Schule trifft Wissenschaft

Schule trifft Wissenschaft

„I’m a Scientist, Get me out of here“ ist eine Online-Plattform im Bereich der Wissenschaftskommunikation, bei der Forscher, Techniker oder Manager aus allen Bereichen der Wissenschaft mit Schülern in einen Dialog treten. 

Das in Großbritannien entwickelte Online-Format wird dort bereits seit einigen Jahren sehr erfolgreich an Schulen eingesetzt. Nun betreut die Initiative Wissenschaft im Dialog die Plattform für die Teilnahme in Deutschland – ein Vorhaben, das die GDNÄ unterstützt. Die nächste Runde findet vom 15. bis zum 26. März 2021 zum Thema „Infektionen“ statt. Noch bis zum 14. Februar können sich Wissenschaftler dazu anmelden. 

In der Corona-Pandemie, in der Schulen parallel Distance Learning und Präsenzunterricht organisieren müssen, kann das neue Angebot für Schüler und Lehrer eine willkommene Abwechslung sein. Das kostenfreie Online-Angebot findet im geschützten Rahmen statt. Alle Teilnehmer werden auf der Webseite registriert. Geschulte Moderatoren begleiten die Live-Chats und pflegen den Fragenbereich. 

Wissenschaftler können in dem Projekt – das zeigen die bisherigen Erfahrungen – ihre Kommunikationsfähigkeiten verbessern, neue Perspektiven auf ihre Arbeit gewinnen und mehr über die Einstellungen von Jugendlichen zu Wissenschaft und Forschung lernen. Teilnehmenden Wissenschaftlern winkt zudem ein Preisgeld von 500 Euro, das sie in Projekte zur Wissenschaftskommunikation investieren können.

Saarbrücken 2018 © Robertus Koppies
„I’m a Scientist, Get me out of here“

Nähere Informationen finden Sie unter:

Die GDNÄ trauert um ihren Altpräsidenten Professor Wolfgang Gerok

Zum Gedenken

Die GDNÄ trauert um ihren Altpräsidenten Professor Wolfgang Gerok

Der ehemalige Präsident der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte (GDNÄ), der Mediziner Professor Wolfgang Gerok, ist am 16. Januar 2021 im Alter von 94 Jahren in Freiburg verstorben. Wolfgang Gerok war in den Jahre 1987 bis 1988 und 1990 Präsident der GDNÄ und leitete die 115. Versammlung in Freiburg und die 116. Versammlung in Berlin. 

„Wolfgang Gerok war einer der ganz großen Mediziner der Nachkriegszeit“, sagt der GDNÄ-Präsident Professor Martin Lohse. „Er wusste die klinische Medizin mit den Grundlagenwissenschaften zu verbinden: Das lebte er vor und gab es seinen Schülern und Freunden auf den Weg. Mit seinen Konzepten prägte Wolfgang Gerok die deutsche Wissenschaftslandschaft – und für die GDNÄ war er ein herausragender Präsident.“

Wolfgang Gerok kam 1926 in Tübingen zur Welt. Nach dem Medizinstudium in Tübingen und Freiburg wurde er Internist mit den Schwerpunkten Gastroenterologie, Hepatologie und Stoffwechselkrankheiten. Von 1968 bis 1994 hatte er den Lehrstuhl für Innere Medizin an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg inne und war Ärztlicher Direktor der Abteilung Innere Medizin II Medizinischen Universitätsklinik Freiburg. Von 1987 bis 1995 war Wolfgang Gerok Mitglied des Senats der Max-Planck-Gesellschaft. Als Vorsitzender des Gründungs- und Planungsausschusses für das Max Delbrück-Centrum für molekulare Medizin in Berlin-Buch schuf er zwischen 1991 und 1993 die Grundlagen für dessen erfolgreiche Arbeit. Wolfgang Gerok wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern, der Cothenius-Medaille der Leopoldina und der Ernst-Jung-Medaille für Medizin in Gold sowie mit dem Orden Pour le Mérite für Wissenschaft und Künste.

Die GDNÄ wird ihrem ehemaligen Präsidenten ein ehrendes Andenken bewahren.

Saarbrücken 2018 © Robertus Koppies

Wolfgang Gerok

„Es gibt kein schöneres Leben“

„Es gibt kein schöneres Leben“

Er ist ein international bekannter Herz-Kreislauf-Forscher, hochdekorierter Wissenschaftsmanager – und ehemaliger GDNÄ-Präsident: Im Gespräch erzählt Detlev Ganten von seinen Jahren als Wessi in einem Ost-Institut, dem Aufschwung der Wissenschaft und seinen Plänen für die dritte Lebenshälfte.  

