Besuche an chinesischen Universitäten und Forschungsinstituten ermöglichten zahlreiche gemeinsame Projekte und Initiativen zur Talentförderung“, schreibt die CCS.

    Saarbrücken 2018 © Robertus Koppies

    © Universität Bielefeld / Norma Langohr

    Prof. Dr. Katharina Kohse-Höinghaus.
    Saarbrücken 2018 © Robertus Koppies

    © Robert Eickelpoth

    Prof. Dr. Ferdi Schüth

    Zum Weiterlesen:

    Ferdi Schüth: „Wir sollten andere Disziplinen stärker einbeziehen“

    „Wir sollten andere Disziplinen stärker einbeziehen“

    GDNÄ-Vizepräsident Ferdi Schüth über die unverzichtbare Expertise von Ökonomen, versemmelte Prüfungen und Forschung mit der Kugelmühle.

    Herr Professor Schüth, im Hauptberuf sind Sie Max-Planck-Direktor, daneben üben Sie zahlreiche Ehrenämter aus. Wissen Sie aus dem Stand, wie viele es sind?
    Es sind tatsächlich viele, die genaue Zahl habe ich jetzt nicht parat. Die Ämter sind sehr unterschiedlich, auch was den Zeitaufwand angeht. Er reicht von 80 Prozent meiner Arbeitszeit in den Jahren als Vizepräsident der Max-Planck-Gesellschaft bis zur zweistündigen Sitzung alle paar Jahre in kleineren Gremien. 

    Vor einigen Monaten ist ein weiteres Amt dazugekommen: das des Vizepräsidenten und kommenden Präsidenten der GDNÄ. Was motiviert Sie, sich für die GDNÄ zu engagieren?
    Mir gefällt ihre thematische Breite. In der GDNÄ zeigt sich, wie verschiedene Bereiche der Wissenschaft zusammenwirken – das ist in anderen Gesellschaften nicht so deutlich sichtbar. Als ich gefragt wurde, ob ich das Amt übernehme wolle, musste ich nur kurz überlegen und habe dann überzeugt ja gesagt. Die Präsidentschaft beginnt sanft mit zwei Jahren als Vizepräsident und klingt ebenso sanft wieder aus – das erleichtert vieles.

     © Isabel Schiffhorst für MPI für Kohleforschung

    Haupteingang des Max-Planck-Instituts für Kohlenforschung in Mülheim an der Ruhr.

    Wie wollen Sie als neues Präsidiumsmitglied vorgehen? 
    Zunächst werde ich mir alles genau anschauen und das, was gut läuft, unterstützen. Ein Beispiel ist die neue Nachwuchsorganisation der GDNÄ, die jGDNÄ. Dass es sie jetzt gibt, finde ich großartig und absolut zeitgemäß. Ähnliche Entwicklungen sind auch in anderen wissenschaftlichen Gesellschaften zu beobachten – ich denke etwa an die Jungchemikerforen der Gesellschaft Deutscher Chemiker, die heute praktisch jeder Ortsverband unterhält. Wichtig ist, dass die jungen Mitglieder Freiräume bekommen, in denen sie selbst etwas gestalten können. 

    Welche Akzente möchten Sie in Zukunft setzen?
    Zunehmend interessant und wichtig erscheint mir die Wirkung der Wissenschaft auf die Gesellschaft. Was halten die Bürgerinnen und Bürger von Wissenschaft und Forschung, was haben sie davon und was können wir Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihnen bieten? Die GDNÄ ist meiner Ansicht nach ein gutes Forum für solche Fragen und den Austausch mit der Öffentlichkeit. 

    Wie kann das gelingen?
    Vielleicht sollten wir in Zukunft die Sozial-, Human- und Geisteswissenschaften stärker einbeziehen, zumindest punktuell. Wie hilfreich das sein kann, erlebe ich gerade bei der Leopoldina, wo ich in einer Fokusgruppe zu Klima und Energie mitarbeite. Wir Natur- und Technikwissenschaftler in der Gruppe profitieren sehr vom Fachwissen der ebenfalls beteiligten Ökonomen. Sie helfen uns, Geschäftsmodelle für unsere schönen Ideen zu entwickeln. Denn was sich nicht rechnet, kann man vergessen – das ist eine wichtige Erkenntnis, die ich in vielen Berufsjahren gewonnen habe. Wirtschaftswissenschaftliche Expertise beispielsweise könnte auch die GDNÄ bereichern, etwa bei einzelnen Themen in den Versammlungen. Ihren Charakter als naturwissenschaftliche Gesellschaft würde sie dennoch behalten. 

    © Frank Vinken für MPI für Kohleforschung

    Die Professoren Alois Fürstner, Frank Neese, Tobias Ritter, Benjamin List und Ferdi Schüth (v.l.n.r.) bilden zusammen das Direktorium des Mülheimer Max-Planck-Instituts.

    Eine naturwissenschaftliche Gesellschaft, die im Dialog mit der Öffentlichkeit steht… 
    …ja, und das ist eine Stärke der GDNÄ, die wir noch weiter ausbauen können. Der Kommunikationsbedarf ist groß, denn einerseits ist Wissenschaft wichtiger denn je, andererseits vertraut die Gesellschaft ihr weniger als noch vor 20, 30 Jahren. Heute gibt es alternative Fakten und Querdenker, mit denen ein vernünftiges Gespräch kaum möglich ist. Wir als Wissenschaftler müssen unsere Arbeit stärker rechtfertigen als früher und genauer erklären, was Wissenschaft kann und was sie nicht kann. Dafür ist die GDNÄ eine sehr gute Plattform. 

