200 Jahre GDNÄ

Rückblick auf die Jubiläumsversammlung 2022

Jetzt ist es vorüber, das glanzvolle Fest der Wissenschaften, das wir in der prächtigen Atmosphäre der Leipziger Kongresshalle am Zoo feiern konnten. Es waren vier Tage voller anregender Begegnungen und Veranstaltungen. Nach mehr als zwei Jahren Corona-Pause konnten wir, ganz  im Sinne der Gründer unserer Gesellschaft, endlich wieder persönlich zusammenkommen.

Prominente Redner und Diskussionsteilnehmer stellten das Thema „Wissenschaft im Bild“ aus ihren unterschiedlichen Perspektiven dar. Es zeigte sich, wie interdisziplinär Wissenschaft heute ist und sein muss: Alle Wissenschaften streben danach, Bilder zu erzeugen, und sie nutzen dafür künstliche ebenso wie natürliche Intelligenz, den großen Instrumentenkasten der Informatik, ausgeklügelte Methoden der Physik und eigens konzipierte Bausteine der Chemie. Ein Beispiel: Um die Moleküle des Lebens immer genauer abzubilden, braucht es neue Farbstoffe und Markierungsstrategien, komplexe Licht- und Elektronenmikroskope, effiziente Algorithmen und einleuchtende Visualisierungen.

Auf der Reise durch wissenschaftliche Bilderwelten durften wir an technologischen und inhaltlichen Durchbrüchen teilhaben, etwa bei der Suche nach Exoplaneten, dunkler Materie und schwarzen Löchern, bei rasend schneller NMR-Bildgebung und einer Lichtmikroskopie auf Nanometerskala und in der Forschung an einzelnen Molekülen und Atomen.

Alle Redner waren wohlpräpariert zur Stelle, mit Vorträgen, die anspruchsvoll, verständlich und oft auch unterhaltsam waren. Und das nicht nur für die achthundert Gäste im Saal, sondern auch per Livestream, Instagram und Website-Tagebuch für viele andere, wie die beeindruckenden Nutzerzahlen zeigen. Sobald die Filme geschnitten sind, können Sie die Vorträge auf unserem Youtube-Kanal noch einmal anschauen.

Belebend waren die Diskussionen auf dem Podium, die neben der Sichtweise einzelner Sprecher weitere interessante Perspektiven eröffneten. So etwa beim Festnachmittag zu den Bildern von den Humboldt‘schen Expeditionen und von Forschungsreisen in die Tiefsee und ins Universum; am Sonntag dann zur beginnenden Revolution der RNA-Medizin.

Rund zweihundert Teilnehmer unseres Schülerprogramms brachten Frische und neue Impulse in die Diskussion. Die Dankbarkeit der jungen Menschen für dieses einzigartige Programm ist überwältigend! Auch das Gästebuch zeugt von glücklich-beseelter Resonanz: „konnten großartige Menschen kennenlernen“, „inspirierende Einblicke in Spitzenforschung“, „neue Bilder – neues Weltbild“, „in Begeisterung schwelgend“, „auf dass der Funke überspringe“, „beste Tagung ever“, „komme gern wieder“ – das sind nur einige Beispiele aus vielen handschriftlichen Danksagungen.

Allen, die zum Gelingen dieses Festes beigetragen haben, sei hier noch einmal gedankt: unseren Gästen, die von nah und fern anreisten, Mitgliedern und Nichtmitgliedern, Jüngeren und Älteren, allen Sprechern und Diskussionsteilnehmern, allen die bei der Vorbereitung und Durchführung halfen in Geschäftsstelle und Vorstand und im lokalen Team von Zoo und Kongresshalle um Jörg Junhold, der Stadt Leipzig und dem Land Sachsen für ihre Gastfreundschaft, der Nikolaikirche mit Sebastian Feydt, der an die friedliche Revolution von 1989 erinnerte, und den Musikern, die uns auf einen intensiven Streifzug durch die Musikgeschichte Leipzigs mitnahmen, den Schülerinnen und Schülern um Paul Mühlenhoff, dem Team Instagram aus Stuttgart um Alexander Mäder, dem Archiv der GDNÄ um Matthias Röschner und allen Ausstellern in der Expo, den Autoren und dem Team der Festschrift um Lilo Berg und Thomas Liebscher, allen Förderern, Spendern und Stiftern.

Nach der Tagung ist vor der Tagung: Die nächste Versammlung der GDNÄ wird im September 2024 in Potsdam stattfinden, dann unter der Leitung von Heribert Hofer. Für die Präsidentschaft 2025 und 2026 wurde Anke Kaysser-Pyzalla gewählt, die erste Ingenieurin, die der GDNÄ vorstehen wird. Die Planungen reichen also schon recht weit in die Zukunft.

Die Festversammlung hat gezeigt, dass die GDNÄ gebraucht wird und ein Zukunftsmodell besitzt, das sie weiterentwickeln und ausbauen kann: für einen intensiven Dialog zwischen Disziplinen, für ein belebendes Schülerprogramm, und für Wissenschaftskommunikation im besten Sinne!

Martin Lohse, Präsident der GDNÄ (2019-2022). 

 

Martin Lohse 2022 © MIKA-fotografie | Berlin

© MIKA-fotografie | Berlin

Prof. Dr. Martin Lohse

Zur Person

Seit 2019 ist er Präsident der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte: Martin Lohse, Professor für Pharmakologie und Toxikologie an der Universität Würzburg und Geschäftsführer des bayerischen Forschungsunternehmens ISAR Bioscience in Martinsried. Martin Lohse prägte die 132. Versammlung der GDNÄ in Leipzig durch das von ihm stammende Tagungsthema „Wissenschaft im Bild“, durch seine Kontakte zu exzellenten Wissenschaftlern und nicht zuletzt durch Ansprachen und Moderationen auf dem Podium. Für seine Forschung über G-Protein gekoppelte Rezeptoren erhielt er den höchsten deutschen Wissenschaftspreis, den Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Erst kürzlich machte ihn die Universität von Glasgow zu ihrem Ehrendoktor. Martin Lohse ist Herausgeber der Festschrift zum 200-jährigen Bestehen der GDNÄ „Wenn der Funke überspringt“.

Ausführlicher Lebenslauf unter: „Aufregende Zeiten für die Wissenschaft“