Hohe Auszeichnung aus China für Katharina Kohse-Höinghaus

Hohe Auszeichnung aus China für Katharina Kohse-Höinghaus

Chinesische Akademie der Wissenschaften nimmt die Chemikerin und GDNÄ-Vorstandsrätin als auswärtiges Mitglied auf

Katharina Kohse-Höinghaus ist Seniorprofessorin für Physikalische Chemie an der Universität Bielefeld und frühere Präsidentin des Combustion Institute. Sie vertritt den Bereich Ingenieurwissenschaften im Vorstandsrat der GDNÄ. Am 18. November 2021 teilte die Chinesische Akademie der Wissenschaften (CAS) mit, dass Katharina Kohse-Höinghaus als neues auswärtiges Mitglied zugewählt worden ist. Die langjährige Liste der ausländischen Mitglieder umfasst insgesamt nur etwa 100 Personen. Dazu zählen der Physiker Klaus von Klitzing, der Biochemiker Hartmut Michel sowie der Mathematiker Martin Grötschel. Gleichzeitig mit Kohse-Höinghaus wurde der Biologe Herbert Jäckle zugewählt.

Prof. Dr. Katharina Kohse-Höinghaus. © Foto Norma Langohr, Universität Bielefeld

Wolfgang Wahlster ist neues auswärtiges Mitglied in der Tschechischen Akademie der Technikwissenschaften

Wolfgang Wahlster ist neues auswärtiges Mitglied in der Tschechischen Akademie der Technikwissenschaften

Am 23. November 2021 wurde der GDNÄ-Altpräsident Professor Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Wahlster als auswärtiges Mitglied in die Tschechische Akademie der Technikwissenschaften (Cena Inženýrské akademie České republiky, EACR) in Prag aufgenommen.

Professor Wolfgang Wahlster vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) ist in Tschechien als wissenschaftlicher Pionier im Bereich Industrie 4.0 und Künstlicher Intelligenz bekannt. Sowohl für die Tschechische Republik als auch für Deutschland hat die industrielle Produktion große wirtschaftliche Bedeutung. In beiden Ländern wird die industrielle Künstliche Intelligenz als Innovationsmotor wahrgenommen.

Seit vielen Jahren kooperiert Wahlster mit Professor Vladimír Mařík in Prag, dem Gründer des Tschechischen Instituts für Informatik, Robotik und Kybernetik (CIIRC) der Tschechischen Technischen Universität Prag (CTU). Zusammen haben die beiden Wissenschaftler das mit 50 Millionen Euro geförderte Research and Innovation Centre on Advanced Industrial Production (RICAIP) ins Leben gerufen.

Die technikwissenschaftliche Akademie Tschechiens EACR ist eine Partnerorganisation der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech) und vertritt Tschechien in Euro-CASE, der europäischen Vereinigung aller technikwissenschaftlichen Akademien.

Wahlster © GDNÄE

GDNÄ-Altpräsident Professor Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Wahlster. © DFKI

Wolfgang T. Donner: Die GDNÄ nimmt Abschied von ihrem ehemaligen Generalsekretär

Wolfgang T. Donner

Die GDNÄ nimmt Abschied von ihrem früheren Generalsekretär

Von 1999 bis 2004 war Dr. Wolfgang Donner Generalsekretär der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte (GDNÄ). In dieser Funktion verantwortete der ehemalige Direktor der Bayer AG die organisatorische Vorbereitung und Durchführung bedeutender GDNÄ-Versammlungen. Am 5. Mai 2021 starb Wolfgang Donner im Alter von 86 Jahren im Kreis seiner Familie in Köln.

Der Präsident der GDNÄ, Professor Martin Lohse, sagt: „Wolfgang Donner hat die GDNÄ mit großem Engagement und zuverlässig als Generalsekretär geführt. Die gelungenen Versammlungen unserer Gesellschaft in Berlin, Bonn, Halle/Saale und Passau trugen seine Handschrift. Später stand er dem Vorstand beratend zur Seite und stellte seine Erfahrungen und Netzwerke in den Dienst der GDNÄ. Wir bleiben ihm und seiner Familie in Dank und Anteilnahme verbunden.“