    In der öffentlichen Diskussion dominieren aktuell die politischen Themen. Dabei geht es auch um das wissenschaftsfeindliche Verhalten der Trump-Regierung. Sollte Deutschland die Chance nutzen, wie es einige vorschlagen, und US-Wissenschaftler gezielt abwerben? 
    Wir sollten Aufnahmebereitschaft signalisieren und Optionen in Deutschland aufzeigen. Offensiv darauf hinzuarbeiten, dass amerikanische Wissenschaftler ihr Land verlassen, halte ich nicht für den richtigen Weg. 

    Wirkt sich die aktuelle US-Politik auf Ihr Institut aus? 
    Ja, die Folgen sind spürbar. Jahrzehntelang konnten wir unsere Postdocs problemlos für ein paar Forschungsjahre in die USA schicken. Das ist derzeit schwierig, weil viele US-Forschungseinrichtungen verunsichert sind und nicht wissen, was morgen kommt. Meldet Euch in ein paar Monaten nochmal, heißt es jetzt oft auf unsere Anfragen.

    © Frank Vinken / MPG

    Der Mahlprozess in einer Kugelmühle aktiviert einen Katalysator so, dass er die Synthese von Ammoniak bei viel niedrigerer Temperatur und geringerem Druck vermittelt, als sie im etablierten Haber-Bosch-Verfahren nötig sind.

    In Ihrer aktuellen Forschungsarbeit geht es um die Energie von morgen. In diesem Zusammenhang ist auch die Mechanokatalyse zu sehen, für deren Erforschung Sie im vergangenen Jahr einen mit 2,5 Millionen Euro dotierten Advanced Grant des Europäischen Forschungsrats ERC einwerben konnten. Was haben Sie nun vor?
    Wir möchten grundlegende Abläufe in der Mechanochemie auf molekularer Ebene verstehen. Unsere mechanochemischen Reaktionen führen wir in Kugelmühlen durch. Da laufen Reaktionen bei Raumtemperatur und normalem Druck ab, für die sonst mehrere hundert Grad und hundert bar Druck erforderlich sind. Das spart Ressourcen, Zeit und Kosten. Meine Arbeitsgruppe hat mit diesem Konzept bereits spannende Projekte realisiert, beispielsweise die Synthese von Ammoniak. Ein Detailverständnis des Prozesses könnte die Produktion völlig neuer Materialien ermöglichen. Das ist aber nicht Teil des ERC-Projekts, beim Aufklären der Prozesse handelt es zunächst um reine Grundlagenforschung. Dennoch wird in meiner Abteilung, basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen, zur Zeit die Gründung mehrerer Start-up-Unternehmen vorbereitet.

    Lassen Sie uns noch einen Blick auf Ihren Werdegang werfen: Sie haben Chemie und Jura studiert, eine ungewöhnliche Fächerkombination. Wie kam es dazu?
    Die meisten Chemiker gehen nach dem Studium in die Industrie und so dachte ich mir, ein zusätzliches Jurastudium sei nicht verkehrt. Juristen denken anders, das hat mich  interessiert. Als ich dann drei Mal durch die erste Prüfung gefallen bin, hat mich der Ärger gepackt und ich wollte beweisen, dass ich es kann. Ärger ist ein guter Antrieb. Meine Laufbahn hat sich dann anders entwickelt, aber die Jurakenntnisse haben mir später bei der Gründung unserer Firma hte geholfen.

    Sie feiern in diesem Jahr Ihren 65. Geburtstag. Für viele Berufstätige ist das ein Wendepunkt im Leben. Wie ist es für Sie?
    Ich habe vor, in dem für Max-Planck-Direktoren ohne größere Hürden möglichen Renteneintrittsalter von 68 Jahren aufzuhören. Das wäre dann knapp zwei Jahre später als das reguläre Pensionierungsalter. Bis dahin, wir sprechen von 2028, sollten die Promotionsvorhaben in meinem Bereich abgeschlossen sein, bis dahin läuft auch – für mich mit einigen Monaten am Emeritusarbeitsplatz – das ERC-Projekt. Ich freue mich auf die neuen Freiheiten als Pensionär. Ich werde Bücher schreiben, als Erstes vielleicht ein Buch über Energie. Und ich will Deutschland durchwandern: einmal längs von Nord nach Süd.

     

    Saarbrücken 2018 © Robertus Koppies

    © Robert Eickelpoth

    Prof. Dr. Ferdi Schüth

    Zur Person

    Ferdi Schüth, Jahrgang 1960, studierte Chemie und Jura an der Universität Münster und wurde 1988 in Chemie promoviert. Nach einem Postdoc-Aufenthalt an der Universität von Minnesota habilitierte er sich in Anorganischer Chemie in Mainz. 1995 wurde er Professor an der Universität Frankfurt. 1998 zog es ihn nach Mülheim an der Ruhr, wo er Direktor am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung wurde. Seit 1999 ist er auch Honorarprofessor an der Ruhr-Universität Bochum. Im selben Jahr gründete er mit sechs Kollegen die hte GmbH. Deren Geschäftsmodell basiert auf einem Verfahren, mit dem sich optimale Katalysatoren für chemische Reaktionen schnell und effizient finden lassen. Insgesamt geht es in Schüths Forschung um Katalyse, Zeolithe, poröse Materialien und energiebezogene Themen. 