Herr Professor Ganten, die Leitung des World Health Summit haben Sie gerade abgegeben, in Kürze erscheint ein neues Sachbuch aus Ihrer Schreibwerkstatt und zwischendurch engagieren Sie sich für das Wissenschaftsjahr Berlin 2021. Demnächst steht Ihr achtzigster Geburtstag an – finden Sie überhaupt Zeit, ihn zu feiern?
Zeit hat man immer für alles, was man für wichtig hält. Und mit Freunden gemeinsam zu feiern, aus welchem Anlass auch immer, hat in meinem Leben immer einen hohen Stellenwert gehabt. Ich hoffe diese besondere Zeit mit COVID-19 erlaubt das fröhliche Feiern im Freundes- und Kollegenkreis.

In einer Phase, in der viele es beruflich ruhiger angehen lassen, haben Sie Ihre hohe Taktzahl kaum reduziert. Was treibt Sie an?
Die Freude an der Aufgabe. Wissenschaftler haben ja das unschätzbar große Privileg, sich ihre Aufgabe selber auszuwählen. Es gibt kein schöneres Leben. Dazu kommt die Hoffnung, man könnte ja vielleicht etwas Bedeutsames erforschen und realisieren.

Sie bewegen sich seit Langem im deutschen Wissenschaftssystem und kennen es aus ganz unterschiedlichen Perspektiven: als Pharmakologie-Professor in Heidelberg und als Gründungsdirektor des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin im Osten Berlins, als Vorstandsvorsitzender der Helmholtz-Gemeinschaft und als Chef der Charité, um nur einige Ihrer Stationen zu nennen. Wie hat sich das System in dieser Zeit verändert?
Es ist erfreulicherweise vieles besser geworden. Deutschland hat in den letzten fünfzig Jahren wieder an seine große Wissenschaftstradition angeschlossen. In den Nachkriegsjahren hatte der wirtschaftliche Wiederaufbau zunächst Vorrang.  Mit Forschung und Wissenschaft ging es erst wieder in den 1970er-Jahren richtig los und die Wiedervereinigung brachte nochmal einen erheblichen Schub. Die finanzielle Förderung war gut und zuverlässig. Inzwischen ist auch die „Versäulung“ der Wissenschaft, also die Trennung von Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, nicht mehr so ausgeprägt wie früher, das System ist durchlässiger geworden. Wenn es um die wissenschaftliche Produktivität geht, rangiert Deutschland heute im internationalen Vergleich auf Platz vier. Das Land hat sich insgesamt wieder zu einem sehr guten, attraktiven Wissenschaftsstandort entwickelt.

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Willkommen in Berlin: Beim World Health Summit empfing Gründungspräsident Detlev Ganten zwischen 2009 bis 2020 alljährlich Tausende Experten aus Politik und Gesundheitswesen in der Bundeshauptstadt.

Sie sind 1991 aus dem beschaulichen Heidelberg weggegangen, um im Ostteil Berlins das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin aufzubauen. Ein großer Schritt, persönlich wie beruflich. Wie sind Sie die neue Aufgabe angegangen?
Nach meiner Ernennung zum Gründungsdirektor am 5. September 1991 bin ich sofort nach Berlin-Buch gefahren, um mich persönlich vorzustellen. Es herrschte eine angespannte Stimmung, die circa 2500 Mitarbeiter waren damals stark verunsichert. In ihren Augen war ich der unbekannte Wessi mit dem Auftrag, aus den drei Zentralinstituten der Akademie der Wissenschaften der DDR vor Ort etwas Neues zu formen. Das erregte natürlich Misstrauen, aber gleichzeitig spürte ich eine große Bereitschaft, die Chance der friedlichen Wiedervereinigung, die im Osten Deutschlands ihren Ursprung hatte, zu ergreifen und einen neuen Weg gemeinsam zu gehen. Für einige Wochen habe ich dann praktisch rund um die Uhr Gespräche geführt. Mein Büro war für alle Mitarbeiter jederzeit offen, abends gab es Flensburger Bier oder Rotwein und so haben wir uns auch persönlich besser kennengelernt. In dieser offenen Atmosphäre entstanden gemeinsame Konzepte und eine Aufbruchsstimmung, die alle erfasste und eine unglaubliche Kreativität freisetzte. 1992 konnten wir das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch feierlich gründen – auch der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker kam zum Festakt. Ich bin zwölf Jahre am MDC geblieben. Beruflich und menschlich war es eine der herausforderndsten und prägendsten Zeiten meines Lebens.

Flensburger Bier und Rotwein haben sicher dazu beigetragen: Aber was war es im Kern, das Ihre anfangs skeptischen Mitarbeiter umgestimmt hat? Anders gefragt: Wie wurde aus Misstrauen Aufbruchsgeist?
Wichtig waren der gegenseitige Respekt und das Zuhören. Ich wusste ja anfangs auch nicht genau, wie der Weg aussehen würde und war darauf angewiesen, ihn gemeinsam zu finden. Das habe ich meinen Mitarbeitern und Kollegen auch offen gesagt und das hat enorme Energien freigesetzt: Alle wollten zum Erfolg beitragen, auch die von Wissenschaftlern oft so gern gescholtene Verwaltung. Hinzu kommt die einmalige Geschichte des Standorts mit seinen weltberühmten Kaiser-Wilhelm-Instituten und später dann mit dem biomedizinischen Komplex rund um die Akademie-Institute der DDR ­– Buch war schon immer bekannt für seine wissenschaftliche Qualität. Den Kollegen dort war diese Tradition sehr bewusst und auch für mich wurde sie ein Kraftquell. Was sehr zum Erfolg beigetragen hat, waren die großen Freiheiten, die wir in den Aufbaujahren genossen: Die Politik ließ uns viel Spielraum bei unseren Entscheidungen.  