Aus Breslau stammend, war Wolfgang Donner nach dem Krieg über zahlreiche Stationen zum Physikstudium nach Hamburg gekommen, wo er 1962 die Diplomprüfung ablegte. Dann zog es ihn an die Universität Frankfurt. Dort promovierte er und forschte einige Jahre als Assistent am Institut für Theoretische Physik. 1967 brach er, zusammen mit seiner Frau, per Frachtschiff nach Australien auf. Als Gastwissenschaftler an der Universität in Perth begann Donner mit der Arbeit an dem zweibändigen Fachbuch „Theorie der Kernspektren“ und baute sein computerwissenschaftliches Know-how aus. Seine berufliche Heimat sollte er bei der Bayer AG in Leverkusen finden, wo er 1968 eintrat und bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1997 blieb. Sein Arbeitsgebiet verlagerte sich in dieser Zeit immer mehr in Richtung Chemie, wobei er sich sehr für die Digitalisierung der Forschung einsetzte. 1987 wurde er dafür mit der Otto-Bayer-Medaille geehrt; 1990 folgte die Aufnahme ins Bayer-Direktorium.

Die GDNÄ wird Wolfgang T. Donner ein ehrendes Andenken bewahren.

Nobelpreisträger Paul J. Crutzen

Wolfgang T. Donner

Welterfolg mit „Industrie 4.0“

Welterfolg mit „Industrie 4.0“

Altpräsident Wahlster über die vierte industrielle Revolution.

Vor zehn Jahren fassten sie ihre Ideen zur Industrie der Zukunft erstmals unter dem Begriff „Industrie 4.0“ zusammen, jetzt freuen sich die Professoren Wolfgang Wahlster und Henning Kagermann über den globalen Erfolg ihres Konzepts. Die Wortmarke „Industrie 4.0“ ging viral und mit ihrer Vision von der digitalen Fabrik der Zukunft inspirierten die beiden Pioniere innovative Projekte weltweit. In einem ganzseitigen Beitrag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zeichnet der frühere GDNÄ-Präsident und Informatiker Wahlster zusammen mit dem ehemaligen SAP-Vorstandssprecher Kagermann die Karriere des Konzepts nach und entwerfen eine neue Vision für dessen zweite Halbzeit. Die Potenziale von Industrie 4.0 seien noch lange nicht ausgereizt, schreiben die beiden Experten. Sie plädieren für die vermehrte Nutzung Künstliche Intelligenz (KI) im industriellen Bereich, um die Herausforderungen einer zugleich nachhaltigen wie konkurrenzfähigen Ökonomie zu meistern. Auf der Hannover Messe vom 12. bis 16. April werde man den Erfolg des innovativen Konzepts aus Deutschland feiern, kündigt Wolfgang Wahlster an. Im Mai werde er die Pläne für die Phase der industriellen KI auf Regierungsebene vorstellen und mit Kanzlerin Angela Merkel und Wirtschaftsminister Peter Altmeier diskutieren.

Saarbrücken 2018 © Robertus Koppies
Im Gespräch auf der Hannover Messe: Henning Kagermann und Wolfgang Wahlster (rechts).

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„Sauber, kostenlos und unerschöpflich“

„Sauber, kostenlos und unerschöpflich“

Michael Tausch, Innovationsforscher an der Universität Wuppertal, über das gewaltige Potenzial der Sonnenenergie, veraltete Lehrpläne und sein Werben für die Chemie des Lichts

Herr Professor Tausch, woran arbeiten Sie gerade?
Ich erstelle derzeit Materialienpakete für den Chemieunterricht. Damit will ich Lehrern helfen, auch im Homeschooling lebendigen, gehaltvollen und zeitgemäßen Unterricht zu gestalten.

Wie können wir uns so ein Materialienpaket vorstellen?
Aktuell geht es um das Thema Licht – Farbe – Energie. Dazu stelle ich digitale Lernpfade aus Texten und Videos von Experimenten zusammen, wobei ich aus einem großen Fundus schöpfen kann. Vieles entnehme ich der allgemein zugänglichen Website „Chemie mit Licht“ meiner Arbeitsgruppe an der Universität Wuppertal, anderes aus meinen eigenen Veröffentlichungen zur Chemiedidaktik. Sobald wieder reale Experimente im Präsenzunterricht möglich sind, sollten die aufgezeichneten Versuche real durchgeführt werden – das ist die Idee.