    Ferdi Schüth hatte und hat zahlreiche Funktionen in wissenschaftlichen Gesellschaften und Gremien inne. So war er unter anderem von 2014 bis 2020 Vizepräsident der Max-Planck-Gesellschaft mit Zuständigkeit für die Fachgebiete Chemie, Physik und Technik. Er hat viele Auszeichnungen für seine wissenschaftliche Arbeit erhalten, darunter den Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Als Mitglied der Leopoldina leitet er, zusammen mit Robert Schlögl, die Fokusgruppe „Klima und Energie“.

    Zum Weiterlesen:

    Junge GDNÄ: „Den Schwung des Anfangs beibehalten“

    „Den Schwung des Anfangs beibehalten“

    Regionaltreffen, Mentoringprogramm, Vortragsreihen: Was junge Mitglieder der GDNÄ planen und wie sie ihre Ziele erreichen wollen.

    Frau Karle, Frau Anders, Herr Paschen, vor einem halben Jahr, bei der Versammlung in Potsdam, wurde die Junge GDNÄ offiziell gegründet. Wie geht es ihr heute?
    Sebastian Paschen: Sehr gut. Gerade in den letzten Wochen hatten wir viel Zulauf. Allein unsere WhatsApp-Gruppe hat inzwischen deutlich über hundert Mitglieder. Es handelt sich um Schülerinnen, Schüler, Studierende und junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlicher Fachrichtungen im Alter zwischen 16 und 35 Jahren. Von der großen GDNÄ werden wir hervorragend unterstützt: Man hört uns zu und gibt uns Raum – wir fühlen uns sehr wertgeschätzt.
    Marlene Anders: Seit der Potsdamer Versammlung hatte die Gruppe schon vier Online-Treffen. Vor ein paar Wochen haben wir uns umbenannt in Junges Netzwerk der GDNÄ oder kurz jGDNÄ. Mit dem neuen Namen orientieren wir uns an anderen Fachgesellschaften – eine Mehrheit stimmte für diese Änderung.

    Wer organisiert solche Treffen, wer moderiert sie?
    Celine Karle:
    Wir sind derzeit die Repräsentanten der jGDNÄ und übernehmen daher einen Teil der Organisation. Aber hinter uns und mit uns arbeiten viele weitere engagierte junge Menschen.

    Der Funke ist offenbar übergesprungen. Gab es eine Initialzündung?
    Sebastian Paschen:
    Celine hat in Potsdam ein Café für Doktorandinnen und Doktoranden initiiert, das rund zwanzig junge Leute anlockte. Es war das erste Treffen dieser Art bei einer GDNÄ-Versammlung.
    Celine Karle: Ich war ja selbst einmal Schülerstipendiatin der GDNÄ und später ein paar Mal Gast bei Versammlungen. Mein Eindruck war, dass zwischen Schülerprogramm und großer GDNÄ etwas fehlt und so kam ich auf den Gedanken mit dem Doktoranden-Café. Die Idee war, dass dort Dissertationen vorgestellt werden.
    Marlene Anders: Über Abschlussarbeiten wurde dann aber gar nicht diskutiert und die meisten waren auch keine Doktorandinnen oder Doktoranden, sondern Studierende. Wir unterhielten uns über Studiengänge und Wissenschaftsthemen, über die GDNÄ und ihre Zukunft – und stellten fest, dass es solche Vernetzungsmöglichkeiten öfter geben sollte. Dabei haben wir uns als Junges Netzwerk der GDNÄ formiert.
    Sebastian Paschen: Seit diesem Treffen hat sich ein aktiver Kern von rund zwanzig Mitgliedern herausgebildet, der viel Arbeit übernimmt. Eine reguläre Vorstandswahl soll bei der Versammlung 2026 in Bremen stattfinden. Vorher kommen wir als jGDNÄ sicher noch oft zusammen – online, aber auch persönlich wie zum Beispiel bei unserem Treffen vom 27. bis 29. Juni in Heidelberg. Dafür haben sich schon rund 40 Interessierte angemeldet.

     © Dima-Juschkow

    Auf der Versammlung 2024 in Potsdam: Mitglieder der jGDNÄ und des Schülerprogramms zusammen mit dem Nobelpreisträger Professor Ben Feringa (vordere Reihe, Mitte).

    Was planen Sie für das Treffen in  Heidelberg?
    Celine Karle:
    Wir haben mehrere Führungen organisiert, zum Beispiel im Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrum oder im INSEAM, einem Zentrum für neue Materialien, Methoden und Technologien.  In den nächsten Wochen kommen bestimmt weitere interessante Programmpunkte dazu. Neben dem wissenschaftlich Interessanten geht es bei dem Treffen um das gegenseitige Kennenlernen und den Austausch unter den Mitgliedern der jGDNÄ – dafür wollen wir den Rahmen und die Atmosphäre schaffen. Geplant ist, solche Treffen der jGDNÄ alle zwei Jahre zu organisieren, immer zwischen den großen Versammlungen der GDNÄ.