Das MDC sollte eine Forschungseinrichtung neuen Stils werden. Ist das gelungen?
Ich denke schon – aber das müssen andere beurteilen. Unser Konzept, die Erforschung von molekularen Grundlagen und zellulären Basismechanismen zusammen mit Klinikern zum besseren Verständnis von Gesundheit und Krankheit zu nutzen, hat sich bewährt. Mit flachen Hierarchien, vielen unabhängigen, jungen Arbeitsgruppen und der Möglichkeit, sich um Drittmittel bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft und anderen Fördermittelgebern zu bewerben, haben wir ein modernes, attraktives, agiles MDC geschaffen. Wir haben auch dafür gesorgt, dass Ergebnisse aus der Grundlagenforschung zügig Patienten zugutekommen und wirtschaftlich genutzt werden können. Die Zusammenarbeit mit der Charité Universitätsmedizin Berlin klappt hervorragend.  Direkt neben den Forschungslaboren ist ein Biotechnologie-Campus entstanden, der heute zu den bedeutendsten in Deutschland zählt.

In Ihrer Zeit als MDC-Chef haben Sie viele zusätzliche Aufgaben übernommen: Mehr oder weniger parallel waren Sie Mitglied des Wissenschaftsrats, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft und, von 1996 bis 1998, auch Präsident der GDNÄ. Wie kam es zu dieser Ämterfülle?
Diese zusätzlichen Aufgaben habe ich angenommen, weil dadurch neue Synergien für die Entwicklung des MDC möglich wurden. Die Erneuerung der Arbeitsgemeinschaft der Großforschungseinrichtungen zur Helmholtz-Gemeinschaft war ein Segen für uns und die gesamte deutsche Gesundheitsforschung. Und die Präsidentschaft der hochangesehenen GDNÄ empfand ich als Anerkennung für das neue MDC.

In Ihre Amtszeit fiel der 175. Geburtstag der GDNÄ, der mit einem großen Symposium in Lübeck gefeiert wurde. Was kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie zurückdenken?
Die wunderbare, gesellige, kollegiale Atmosphäre, die großartigen Gäste. Die Tradition, der lebendige Geist und die ausgewählten Vorträge auf höchstem Niveau: Das prägt bis heute mein Bild von der GDNÄ. Der Wissenschaftshistoriker Dietrich von Engelhardt hatte die Tagung vorbereitet und sie verlief glanzvoll. Sehr gern erinnere ich mich an die Teilnahme der damaligen Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth. Praktisch alle Präsidenten der großen deutschen Wissenschaftsorganisationen waren gekommen und es sind neue Freundschaften entstanden. Virchow, Helmholtz, die Humboldts – sie hätten Ihre Freude an dieser Tagung gehabt.

Ein Jahr später, im Jahr 1998, richteten Sie in Berlin die 120. Versammlung der GDNÄ aus. Sie trug den Titel „Informationswelt – Unsere Welten der Information“ – um was ging es genau?
Ein Schwerpunkt war zum Beispiel die Genomforschung. Neue Methoden der Gensequenzierung bei Modellorganismen und des Menschen ergaben eine bis dahin unbekannte Datenmenge mit neuen Möglichkeiten in der molekularen Medizin.  Über deren Chancen und Risiken wurde Ende der 1990er-Jahre ja weltweit sehr intensiv diskutiert. Deutschland war damals in einem Selbstfindungsprozess, es war eine Zeit des Umbruchs. Nach der Wiedervereinigung wurde Berlin 1999 ja Sitz der Bundesregierung.  Damals ging es auch um die neue Corporate Identity der Nation: „Großdeutschland“ oder „Land der Dichter und Denker“ – zwischen diesen Polen changierte die öffentliche Debatte. Berlin als eine Art Laboratorium der Wiedervereinigung war vor diesem Hintergrund natürlich ein hervorragender Ort für die Versammlung.