Wie kommt Ihr Paket zu den Lehrern?
Sobald es fertig ist, schicke ich es an die verschiedenen Landesbildungsserver. Dort werden die Materialien integriert und den Schulen kostenlos zur Verfügung gestellt. Das kann recht problemlos laufen, wie die Erfahrungen mit früheren Lieferungen zeigen.

Warten die Lehrkräfte schon ungeduldig auf Ihr Materialienpaket?
Einige vielleicht schon (lacht). Das sind dann diejenigen, die uns kennen und unsere Materialien mit Gewinn im Unterricht einsetzen. Andere reagieren womöglich noch zurückhaltend auf das Angebot.

Woran liegt das?
Die Chemie mit Licht, fachsprachlich: Photochemie, ist noch nicht in den Lehrplänen angekommen – sie ist also kein Pflichtstoff. Auch im Studium hatten die meisten heutigen Lehrkräfte keine Berührung mit der Thematik. Manche schrecken davor zurück, weil sie die Materie für schwierig halten und glauben, man brauche teure Apparate und giftige Reagenzien für den Unterricht.

Ein Irrglaube?
Ja. Die Chemie mit Licht lässt sich mit ganz einfachen, harmlosen und kostengünstigen Chemikalien und Geräten vermitteln – nicht nur in den Sekundarstufen I und II, sondern teilweise auch schon im Kindergarten. Da gibt es wunderschöne, aussagekräftige Versuche mit Sonnenlicht, Flaschen und LED-Taschenlampen. Details finden sich auf der erwähnten Website „Chemie mit Licht“ und im gleichnamigen Lehrbuch, das sich an Studierende des Lehramts, Lehrkräfte und interessierte Laien richtet. In unseren Fortbildungsveranstaltungen kommt es übrigens regelmäßig zu Aha-Erlebnissen: Viele Lehrer erkennen dann, wie leicht die Photochemie sich in die bestehenden Curricula integrieren lässt – nicht nur im Chemie-Unterricht, sondern auch in anderen naturwissenschaftlichen Fächern.

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In einem Lehrgang zeigt Michael Tausch, wie man aus simplen Materialien eine photogalvanische Konzentrationszelle im Miniaturformat baut und damit Strom erzeugen kann.

Wie kommt es zu Ihrer Begeisterung für die Photochemie?
Ich habe mich schon als junger Forscher, damals noch am Forschungsinstitut für Organische Chemie in Bukarest, mit der faszinierenden Materie beschäftigt. Nach meiner Übersiedlung nach Deutschland arbeitete ich zwanzig Jahre als Lehrer für Chemie und Mathematik und entwickelte in dieser Zeit zahlreiche photochemische Versuche, um beispielsweise Prozesse der Photosynthese oder des Auf- und Abbaus von Ozon zu veranschaulichen. Schon damals zeichnete sich ab, dass Sonnenlicht die wichtigste und nachhaltigste Energieform des 21. Jahrhunderts sein wird. Seither hat sich in Forschung und Technik sehr viel getan – und als Professor versuche ich, dieses Wissen in die Lehramtsausbildung an der Universität und in die Schule zu bringen.

Derzeit trägt die Solarstrahlung nur begrenzt zur Energieversorgung bei. Was stimmt sie so optimistisch?  
Unter anderem das gewaltige Potenzial: Sonnenlicht ist sauber, kostenlos und praktisch unerschöpflich. Die Lichteinstrahlung nur eines Tages könnte ausreichen, um die gesamte Menschheit ein Jahr lang mit Energie zu versorgen. Durch Photovoltaik, Solarthermie und andere Verfahren nutzen wir diese Ressource nur zu einem kleinen Teil. Was wir brauchen, sind neue Technologien zur Umwandlung, Speicherung und effizienten Nutzung von Solarlicht. Mithilfe künstlicher Photosynthese lassen sich zum Beispiel klimaneutrale Treibstoffe und Grundchemikalien herstellen. Neuartige Materialien, opto-elektronische Bauteile und neue Verfahren der Mikro- und Nanoskopie – auch dazu kann die Photochemie beitragen.