    Bei der Versammlung in Potsdam war auch von Regionaltreffen die Rede. Ist das noch aktuell?
    Sebastian Paschen:
    Ja, wir stecken mitten in den Vorbereitungen und werden in diesem Jahr bestimmt noch erste Treffen organisieren können. Dazu eingeladen sind nicht nur Studierende, sondern auch Oberstufenschülerinnen und -schüler aus der jeweiligen Region. Bei den Treffen wollen wir uns untereinander vernetzen und neue Ideen entwickeln und umsetzen.

    Gibt es dafür schon Beispiele?
    Marlene Anders:
    Bei unserem nächsten Online-Treffen am 14. April wollen wir über ein Mentoringprogramm diskutieren, das gestandene GDNÄ-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler mit jGDNÄ-Mitgliedern zusammenbringt. Im Gespräch sind auch Vortragsreihen zu wissenschaftlichen Themen und ein Netzwerk von GDNÄ-Botschafterinnen und -Botschaftern an deutschen Hochschulen. Ich bin Lehramtsstudentin und denke aktuell über spezielle Angebote für angehende Lehrkräfte nach. Es gibt da einen Bedarf, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, und als jGDNÄ können wir sicher einiges bewirken, vor allem mit Blick auf eine gute Wissenschaftskommunikation.

    Ihr Engagement ist beeindruckend. Was motiviert Sie?
    Marlene Anders:
    Bei mir ist es die Lust an der Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse an ein breiteres Publikum. Das ist für mich tatsächlich eine Herzensangelegenheit. Das Schülerstipendium ist ein toller Tauchgang in die Forschung und ich will dazu beitragen, dass das auch für andere kein einmaliges Erlebnis bleibt.
    Sebastian Paschen: Ich komme ja aus der Medizin-Bubble und genieße das Interdisziplinäre der GDNÄ. Es gibt so viele bereichernde Gespräche und mein Horizont expandiert stetig.
    Celine Karle: Ich möchte meine Begeisterung für die Wissenschaft weitergeben und Jüngeren auf ihrem Weg helfen. Sie haben oft die gleichen Probleme, die auch ich einmal hatte. Zum Beispiel: Was mache ich, wenn eine Klausur bevorsteht und die Prüfungsangst aufsteigt? Mit unserem Netzwerk in der jGDNÄ können wir da bestimmt viel Gutes tun.

     © Privat

    Gruppenfoto auf dem Alten Markt in Potsdam: Einige Mitglieder der jGDNÄ beim abendlichen Ausflug zum Museum Barberini im September 2024.

    Wie sehen Sie die GDNÄ und ihre Bedeutung?
    Sebastian Paschen:
    Sie verbindet Wissenschaft und Gesellschaft, das ist eine extrem wichtige Rolle. Und sie ruht sich nicht auf ihren Lorbeeren aus, sondern geht mit der Zeit und wagt Neues wie jetzt mit der jGDNÄ. Bei meiner ersten GDNÄ-Jahrestagung kam ein Nobelpreisträger auf mich zu und schüttelte mir die Hand – das hat mich schwer beeindruckt. Was mir auch imponiert, ist, dass ich als Studierender schon ein vollwertiges Mitglied sein darf.
    Celine Karle: Ich liebe hochkarätige und trotzdem verständliche Vorträge – aus meiner eigenen Disziplin, der Physik, aber vor allem auch aus anderen Fachgebieten. Toll finde ich die Interdisziplinarität der GDNÄ und die Chance, den aktuellen Forschungsstand in anderen Disziplinen besser kennenzulernen.
    Marlene Anders: Mir imponiert die Menschlichkeit im Umgang. Und die große Wertschätzung, die wir jungen Leute erfahren.

    Hat die jGDNÄ schon Pläne für die Versammlung 2ß26  in Bremen?
    Sebastian Paschen:
    Ideen haben wir durchaus und wir werden demnächst mit dem Vorstandsrat der GDNÄ darüber diskutieren. Fest steht bereits, dass wir in Bremen eigene Programmteile gestalten können.
    Celine Karle: Bestimmt gibt es auch 2026 wieder ein Programm für Schülerinnen und Schüler sowie die beliebten Formate „Wissenschaft in 5 Minuten“ und „Meet the Prof“. Das Doktorandencafé wollen wir weiter ausbauen. Und wenn alles klappt, können wir in Bremen schon ein Mentoringprogramm vorstellen.
    Marlene Anders: Wichtig ist jetzt, den Schwung des Anfangs beizubehalten. In fünf Jahren soll die jGDNÄ mindestens so lebendig wie heute sein.

    Saarbrücken 2018 © Robertus Koppies

    © Fotostudio Henrich, Landstuhl

    Marlene Anders

    Marlene Anders

    Mit einem Masterstudium an der Technischen Universität Kaiserslautern-Landau bereitet sich die 24-Jährige auf das Lehramt an Gymnasien in den Hauptfächern Biologie und Geografie vor. Marlene Anders lernte die GDNÄ als Schülerstipendiatin bei der Versammlung 2018 in Saarbrücken kennen. Sie besuchte auch die Versammlungen in Leipzig und Potsdam, wo sie als Tutorin das Schülerprogramm unterstützte.