Inzwischen laufen die Vorbereitungen für die 200-Jahr-Feier der GDNÄ im Jahr 2022. Wie sehen Sie die Zukunft der traditionsreichen Gesellschaft?
Der fachübergreifende Austausch unter Wissenschaftlern und mit der Öffentlichkeit – das ist ja der GDNÄ-Markenkern – ist heute wichtiger denn je. Auch andere Wissenschaftsinstitutionen veranstalten jetzt große Tagungen mit öffentlichen Anteilen, ich denke zum Beispiel an die Leibniz-Gemeinschaft, die Max-Planck-Gesellschaft oder an die Leopoldina und die Länderakademien. Das ist eine gute Entwicklung.  Was die GDNÄ jedoch von anderen Wissenschaftsorganisationen unterscheidet: Sie hat Lehrer, Schüler und interessierte Bürger als Mitglieder. Mein Vorschlag wäre, künftig noch mehr nach außen zu gehen: mit hochwertigen Angeboten für die Mitglieder und starken Impulsen in die Gesellschaft. Da sehe ich einen großen Bedarf und zu solchen Initiativen leiste ich sehr gerne meinen Beitrag.

Saarbrücken 2018 © Robertus Koppies
Professor Detlev Ganten.

Zur Person

Prof. Dr. Ganten kam im März 1941 in Lüneburg zur Welt. Er studierte Medizin in Würzburg, Montpellier und Tübingen und erwarb den Titel „Philosophical Doctor, PhD“ an der McGill Universität in Montreal/Kanada. 1973 kehrte er nach Deutschland zurück, um eine Professur am Pharmakologischen Institut der Universität Heidelberg anzutreten. Nach dem Fall der Mauer wurde er 1991 als Gründungsdirektor an das Max- Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) nach Berlin-Buch berufen. Von 2004 bis 2008 war Ganten Vorstandsvorsitzender der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Von 1993 bis 1998 wirkte er als Mitglied des Wissenschaftsrats und von 1997 bis 2001 als Vorsitzender der Helmholtz-Gemeinschaft. Von 2002 bis 2007 war Detlev Ganten Mitglied im Nationalen Ethikrat, von 1992 bis 1998 Präsident der World Hypertension League und von 1996 bis 1998 Präsident der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte. Von 2009 bis 2020 leitete er als Gründungspräsident den World Health Summit.

Die Bluthochdruckforschung ist der wissenschaftliche Schwerpunkt Gantens. Für seine Verdienste erhielt er zahlreiche Ehrungen im In- und Ausland, darunter 1990 den Max-Planck-Forschungspreis, den japanischen Okamoto-Preis sowie den CIBA-Preis des Council für High Blood Pressure Research der American Heart Association (1992). Ihm wurde die Ehrendoktorwürde mehrerer Universitäten im In- und Ausland zuerkannt. Im Jahre 1997 erhielt er den Verdienstorden des Landes Berlin, 2000 das Bundesverdienstkreuz und 2003 die Ernennung zum Ritter der französischen Ehrenlegion. Detlev Ganten ist Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und weiterer Akademien.

Neben seinen wissenschaftlichen Veröffentlichungen hat Detlev Ganten mehrere populärwissenschaftliche Bücher (mit-)verfasst: „Leben, Natur, Wissenschaft: Alles, was man wissen muss“ (2005), „Die Steinzeit steckt uns in den Knochen“ (2009) und „Die Gesundheitsformel“ (2014). Sein neues Buch, eine zusammen mit Ernst Fischer erstellte Doppelbiografie über Hermann von Helmholtz und Rudolf Virchow, erscheint 2021 unter dem Titel „Die Idee des Humanen“.

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Meister ihres Fachs: Vor dem zentralen Gebäude des MDC in Berlin-Buch erinnert eine Büste an den Genetiker, Biophysiker und Nobelpreisträger Max Delbrück, der bis 1937 in Berlin forschte und dann in die USA auswanderte.

Weiterführende Links:

Leipzig 2022: Würzburg 2021 fusioniert mit 200-Jahrfeier der GDNÄ

Leipzig 2022

Würzburg 2021 fusioniert mit 200-Jahr-Feier der GDNÄ

Schweren Herzens hat sich das Präsidium der GDNÄ entschlossen, die Versammlung 2021 in Würzburg nicht durchzuführen, sondern sie mit der 200-Jahr-Feier der GDNÄ in Leipzig zusammenzulegen. Grund ist die Corona-Pandemie, die alle bisherigen Planungen obsolet macht. Die Jubiläumstagung findet vom 8. bis 11. September 2022 in Leipzig statt.

Für die ursprünglich im September 2020 vorgesehene Versammlung in Würzburg zum Thema „Wissenschaft im Bild“ war alles pünktlich vorbereitet. Viele GDNÄ-Mitglieder, ausgewählte Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Bürger hatten sich schon auf hochrangige Vorträge, Diskussionen und den persönlichen Austausch gefreut. Doch dann kam Corona und verlangte neue Lösungen. Im Frühsommer 2020 wurde die Würzburger Versammlung um ein Jahr verschoben. Das schien damals ein sicherer Abstand zu sein. Doch inzwischen überwiegt die Einschätzung, dass eine Präsenzversammlung auch im September 2021 ein zu hohes Risiko bedeuten würde. Daher die Entscheidung, Highlights zum Thema „Wissenschaft im Bild“ bei der Jubiläumsversammlung zum 200-jährigen Bestehen der GDNÄ am Gründungsort Leipzig zu präsentieren – zusammen mit neuen Themen, die im Laufe der nächsten Monate erarbeitet und dann auf dieser Seite vorgestellt werden.