Eine große Vision. Wie lässt sie sich realisieren?
Wir müssten so viel Sonnenlicht wie möglich einfangen. Ein paar Solarpaneele auf dem Dach reichen da nicht aus. In Zukunft könnten auch Fenster und Autodächer als Solarzellen dienen – entsprechende Ansätze gibt es bereits. Auch flexible Plattformen im Ozean, so groß wie mehrere Fußballfelder, könnten Sonnenlicht einfangen und sowohl photovoltaisch als auch photokatalytisch verfügbar machen. Der menschlichen Kreativität sind kaum Grenzen gesetzt – und sie will ich mit meiner Arbeit anregen.

Was haben Sie als Nächstes vor?
Hoffentlich ist die Pandemie bald vorbei. Ich kann es kaum erwarten, wieder auszuschwärmen und landauf, landab Workshops für Lehramtsstudenten und Lehrkräfte zu geben.

Saarbrücken 2018 © Robertus Koppies
Professor Tausch in seinem Büro in der Bergischen Universität Wuppertal.

Zur Person

Professor Michael W. Tausch (71) ist Seniorprofessor für das Fachgebiet Curriculare Innovationsforschung an der Bergischen Universität Wuppertal. Dort hatte er von 2005 bis 2018 den Lehrstuhl für Chemie und ihre Didaktik inne. Dieses Fach vertrat er zuvor (1996 bis 2005) als C3-Professor an der Mercator-Universität Duisburg. Von 1976 bis 1996 wirkte Tausch als Fachlehrer für Chemie und Mathematik an der Kooperativen Gesamtschule Weyhe. In diesem Zeitraum absolvierte er seine Promotion an der Universität Bremen und leitete Lehrerfortbildungskurse der Gesellschaft Deutscher Chemiker. Michael Tausch stammt aus Siebenbürgen, Rumänien, und siedelte nach Chemiestudium und wissenschaftlicher Tätigkeit am Institut für Organische Chemie Bukarest im Jahr 1975 nach Deutschland um. Mitglied der GDNÄ wurde Michael Tausch im Jahr 2006 bei der Versammlung in Bremen. Im Jahr 2015 erhielt er als erster Chemiedidaktiker den neu eingerichteten Heinz-Schmidkunz-Preis der Gesellschaft Deutscher Chemiker.

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Workshop „Lichtlabor Pflanze“: Michael Tausch vor Chemielehrkräften im November 2019 in Berlin.

Weiterführende Links:

Die GDNÄ trauert um ihr Mitglied, den Nobelpreisträger Paul J. Crutzen

Er entdeckte das Ozonloch

Die GDNÄ trauert um ihr Mitglied,
den Nobelpreisträger Paul J. Crutzen

Das langjährige Mitglied der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte (GDNÄ) Professor Paul J. Crutzen ist am 28. Januar 2021 im Alter von 87 Jahren verstorben. Paul Crutzen erhielt 1995 gemeinsam mit Mario J. Molina und F. Sherwood Rowland den Nobelpreis für Chemie für die Erklärung, wie Stickoxide die Ozonschicht zerstören und durch welche chemischen Prozesse das Ozonloch entsteht. 

„Paul Crutzen hat früh den Einfluss der Zivilisation auf die Umwelt in den Blick genommen, und wichtige Beiträge zur Erforschung des menschengemachten Klimawandels geleistet,“ sagt Martin Lohse, Präsident der GDNÄ. „Er hat als Erster gezeigt, wie menschliche Aktivitäten die Ozonschicht schädigen, und damit die Grundlage für das weltweite Verbot von ozonabbauenden Substanzen geschaffen.“ 

Paul Crutzen prägte zudem den Begriff Anthropozän, um das aktuelle Zeitalter zu beschreiben, in dem der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf atmosphärische, biologische und geologische Prozesse auf der Erde geworden ist und die Entwicklung des Planeten prägt. Er war ein großer Mahner angesichts zunehmend spürbarer Folgen von Eingriffen in die Umwelt. In den letzten Jahren fragte er sich besorgt, ob die Menschheit es noch früh genug schafft, den Klimawandel als ernsthaftes Problem zu erkennen und anzugehen. Auch deshalb war Crutzen ein überzeugter Vermittler zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft. 

Die GDNÄ wird Paul J. Crutzen ein ehrendes Andenken bewahren.

Nobelpreisträger Paul J. Crutzen

Nobelpreisträger Paul J. Crutzen