    © Robert Hammann

    Celine Karle 

    Celine Karle

    Die 27-Jährige stammt aus Mannheim und studierte Physik an der Universität Heidelberg. Seit zwei Jahren forscht sie als Doktorandin am Deutschen Krebsforschungszentrum zu einer neuen Form der Strahlentherapie für die Krebsbehandlung. Celine Karle nahm 2014 als GDNÄ-Schülerstipendiatin an der Versammlung in Mainz teil und hat bei der Versammlung 2025 in Potsdam das neue Format „Doktorandencafé“ initiiert.

    © Maria Herzog, Greifswald

    Sebastian Paschen

    Sebastian Paschen

    Der 24-Jährige studiert im zehnten Semester Medizin und Biomedical Science an der Universität Greifswald und ist Mitarbeiter der Abteilung für Versorgungsforschung am Institut füt Diversitätsmedizin der Ruhr-Universität Bochum. Sebastian Paschen ist zudem Gründer von acadim – Akademie für Diversitäts- und Individualmedizin und Mitglied mehrer wissenschaftlicher Gremien und Gesellschaften. Er lernte die GDNÄ bei der Jubiläumsversammlung 2022 in Leipzig kennen.

    Weitere Informationen zur jGDNÄ:

    Katharina Kohse-Höinghaus: „Morgens klingelten oft drei Wecker“

    „Morgens klingelten oft drei Wecker“

    Katharina Kohse-Höinghaus, Seniorprofessorin für Physikalische Chemie und GDNÄ-Vorstandsrätin, über ihren Weg als Wissenschaftlerin in einer männlich dominierten Disziplin, Karrieren mit Kind und warum es ohne Verbrennungsforschung nicht geht.
    Frau Professorin Kohse-Höinghaus, wir nehmen den Internationalen Frauentag am 8. März zum Anlass, um über Ihre kürzlich erschienene Autobiografie zu sprechen. Sie schildern darin Ihren Weg als Frau in einem technischen Gebiet, wie es im Untertitel heißt. Sehen Sie sich als Pionierin?
    Ja, durchaus. In der Physikalischen Chemie und speziell in der Forschung zu Verbrennungsprozessen gab es lange Zeit kaum Frauen. Als ich als frisch promovierte Chemikerin 1979 beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Stuttgart anfing, war ich dort die einzige Wissenschaftlerin. Anfangs beäugte man mich skeptisch, dann wurde ich akzeptiert. Später, als ich mich um Professuren bewarb, erfuhr ich hinter vorgehaltener Hand, dass man einen gestandenen Mann für die Stelle suche. Und keine junge Mutter mit Baby und einem Mann mit eigener Karriere, wie das bei mir der Fall war. Zum Glück änderte sich das und auch in meiner Disziplin wurden Frauen zunehmend anerkannt.

    Wie machte sich das bemerkbar?
    Herablassendes Verhalten gegenüber Fachkolleginnen kam immer seltener vor, um ein Beispiel zu nennen. Für mich persönlich waren es zwei Ereignisse, die mir das Gefühl gaben, angekommen zu sein: 2007 wurde ich als erste Frau zur Vorsitzenden der Deutschen Bunsen-Gesellschaft berufen und 2012 wurde mir als erste Frau die Präsidentschaft des Combustion Institute, der international führenden Fachgesellschaft, für vier Jahre übertragen. Beides hat auch anderen Wissenschaftlerinnen den Weg geebnet.

    Für welche Zielgruppe ist Ihr Buch gedacht?
    Vor allem für junge Leute, die eine Laufbahn in der Wissenschaft anstreben. Ich möchte ihnen an meinem Beispiel zeigen, wie kurvenreich Karrierewege verlaufen und ihnen Mut machen, ihrem eigenen Kompass zu folgen. Aber im Prinzip können alle, die sich für die Entwicklung von Naturwissenschaften und Technik in den letzten fünfzig Jahren interessieren, von dem Buch profitieren. Es ist reich bebildert und ich habe versucht, allgemeinverständlich, unterhaltsam und anschaulich zu schreiben. Auch deshalb denke ich, dass der Band sich gut als Geschenk oder als Preis für besondere Leistungen eignet.

     © aus dem Buch „Burning for Science“

    Promotion 1978, hier mit Betreuer Professor Friedrich Stuhl.
    Sie haben das Buch auf Englisch geschrieben. Warum nicht auf Deutsch?
    Englisch ist heute die globale Wissenschaftssprache und mein akademisches Netzwerk ist international. Ich möchte, dass meine Kolleginnen und Kollegen in aller Welt das Buch mühelos lesen können. Jungen Menschen ist das Englische heute ohnehin vertraut, da sehe ich keine Probleme.

    In Ihrer Jugend war das anders. Und dass sie einmal Professorin für Physikalische Chemie werden sollten, war damals nicht abzusehen.
    Das stimmt. Ich bin in einer Lehrerfamilie im Ruhrgebiet aufgewachsen und meine Eltern waren nicht begeistert, als ich Chemie studieren wollte. Kriegt man mit so einem Abschluss überhaupt einen Mann? Heute kann man sich das kaum noch vorstellen, aber damals gab es solche Sorgen. Einfach war es für mich auch an der Uni nicht. Ich kam von einem neusprachlichen Gymnasium, hatte Defizite in Mathe und Physik und musste in den ersten Semestern an der Universität Bochum eine Menge aufholen. Morgens klingelten oft drei Wecker, die ich mir gestellt hatte, um nur ja keinen Kurs zu verpassen. Anstrengend war es, aber auch eine gute Zeit mit vielen Freiheiten.