Saarbrücken 2018 © Robertus Koppies

Die 200-Jahr-Feier der GDNÄ wird in der Kongresshalle am Zoo Leipzig
stattfinden.

Neuer Infoflyer: Kompaktes Porträt der GDNÄ

Neuer Infoflyer

Ein Porträt der GDNÄ im Kompaktformat

„Wissen in bester Gesellschaft“: Unter diesem Titel stellt sich die GDNÄ mit einer neuen Informationsbroschüre vor. Der sechsseitige Flyer im praktischen Format skizziert die große Tradition unserer wissenschaftlichen Gesellschaft, stellt das vielfältige Arbeitsspektrum vor und zitiert verdiente Mitglieder.

Beispielhaft sei Paul Mühlenhoff, der Leiter des GDNÄ-Schülerprogramms, genannt: „Bei der GDNÄ erleben Schüler, was erst 20 Jahre später in den Schulbüchern steht“. Der attraktive Flyer eignet sich hervorragend zur Gewinnung neuer Mitglieder. Gedruckte Flyer können Sie kostenfrei bei der Geschäftsstelle anfordern (E-Mail oder Anruf genügt). Als PDF in zwei unterschiedlichen Größen steht die neue Broschüre hier zur Verfügung:

Saarbrücken 2018 © Robertus Koppies
Saarbrücken 2018 © Robertus Koppies
„Wissen in bester Gesellschaft“: Neuer Infoflyer der GDNÄ

Heribert Hofer Wir haben eine Menge Ideen für die Zukunft

„Wir haben eine Menge Ideen für die Zukunft“

Heribert Hofer, Zoologe und designierter GDNÄ-Präsident, über seine Pläne für die nächsten Jahre, Wildtier-Forschung in Afrika und Naturschutz auf wissenschaftlicher Grundlage

Herr Professor Hofer, seit Anfang 2021 sind Sie Vizepräsident der GDNÄ. Was bedeutet Ihnen diese Aufgabe?
Sehr viel. Ich bin der GDNÄ ja schon seit vielen Jahren verbunden – zuletzt als Vorsitzender der Gruppe Biologie. Dass ich mich jetzt noch stärker für die älteste und größte interdisziplinäre wissenschaftliche Gesellschaft in Deutschland engagieren kann, empfinde ich als Ehre. Bis heute ist die GDNÄ eine feste Größe in unserem Wissenschaftssystem: Hier kommen führende Forscher zusammen, um über Fachgrenzen hinweg miteinander zu diskutieren und dabei die Öffentlichkeit einzubeziehen. Das ist einmalig und dafür bewundere ich die GDNÄ.

Welche Akzente möchten Sie als Vizepräsident setzen?
Mir liegt die Förderung der jungen Generation sehr am Herzen. Ein Beispiel dafür sind die Science Slams für Schüler, die ich bei den letzten Versammlungen in Greifswald und Saarbrücken initiiert und moderiert habe. Die jungen Leute hatten, glaube ich, großen Spaß und die Älteren schauten sich das gern an. In den kommenden Jahren möchte ich helfen, das wunderbare Schülerprogramm der GDNÄ weiter auszubauen und bundesweit zu verankern. Eine Idee ist, erfahrene Wissenschaftler als Mentoren zu gewinnen: Sie könnten unsere Nachwuchstalente individuell betreuen und längerfristig begleiten. Das Schülerprogramm soll eine zentrale Einrichtung der GDNÄ werden – das ist meine Vision für die Zukunft.

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Aus dem Landrover beobachtet Heribert Hofer das Verhalten von Raubtieren.

Sie sind heute ein international anerkannter Wildtierforscher und Institutsleiter. Wer hat Sie am Anfang Ihres Weges gefördert? Was hat Sie geprägt?
Ich bin in den 1960-er, 1970er-Jahren groß geworden, da gab es solche tollen Programme noch nicht. Beeinflusst haben mich vor allem einzelne Lehrer aus dem mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich und, ganz wichtig, bestimmte Bücher.   Woran ich mich gut erinnere, ist das Buch „Prinzip Eigennutz“ des deutschen Verhaltensforschers Wolfgang Wickler. Es erschien 1977, also ein Jahr nach Richard Dawkins´ Buch über das egoistische Gen. Mein Patenonkel hatte mir Wicklers Werk geschenkt und ich habe es regelrecht verschlungen. Sehr wichtig war auch die Evolutionäre Erkenntnistheorie des Physikers und Philosophen Gerhard Vollmer. Seine Bücher habe ich schon in der Schulzeit mit Begeisterung gelesen, wobei ich mich nicht mehr erinnern kann, wie ich auf sie gestoßen bin.  Was steuert das Verhalten? Nach welchen Regeln funktioniert sozialer Zusammenhalt? Wie zutreffend ist die Wahrnehmung der Realität? Das sind Fragen, die mich seither umtreiben.