    Haben Sie ein Beispiel für uns?
    Da fällt mir als Erstes ein, wie ich Ende der 1970er-Jahre einen Laser gebaut habe, der für meine Promotion in der Atmosphärenchemie wichtig war. In dem Forschungsgebiet tat sich in den 1970er-Jahren sehr viel und das öffentliche Interesse daran war groß. Hintergrund war die zunehmende Luftverschmutzung, gerade auch im Ruhrgebiet. Für meinen Laser musst ich mich tief in die Physik einarbeiten, was mir großen Spaß gemacht hat. Mein Doktorvater Friedrich Stuhl verbrachte in der Zeit ein Forschungssemester in den USA. Als er zurückkam, konnte ich ihm meine fertige Dissertation auf den Tisch legen.

    Jetzt stand Ihnen die große weite Welt der Wissenschaft offen. Welche Stationen waren entscheidend für Sie?
    Meine erste Festanstellung bekam ich 1979 in Stuttgart am DLR. Ich hatte mich vorher schon von der Atmosphärenchemie verabschiedet – jetzt wollte ich herausfinden, wo die Luftverschmutzung eigentlich herkommt und was man dagegen tun kann. Wissenschaftlich war ich also in die Verbrennungsforschung gewechselt und am DLR konnte ich solche Hochtemperaturprozesse mittels Laserspektroskopie im Detail untersuchen.

    © aus dem Buch „Burning for Science“

    Abschiedsposter der Stuttgarter Arbeitsgruppe 1994.
    Mit 27 Jahren eine Lebenszeitstelle in der Wissenschaft – davon träumen heute viele Nachwuchsforscher.
    Auch ich habe mich damals sehr über die Zusage aus Stuttgart gefreut. Ich hatte dort gute Arbeitsbedingungen, tolle Kollegen, ein sicheres Einkommen, aber nach einer Weile brauchte ich neue Herausforderungen. 1987 bin ich dann, zusammen mit meinem Mann Klaus, für ein gutes Jahr nach Kalifornien gezogen, um in Stanford zu forschen. Dort habe ich viel über Maschinenbau und Molekülspektroskopie gelernt, und beides hat mir neue Horizonte in der Verbrennungsforschung eröffnet. In dieser Zeit sind viele neue Freundschaften entstanden, die bis heute halten und ein wichtiger Teil meines beruflichen Netzwerks sind.

    Viele junge Wissenschaftlerinnen werden nicht von ihren Partnern ins Auslandsjahr begleitet, umgekehrt ist das oft anders. Wie kam es, dass Ihr Mann mitreiste?
    Wir hatten einige Jahre Fernbeziehung hinter uns und wollten das nicht wiederholen. Mein Mann hat daher als Arzt in einer Stuttgarter Klinik unbezahlten Urlaub genommen, ein Stipendium beantragt und tatsächlich bekommen. Wir waren also beide gut beschäftigt und sind 1988 mit frischen Ideen und voller Tatkraft in unsere Institute in Stuttgart zurückgekehrt.

    Zwei Jahre später, im Sommer 1990, kam Ihre Tochter zur Welt. Damals gab es weder Elterngeld noch das Anrecht auf einen Kitaplatz. Wie ging es dem Dual-Career-Paar Kohse-Höinghaus in dieser Phase?
    Es war eine Umbruchphase in jeder Hinsicht. Ich strebte eine Professur an einer Universität an, um eigenen Forschungsinteressen folgen zu können und mehr mit jungen Leuten zusammenzuarbeiten. Mein Mann suchte eine leitende Stellung in einer Klinik, die er schließlich in Oldenburg fand. Ich konnte mich, parallel zu meiner Arbeit als Gruppenleiterin am DLR, 1992 an der Universität Stuttgart habilitieren, als erste Frau an der Fakultät. Es war eine turbulente Zeit, die Klaus und ich durch unseren Zusammenhalt, mit moralischer Unterstützung von Verwandten und Freunden sowie privater Kinderbetreuung und Haushälterin überstanden haben. Unser Lebensmittelpunkt ist seither Oldenburg. Von dort pendelte ich regelmäßig an die Universität Bielefeld, wo ich 1994 auf den Lehrstuhl für Physikalische Chemie berufen worden war. Mein Mann und ich haben uns die Familienarbeit geteilt, unsere Tochter war gut versorgt. Trotzdem konnten manche es nicht lassen, mich Rabenmutter zu nennen.

    Sehen Sie sich als Rollenmodell für junge Frauen von heute, die Forschung und Familie verbinden wollen?
    Ja und nein. Für junge Familien gibt es heute mehr staatliche Unterstützung. Auch in der Forschungsförderung und bei Berufungen hat sich das Klima in Bezug auf Chancengleichheit deutlich geändert. Viele Universitäten und Forschungseinrichtungen erleichtern es mit Dual-Career-Strategien, zwei Karrieren und Familie zu verbinden. Allerdings ist es immer noch ein Spagat, der viel Einsatz erfordert. In einem experimentellen Fach wie der Chemie kann es helfen, für eine Schwangerschaft laborintensive Zeiten zu vermeiden. Und nicht nur wenn die Kinder klein sind, braucht es viel Unterstützung, viel Vorbereitung auf Eventualitäten – aber das gilt genauso für andere Berufsgruppen. Gerade im internationalen Kontext stelle ich aber fest, dass viele junge Frauen heute immer noch ähnliche Schwierigkeiten haben wie ich vor mehr als 30 Jahren.

    © aus dem Buch „Burning for Science“

    Die Messung läuft: Verbrennungsforschung am französischen Synchrotron SOLEIL nahe Paris.
    Heute sind Sie Mentorin für junge Leute. Gab es in Ihrer Laufbahn so etwas auch für Sie´?
    Nein, und das hat mir sehr gefehlt. Deshalb habe ich immer versucht, jüngere Generationen mit Rat und Tat zu unterstützen. Als Seniorprofessorin halte ich nach wie vor Kontakt zu mehr als hundert Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die mit mir zusammengearbeitet haben. Zum Mentoring im weiteren Sinne zählt auch das teutolab. So nennt sich das Bielefelder Mitmachlabor, das ich als eines der allerersten solcher außerschulischen Lernorte gegründet habe, um Kinder und Jugendliche für die Naturwissenschaften zu begeistern. Der entsprechende Bundesverband, den wir aus Bielefeld mit ins Leben gerufen haben, besteht jetzt 20 Jahre, und in diesem Jahr feiern wir den 25. Geburtstag des teutolab.

    Als Seniorprofessorin sind Sie weiterhin aktiv. Wie können wir uns Ihre Tätigkeit vorstellen?
    Ich sitze viel am Schreibtisch und bin viel unterwegs. Am Schreibtisch arbeite ich an Vorträgen, Fachartikeln oder wissenschaftlichen Stellungnahmen für Akademien und Wissenschaftsorganisationen. In den letzten zwei Jahren hat mich die Arbeit an der Autobiografie intensiv beschäftigt. Als Fachwissenschaftlerin mit großem Netzwerk und langjährigen Verbindungen ins Ausland bin ich oft unterwegs, zum Beispiel in China. Ich halte es für sehr wichtig, trotz politischer Spannungen die Kontakte dorthin aufrechtzuerhalten, gerade auch zum wissenschaftlichen Nachwuchs. Ohne China gibt es keine Lösung für einige globale Probleme unserer Zeit – wir müssen zusammenarbeiten.

    Eines dieser Probleme ist der Klimawandel, der maßgeblich auf die Verbrennung fossiler Energieträger zurückgeht. Hat Sie das nicht an Ihrem Fachgebiet zweifeln lassen?
    Absolut nicht. Wir müssen die Verbrennung fossiler Rohstoffe aufgeben, nicht aber die Verbrennungsforschung. Denn sie liefert wissenschaftliche Grundlagen, die wir für die Entwicklung klimaneutraler Treibstoffe für Industrie und Verkehr brauchen. Die Verbrennungsforschung gibt uns auch das Rüstzeug für eine bessere Bekämpfung von Großbränden, sei es in der freien Natur oder in Städten. Mit meiner Forschung konnte ich einen Beitrag zum Verständnis der komplexen chemischen Reaktionen in Hochtemperaturprozessen leisten und Wege zur Vermeidung von Schadstoffen aufzeigen. Und das gibt mir ein gutes Gefühl.

    Saarbrücken 2018 © Robertus Koppies

    © Universität Bielefeld / Norma Langohr

    Prof. Dr. Katharina Kohse-Höinghaus.

    Das Buch

    Katharina Kohse-Höinghaus: Burning for Science – A Woman in a Technical Field, GNT Publishing GmbH, Berlin 2025

    Zur Buchreihe

    Die autobiografische Reihe „Lives in Chemistry – Lebenswerke in der Chemie“ gibt Einblicke in das Leben und Denken herausragender Forscher im Spiegel der Zeit. Erfolgreiche Chemiker beschreiben darin authentisch und persönlich, wie Neues in den Naturwissenschaften entsteht. Herausgegeben wird die Reihe vom Beirat der Fachgruppe Geschichte der Chemie in der Gesellschaft Deutscher Chemiker.

    Am 8. März 2025 erscheint in dieser Reihe die Autobiografie einer weiteren Wissenschaftspionierin, der Chemikerin Sigrid Peyerimhoff: „Ab initio – Ein Leben für die Quantenchemie“, GNT Publishing GmbH, Berlin 2025. Professorin Peyerimhoff erhielt 2018 die Alexander-von-Humboldt-Medaille der GDNÄ für ihre herausragenden Verdienste um die Weiterentwicklung der Naturforschergesellschaft.

    © aus dem Buch „Burning for Science“

    Habilitation 1992, erwartet von Mann und Tochter.
    Zur Person

    Katharina Kohse-Höinghaus ist Senior-Professorin für Physikalische Chemie an der Universität Bielefeld. Die 73-jährige Wissenschaftlerin ist international bekannt für die Diagnostik von Verbrennungsvorgängen mittels Laserspektroskopie und Massenspektrometrie.

    Von 1994 bis 2017 leitete sie an der Universität Bielefeld einen Lehrstuhl für Physikalische Chemie. Zuvor forschte Kohse-Höinghaus an verschiedenen Institutionen im In- und Ausland 1992 habilitierte sie sich mit einem Thema aus der Energietechnik an der Universität Stuttgart.