Damit hätten Sie auch Sozialwissenschaftler werden können.
Dann hätte ich mich aber nicht mit Raubtieren beschäftigen können (lacht). Raubtiere sind sehr intelligente Lebewesen und ihr Verhalten im Freiland zu beobachten und daraus Schlüsse zu ziehen, ist unglaublich faszinierend.

Seit vielen Jahren beobachten Sie Tüpfelhyänen in der ostafrikanischen Savanne. Warum ausgerechnet Tüpfelhyänen?
Diese Raubtiere haben ein sehr komplexes Sozialverhalten und leben in weiblich dominierten Gruppen. Damit verhalten sie sich quasi spiegelbildlich zu der bei Säugetieren üblichen männlichen Dominanz. Um diese Besonderheit genauer zu erforschen, bin ich 1986 erstmals in die Serengeti gereist. Das ist ein tansanischer Nationalpark von der Größe Schleswig-Holsteins, in dem mehr als eine Million Gnus, Hunderttausende Zebras und Abertausende Büffel, Löwen, Hyänen und andere Großsäuger leben – so konzentriert, wie sonst nirgendwo auf der Welt. Mitten in der Serengeti, im Tal des Flusses Seronera, liegt ein internationales Forschungsinstitut mit Unterkünften für Wissenschaftler. Dort haben wir zwei Häuser gemietet und renoviert und da halte ich mich seit 33 Jahren regelmäßig zu Studienzwecken auf, oft zusammen mit meiner Frau, der Verhaltensökologin Marion East, und Teammitgliedern.

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Drei Gepardenmännchen rasten in der Serengeti.

Wie können wir uns das Forscherleben dort vorstellen?
Es ist ein einfaches Leben. Wir wohnen in recht simplen Hütten, die rund um das Institut verstreut liegen. Unseren Strom beziehen wir aus Photovoltaikanlagen, das Wasser kommt aus großen Tanks, die das Regenwasser vom Dach sammeln. Wer handwerkliche Fähigkeiten besitzt, ist im Vorteil: Ständig gibt es etwas zu reparieren – in der Hütte, am wissenschaftlichen Equipment oder am Landrover. Im Forschungsinstitut leben Wissenschaftler aus aller Welt, drei Viertel von ihnen sind Frauen. Geselligkeit gibt es eher wenig, denn alle sind vollauf mit ihren eigenen Projekten beschäftigt. Wir zum Beispiel verlassen unser Quartier immer sehr früh und bleiben lange weg, um die Hyänen im Zentrum der Serengeti zu beobachten. Die besten Zeiten dafür sind zwischen halb sieben und halb zehn morgens und zwischen halb fünf und acht Uhr abends – also um Sonnenaufgang und Sonnenuntergang herum.

Es handelt sich um Langzeitprojekte: Wie groß ist Ihr Datenschatz inzwischen?
Mittlerweile kennen wir die kompletten individuellen Lebensläufe von gut 2500 Hyänen über mehrere Generationen hinweg. Dazu können wir in unserem Studiengebiet bleiben, denn die Gruppenterritorien werden von der Müttergeneration an die Töchtergeneration weitergegeben.  Auch im Ngorongoro-Krater, das ist ein zweites im Südwesten der Serengeti gelegenes Studiengebiet, untersuchen unsere Mitarbeiter Hyänen – und das seit bald fünfundzwanzig Jahren.

Was haben Sie bisher über das Sozialverhalten der Tüpfelhyänen herausgefunden?
Eine zentrale Frage war von Anfang an, wie es zu der ausgeprägten weiblichen Dominanz kommt, welchen Vorteil sie hat und wie sie entstanden sein könnte. Ganz oben im Rudel steht ein Alpha-Weibchen, dann folgen in strenger Hierarchie andere Weibchen und alle männlichen Clan-Mitglieder stehen unter dem rangniedrigsten Weibchen. Das liegt nicht etwa an hormonellen Unterschieden, wie heute noch fälschlich in Lehrbüchern behauptet wird. Wir konnten vielmehr zeigen, dass weibliche Dominanz bei Tüpfelhyänen ein erlerntes Verhalten ist und letztlich auf einer pseudo-freiwilligen Selbstunterwerfung der Männchen beruht. Sie haben keine andere Wahl, weil die Weibchen Koalitionen bilden und die Männchen regelmäßig dominieren. Auch haben Männchen bei der Paarung nur dann eine Chance, wenn es ihnen gelungen ist, eine freundschaftliche Beziehung zu einem Weibchen aufzubauen.