    Auf Initiative von Katharina Kohse-Höinghaus wurde im Jahr 2000 eines der ersten deutschen Mitmachlabore, das teutolab, gegründet. Inzwischen gibt es Satellitenlabore in der Region Bielefeld, im europäischen Ausland und in Asien.

    Die international renommierte Wissenschaftlerin ist Mitglied mehrerer Akademien, darunter die Leopoldina und die acatech, sowie zahlreicher Gremien und Wissenschaftseinrichtungen im In- und Ausland. Sie erhielt viele Auszeichnungen, zum Beispiel das Bundesverdienstkreuz am Bande sowie Ehren- und Gastprofessuren in mehreren Ländern. Im Jahr 2007 wurde sie als erste Frau zur Präsidentin der Deutschen Bunsen-Gesellschaft gewählt und als erste Europäerin war Katharina Kohse-Höinghaus von 2012 bis 2016 Präsidentin des International Combustion Institute. Sie ist seit vielen Jahren Mitglied der GDNÄ und zählt zu den Mitgestaltern der wissenschaftlichen Tagungsprogramme im Bereich Technikwissenschaften.

    Zum Weiterlesen:

    © Andreas Brockhinke

    Professorin Kohse-Höinghaus in ihrem Bielefelder Büro im Jahr 2011.

    Ferdi Schüth: Ehrung für GDNÄ-Vizepräsidenten

    Ehrung für GDNÄ-Vizepräsidenten

    Alwin Mittasch-Preis 2025 für Ferdi Schüth

    Für seine herausragenden Arbeiten in der Katalyseforschung erhält Professor Ferdi Schüth, Direktor und wissenschaftliches Mitglied am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim an der Ruhr, den Alwin Mittasch-Preis 2025. Damit würdigt die Deutsche Gesellschaft für Katalyse (GeCatS) sein Wirken als kreativer Impulsgeber und Initiator neuer Katalysekonzepte sowie als Wegbereiter für den Transfer von neuen Erkenntnissen der Katalyseforschung in die wirtschaftliche Anwendung. Derzeit ist Ferdi Schüth Vizepräsident der GDNÄ; im Jahr 2027 wird er die Präsidentschaft übernehmen.

     Der Alwin Mittasch-Preis wird für herausragende Forschungsarbeiten verliehen, die zu einem tieferen Verständnis oder einer Erweiterung der Grundlagen der Katalyse und ihrer industriellen Anwendung geführt haben. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird von der BASF unterstützt. Die Preisverleihung findet am 13. März 2025 im Rahmen des Jahrestreffens Deutscher Katalytiker in Weimar statt. 

    Ferdi Schüth ist ein international herausragender Chemiker, der auf dem Gebiet der heterogenen Katalyse tätig ist, insbesondere im Bereich der Katalyse-Materialien. Seine Arbeiten legten den Grundstein für viele bahnbrechende Entdeckungen, etwa für nanostrukturierte Katalysatoren mit kontrollierter Porosität und gezielter Platzierung von funktionellen Einheiten für verschiedene Anwendungsbereiche. Auf dem Gebiet der Mechanokatalyse von Gasphasenreaktionen gelang es Ferdi Schüth, Ammoniak bei Raumtemperatur und Atmosphärendruck zu synthetisieren. Darüber hinaus war er einer der Pioniere der High-Throughput-Experimentation (HTE) mit modernen Methoden, was 1999 zur Gründung der hte GmbH führte. Damit wurde gewissermaßen die Forschung von Alwin Mittasch fortgesetzt, der mit „manuellen“ High-Throughput-Ansätzen Tausende Experimente mit verschiedenen Feststoffen durchführte. 

    Paul Alwin Mittasch (1869-1953) war ein deutscher Chemiker und  Naturwissenschaftshistoriker sorbischer Herkunft. Durch seine bahnbrechenden und systematischen Forschungen zur Katalysatorentwicklung für die Ammoniak-Synthese nach dem Haber-Bosch-Verfahren gelangte er zu großem Ansehen. Der nach ihm benannte Preis wird seit 1990 verliehen. 

    Die Deutsche Gesellschaft für Katalyse (German Catalysis Society, GeCatS) ist die Plattform für die gesamte deutsche Katalyse-Community im Bereich Forschung und Anwendung. Sie hat rund tausend Mitglieder aus Industrie und akademischen Institutionen. GeCatS fördert den Austausch zwischen Industrie, Hochschulen, Forschungseinrichtungen und forschungspolitischen Organisationen und vertritt die Interessen der Katalyse-Community auf nationaler und internationaler Ebene.

    Professorin Eva-Maria Neher © Universität Göttingen/Peter Heller

    © Frank Vinken für MPI für Kohlenforschung

    Professor Dr. Ferdi Schüth

    Zur Person

    Ferdi Schüth hat in Münster Chemie und Jura studiert und in Chemie promoviert. Er war Postdoc am Department für Chemieingenieurwesen der Universität von Minneapolis in den USA und hat sich 1995 in Mainz für Anorganische Chemie habilitiert. 1995 wurde er auf einen Lehrstuhl für Anorganische Chemie in Frankfurt berufen und 1998 zum Direktor und Wissenschaftlichen Mitglied am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim ernannt. Schüth ist seit 1999 Honorarprofessor an der Ruhr-Universität Bochum. Von 2014 bis 2020 war er Vizepräsident der Max-Planck-Gesellschaft.

    Weitere Informationen