Soziale Kompetenz ist also ein echter Vorteil?
Das ist ganz eindeutig so. Hinzu kommt, dass sich insbesondere junge Weibchen vor allem für frisch in das Rudel eingewanderte oder später als sie selbst geborene Männchen des eigenen Clans interessieren. Deshalb suchen sich kluge Männchen diejenige Gruppe im Umfeld aus, die die meisten jungen Weibchen aufweist und wandern ab.  Dadurch wird zugleich sehr erfolgreich Inzest vermieden, was durchaus ein Problem in einer Gruppenstruktur sein könnte, in der die jungen Weibchen weder die älteren Brüder noch ihren Vater kennen. Dafür konnten wir überzeugende Belege in unserer Langzeitstudie im Ngorongoro-Krater finden.

Seit 2000 leiten Sie das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung im Osten Berlins. Da noch selbst zu forschen, ist vermutlich gar nicht so einfach.
Das stimmt, aber eigene Forschung war mir immer wichtig. Leider kann ich nicht mehr so wie zu Anfang meiner Laufbahn monatelang in der Serengeti sein. Aber auf drei, vier Wochen Feldforschung im Jahr komme ich immer noch.

Eine große Rolle spielt an Ihrem Institut der wissenschaftsbasierte Naturschutz. Was genau ist darunter zu verstehen?
Ein gutes Beispiel ist die Lösung, die ein Team aus meinem Institut für den Konflikt zwischen Rinderfarmern und Geparden in Namibia gefunden hat. Im Dezember 2020 haben wir darüber im Fachjournal PNAS berichtet. In Zentralnamibia leben einige Hundert Individuen der seltenen Großkatzenart frei auf den Ländereien von Rinderfarmern. Gelegentlich erlegen die Geparde Rinderkälber, was zu erheblichen Konflikten führte. Wir haben uns mit den Viehzüchtern zusammengesetzt, deren Anregungen und Fragen aufgenommen und gemeinsam eine Forschungsstrategie entworfen. Gemeinsam haben wir es dann geschafft, 250 Geparde mit Funksendern zu versehen, um ihr Bewegungsverhalten und ihre Raumnutzung zu erfassen. Es stellte sich heraus, dass es besonders gefährliche Orte für Kälber gibt – nämlich dort, wo sich Geparden aus der Region regelmäßig treffen, um Informationen auszutauschen oder Paarungspartner zu finden.

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Gruppenbild im Grünen: Die Mitarbeiter des Instituts für Zoo- und Wildtierforschung auf der Wiese vor dem Forschungsgebäude in Berlin-Friedrichsfelde.

In Medienberichten wurden die Treffpunkte mit großstädtischen Szeneclubs verglichen.
Ja, so könnte man auch dazu sagen. Wir sprechen eher von Kommunikationszentren. Wenn die Farmer wussten, um welche Gebiete es sich dabei handelte – wir konnten ihnen das genau sagen, sofern wir auf ihrer Farm einen mit Sender ausgestatteten Geparden hatten – und dann ihre Herden während der Kalbzeit an andere Stellen verlegten, sanken die Verluste um mehr als 80 Prozent. Ein großer Erfolg, der nur durch die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern und Farmern möglich war. Unseren Part sehen wir darin, zusammen mit den Betroffenen Fragen zu sammeln und darauf wissenschaftlich begründete Antworten zu finden. Mit diesem Ansatz versuchen wir in Deutschland gerade, in der Auseinandersetzung um die Wiederbesiedlung von Wölfen zu einer Lösung zu kommen.

Wie stehen die Chancen?
Der Ausgang ist offen. Gegenüber Deutschland hat Namibia den Vorteil, dass dort sowohl von staatlicher Seite als auch von den Betroffenen selbst die Probleme ehrlich angesprochen und ernst genommen werden. Das ist in Deutschland so noch nicht der Fall. Hierzulande gehört der Wolf berechtigterweise zu den geschützten Arten, andererseits werden die Interessen der Landbevölkerung von Parlamentariern und Ministerien nicht ausreichend beachtet. Daher sind insbesondere die Schafzüchter, die sehr fragile wirtschaftliche Existenzen haben und sich aufwändige Schutzmaßnahmen nicht leisten können, sehr verärgert. In diesem Konfliktfeld bewegen wir uns.

Bereits jetzt ist Ihr Institut auf vielen Kontinenten aktiv und forscht zu einer erstaunlichen Fülle von Themen.  Lässt sich das noch toppen?
Ich denke schon. Wir haben jedenfalls eine Menge Ideen für die Zukunft. In den nächsten Jahren wollen wir zum Beispiel das Potential moderner Fernerkundung verstärkt einsetzen. Mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt entwickeln wir derzeit Methoden, um bedrohte Tierarten per Satellit aufzuspüren und in Fast-Echtzeit zu beobachten. Bislang werden die Bestände mit großem technischem und zeitlichem Aufwand erfasst. Relevante Informationen kommen oft viel zu spät. Mithilfe von Satelliten ließen sich auch Tierwanderungen auf großen Flächen besser beobachten, etwa in der Serengeti-Savanne. In einem anderen Projekt wollen wir Geier mit intelligenten Funksendern ausstatten, um Kadaver von Elefanten aufzuspüren, die Wilderern zum Opfer fielen. Die mit Hilfe künstlicher Intelligenz sachgerecht aufbereiteten Informationen könnten dann quasi in Echtzeit an Patrouillen und Strafverfolgungsbehörden weitergeben werden. Neueste molekularbiologische Methoden, maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz: Sobald wir all das zusammen einsetzen können, sind wir fit für die Zukunft – mit einem modernen, evidenzbasierten Natur- und Artenschutz.

Saarbrücken 2018 © Robertus Koppies
Prof. Dr. Heribert Hofer, Direktor des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung

Zur Person
Prof. Dr. Heribert Hofer (60) leitet das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin-Friedrichsfelde seit dem Jahr 2000. Bis 2017 war er zudem Leiter der Abteilung für Evolutionäre Ökologie an seinem Institut. Seit 2000 hat Hofer eine Professur für Interdisziplinäre Zoo und Wildtierforschung an der Freien Universität Berlin inne. Vor seiner Berliner Zeit war er von 1986 bis 1999 im Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie im bayerischen Seewiesen tätig – zunächst als Postdoktorand, später als selbstständiger Wissenschaftler. 1997 habilitierte er sich an der Ludwig-Maximilians-Universität München mit einer Arbeit über das Verhalten von Tüpfelhyänen in der Serengeti-Savanne.  Sein Studium der Zoologie begann Heribert Hofer an der Universität des Saarlandes und schloss es an der Universität Oxford mit der Promotion zum „DPhil“ ab.

Der international bekannte Wissenschaftler ist der GDNÄ eng verbunden. Er engagiert sich seit vielen Jahren auf mannigfache Weise: als gewählter Fachvertreter und Gruppenvorsitzender für das Fach Biologie sowie als Sitzungsleiter und Vortragender auf Versammlungen, etwa 2014 in Mainz, 2016 in Greifswald und 2018 in Saarbrücken. Besonders am Herzen liegt Heribert Hofer neben der Wissenschaftskommunikation mit der Öffentlichkeit auch die Förderung junger Talente im Rahmen des GDNÄ-Schülerprogramms. Im November 2020 wurde Professor Hofer von der Mitgliederversammlung zum neuen Vizepräsidenten gewählt; seit Anfang 2021 übt er die ehrenamtliche Funktion aus. Als Vizepräsident ist Hofer zugleich designierter Präsident der GDNÄ. Dieses Amt wird er im Jahr 2023 antreten. 

Hyänen-Zwillingspärchen © Marion L. East und Heribert Hofer

Schicksale der Serengeti: Das Bild zeigt zwei junge Hyänen-Zwillingspärchen, die gemeinsam aufwuchsen und deren Lebensweg Heribert Hofer und Marion East in einem Langzeitprojekt so umfassend wie möglich dokumentiert haben. Links steht eine dominante Schwester mit ihrem subdominanten Bruder; ihre Mutter hat zu diesem Zeitpunkt den niedrigsten Rang im der Hyänenrudel. Beide sind etwas kleiner als die Zwillinge rechts neben ihnen, die vom ranghöchsten Weibchen der Gruppe abstammen. Die dominante Schwester (2.v.r.) ist hier leicht größer als ihr subdominanter Bruder. Beide Würfe sind gleich alt, aber die Jungen der hochrangigen Mütter haben mehr Milch pro Tag erhalten als die Jungen der niedrigrangigen Mütter – daher die Größenunterschiede. Beide hier gezeigten Weibchen blieben ihr Leben lang in ihrer Geburtsgruppe; beide Brüder wanderten in andere, nicht untersuchte Gruppen ab.

Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung

Im Jahr 1992 gegründet, hat sich das Leibniz-IZW rasch zu einem international anerkannten Forschungsinstitut entwickelt. Es gehört zum Forschungsverbund Berlin e.V. und ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Erklärtes Ziel ist es, die Anpassungsfähigkeit von Wildtieren im Kontext des globalen Wandels zu verstehen und zum Erhalt von gesunden Wildtierbeständen beizutragen.

Am IZW arbeiten mehr als 200 Personen, darunter rund 50 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Die Forschungsprojekte zu einem großen Themenspektrum sind schwerpunktmäßig in Europa, Afrika und Südostasien angesiedelt. Das Spektrum reicht von Studien zu Wildtieren in der Stadt über die Gefährdung von Fledermäusen durch Windparks bis zur Fortpflanzung von Grottenolmen und der Erhaltung des Nördlichen Breitmaulnashorns.

Bürgerforschung wird am IZW großgeschrieben. Zuletzt lud das Institut Bürger in Berlin und Brandenburg ein, Eichhörnchen zu beobachten und ihre Ergebnisse für neue Forschungsprojekte zu dokumentieren.

Weitere Informationen: www.izw-berlin.de

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Eines der letzten Sumatra-Nashörner aus dem malaysischen Bundesstaat Sabah. Dort untersuchen IZW-Forscher seit 2009 die Gründe für den drastischen Rückgang dieser Art.

Weiterführende Links: