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    GDNÄ-Tagung 2024: Jugend und etablierte Wissenschaft im persönlichen Austausch

    Mehr als fünfhundert Teilnehmer, darunter hundertfünfzig Schülerinnen, Schüler und Studierende, hochkarätige Vorträge zu aktuellen Themen aus Chemie, Biologie, Informatik, Physik, Technikwissenschaften und Medizin, dazu ein lebendiger fachübergreifender, persönlicher Austausch – so lautet eine erste Bilanz der Tagung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte (GDNÄ) 2024 in Potsdam.

    Vom 12. bis zum 15. September 2024 hat sich die Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte zu ihrer 133. Versammlung im Campus Griebnitzsee der Universität Potsdam getroffen. Viele, die nicht vor Ort sein konnten, nahmen per Livestream an der Tagung teil.Im Mittelpunkt der Tagung stand das Thema „Wissenschaft für unser Leben von morgen“. Das Schülerprogramm mit Schülerinnen und Schüler aus der Region und Studierenden ist seit  Jahren ein fester Programmpunkt der GDNÄ-Tagungen. Durch die Gründung der Jungen GDNÄ während der Konferenz in Potsdam steigt der Stellenwert junger Menschen in der 202 Jahre alten Forschergesellschaft. Bei der 133. Versammlung diskutierten die jungen Leute mit namhaften Wissenschaftlern, darunter der Nobelpreisträger Ben Feringa. 

    „Ich finde es großartig, wie uns jungen Leuten hier eine Bühne geboten wird. Und dass wir kostenfrei und mit großer Wertschätzung an der Konferenz teilnehmen dürfen – im Hörsaal, bei Podiumsdiskussionen und in Gesprächen am Rande“, sagt Anne Marie Bobes. Die 18-jährige Abiturientin und künftige Maschinenbaustudentin siegte im GDNÄ-Science-Slam „Wissenschaft in 5 Minuten“. 

    Paul Mühlenhoff, der pädagogische Leiter des GDNÄ-Schülerprogramms, sagt: „In diesem Jahr hatten wir einen ganz besonders starken Zusammenhalt und eine enorm hohe Begeisterungsfähigkeit in der Gruppe. Die Junge GDNÄ hat sich intensiv auf alle Vorträge vorbereitet und war mehr denn je in das Programm integriert. Chapeau!” 

    GDNÄ-Präsident Professor Heribert Hofer sagt: „Die jungen Menschen, unsere Junge GDNÄ, finden bei uns exzellente Wissenschaft und Interdisziplinarität und das direkte Gespräch mit den Vortragenden. Das macht das Besondere an den GDNÄ-Tagungen aus. Und wer diesmal den Livestream verpasst hat, kann bald auf unserer Homepage alle Vorträge als Video anschauen.“ 

    Die 134. Versammlung findet im September 2026 in Bremen statt.

    Professorin Eva-Maria Neher © Universität Göttingen/Peter Heller

    © MIKA-fotografie | Berlin

    GDNÄ-Präsident Professor Heribert Hofer bei der Eröffnung der Tagung an der Universität Potsdam.

    „Wissenschaft in 5 Minuten“: Vier Fragen an Anne Marie Bobes

    Vier Fragen an Anne Marie Bobes

    Mit ihrem Vortrag „Wind2Light“ hat Anne Marie Bobes vom Markgraf-Albrecht-Gymnasium in Osterburg im nördlichen Sachsen-Anhalt den Wettbewerb „Wissenschaft in 5 Minuten“ gewonnen. Die 18-Jährige hat kürzlich Abitur gemacht und wird im Oktober ein Maschinenbaustudium an der Universität Dresden aufnehmen.

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    Frau Bobes, bitte stellen Sie Ihr Projekt kurz und möglichst allgemeinverständlich vor.
    Ich entwickle kleine Windkraftanlagen zur autarken Stromversorgung von Straßenlaternen. Im Sommer lässt sich das auch mit Solarpanelen erreichen, aber an dunklen Wintertagen wird es schwierig mit der Stromversorgung. Meine Rotoren produzieren so gut wie immer genug Strom für die Laternen, da reichen sogar die geringen Windgeschwindigkeiten, die vorbeifahrende Autos erzeugen. In den letzten fünf Jahren habe ich kleine, das heißt 50 Zentimeter hohe und 25 Zentimeter breite Rotoren aus Kunststoff entwickelt, die effizient, leise und kostengünstig herstellbar sind. Sie produzieren rund fünf Prozentpunkte mehr Strom als herkömmliche Anlagen und genug, um Straßenlaternen oder auch Ladesäulen für E-Bikes zu betreiben.

    Wie sind Sie dabei vorgegangen?
    Zuerst habe ich mir Turbinen, die bereits auf dem Markt sind, näher angeschaut, einige davon nachgebaut und im Windkanal getestet. Teststände hatte ich im Keller unseres Hauses und im Schulkeller errichtet. Meine Untersuchungen zeigten, dass existierende Helix-Anlagen aufgrund ihrer enormen Wirbelbildung für meine Zwecke nicht effizient genug sind. Ich habe dann stundenlang gerechnet, Algorithmen entwickelt und Simulationen im Computer laufen lassen – so lange, bis meine Festplatte durchgebrannt ist. Zum Glück konnte ich schnell eine neue kaufen und Rotoren planen, die ich dann im 3-D-Drucker hergestellt habe. Es sind unterschiedliche Modelle entstanden, deren Brauchbarkeit ich in diversen Kellern, aber auch an der TU Magdeburg prüfen konnte. Vor zwei Jahren habe ich meine Erfindung zum Patent angemeldet.

    Professorin Eva-Maria Neher © Universität Göttingen/Peter Heller

    © GDNÄ

    Die Erstplatzierten im GDNÄ-Wettbewerb „Wissenschaft in 5 Minuten“ mit ihren Urkunden (v.l.):  Sebastian Paschen und Moritz Roloff (3. Preis), GDNÄ-Präsident Professor Heribert Hofer, Anne Marie Bobes (1. Platz), Felix Gross (2. Platz).

    Da waren Sie erst 16 Jahre alt. Wer hat Ihnen geholfen?
    Ganz am Anfang war es mein Opa, in dessen Tischlerwerkstatt ich als Kind alles Mögliche bauen durfte. In der Schule hat mich mein Biologielehrer Michael Müller sehr gefördert. Er hat mir erste Impulse gegeben und dafür gesorgt, dass ich die Idee an der Schule weiterentwickeln konnte. Auch beim Patentantrag hat er mich enorm unterstützt. Der Förderverein meiner Schule hat die Antragskosten übernommen. Ganz wichtig war für mich der Jugend-forscht-Wettbewerb, an dem ich zum ersten Mal mit 13 Jahren teilgenommen habe. Mit Jugend forscht war ich schon in London, Los Angeles und Thessaloniki, wo ich mit meinen Turbinen an internationalen Wettbewerben teilnehmen durfte, und immer wieder vordere Plätze belegen konnte. Mit den Preisgeldern habe ich die nächsten Projektschritte finanziert. Demnächst erscheint im Magazin Junge Wissenschaft meine erste Publikation. 

    Was haben Sie jetzt vor?
    In ein paar Wochen beginnt mein Studium, darauf freue ich mich sehr. Und ich hoffe, dass ich in Dresden meine Windanlagen im Feld testen und näher an die Serienfertigung heranbringen kann. Umfassende Tests sind unbedingt erforderlich, um Sicherheit und Effizienz gewährleisten zu können. Ich habe bereits ein Angebot für eine Großfertigung bekommen, das ich aber abgelehnt habe, weil die Vorbedingungen eben noch nicht erfüllt sind. Parallel möchte ich neue Ideen voranbringen, zum Beispiel will ich herausfinden, warum Vögel so oft in Windkraftanlagen hineinfliegen. Biophysikalische Fragen interessieren mich zunehmend. Beruflich könnte ich mir eine Zukunft in der Luft- und Raumfahrt vorstellen. Deshalb ist es großartig, dass mir während der GDNÄ-Versammlung in Potsdam ein Praktikum im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt angeboten wurde. Ich nehme das Angebot sehr gern an.

    Professorin Eva-Maria Neher © Universität Göttingen/Peter Heller

    © Anne Marie Bobes

    Mit ihrem Vortrag „Wind2Light“ hat Anne Marie Bobes vom Markgraf-Albrecht-Gymnasium in Osterburg im nördlichen Sachsen-Anhalt den Wettbewerb „Wissenschaft in 5 Minuten“ gewonnen.

    GDNÄ wählt Ferdi Schüth zum Vizepräsidenten und künftigen Präsidenten

    GDNÄ wählt Ferdi Schüth zum Vizepräsidenten und künftigen Präsidenten

    Professor Ferdi Schüth ist neuer Vizepräsident der Naturforschergesellschaft GDNÄ. Der Direktor am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung wird die GDNÄ in den Jahren 2027 und 2028 als Präsident leiten.
    Die Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte (GDNÄ) hat den Chemiker Prof. Dr. Ferdi Schüth zum 2. Vizepräsidenten für die Jahre 2025 und 2026 gewählt. Die Wahl erfolgte bei der Mitgliederversammlung anlässlich der 133. Tagung der Naturforschergesellschaft, die noch bis Sonntag, 15. September, in Potsdam stattfindet. Ferdi Schüth ist Professor für Chemie und seit 1998 Direktor am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim an der Ruhr. Als 2. Vizepräsident der GDNÄ ist er fest vorgesehen für das Amt des Präsidenten in den Jahren 2027 und 2028.

    „Ich freue mich sehr auf dieses Amt“, sagt Professor Schüth und fügt hinzu: „Die verschiedenen Wissenschaftsgebiete sind heute stark fragmentiert und voneinander separiert. Da ist es von besonderer Bedeutung, dass eine integrierende Organisation wie die GDNÄ die Fachgrenzen abzubauen versucht, um übergreifende Probleme anzugehen und sich gegenseitig Impulse für deren Lösung zu geben.“

    Professorin Anke Kaysser-Pyzalla, Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt und designierte GDNÄ-Präsidentin für die Jahre 2025 und 2026, sagt: „Mit Ferdi Schüth kommt ein überaus engagierter und erfahrener Wissenschaftler in das Präsidium der GDNÄ. Als früherer Vizepräsident der Max-Planck-Gesellschaft und Mitglied in vielen wissenschaftlichen Organisationen ist er hervorragend vernetzt. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit.“

    Professorin Eva-Maria Neher © Universität Göttingen/Peter Heller

    © Frank Vinken für MPI für Kohlenforschung

    Professor Ferdi Schüth ist neuer Vizepräsident der Naturforschergesellschaft GDNÄ.
    Zur Person

    Ferdi Schüth hat in Münster Chemie und Jura studiert und in Chemie promoviert. Er war Postdoc am Department für Chemieingenieurwesen der Universität von Minneapolis in den USA und hat sich 1995 in Mainz für Anorganische Chemie habilitiert. 1995 wurde er auf einen Lehrstuhl für Anorganische Chemie in Frankfurt berufen und 1998 zum Direktor und Wissenschaftlichen Mitglied am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim ernannt. Schüth ist seit 1999 Honorarprofessor an der Ruhr-Universität Bochum. Von 2014 bis 2020 war er Vizepräsident der Max-Planck-Gesellschaft.

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    „Wissenschaft in 5 Minuten“ : Drei Fragen an Felix Gross

    Drei Fragen an Felix Gross

    Beim GDNÄ-Science Slam „Wissenschaft in 5 Minuten“ erreichte Felix Gross den zweiten Platz mit seinem Vortrag über Mustererkennung per künstlicher Intelligenz. Der 17-Jährige besucht die Bielefelder Marienschule, belegt dort Leistungskurse in Mathematik und Informatik und peilt nächstes Jahr das Abitur an. Sein Thema im Science Slam war „Sehen ohne Verstehen – Wie KI Bilder interpretiert“.

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    Können Sie Ihr Thema in wenigen Sätzen beschreiben?
    Vorgestellt habe ich die Funktionsweise von Convolutional Neuronal Networks, kurz CNN. Damit kann man bestimmte Muster in Bildern erkennen, zum Beispiel Zahlen, etwa eine Drei wahrnehmen. Konkret wende ich diese Methode an, um Schachroboter zu verbessern. Derzeit erlauben die Roboter ihrem Gegenüber auch bei schwierigen Positionen keine Pause. Mein Programm sorgt dafür, dass der Roboter ein wenig mit dem nächsten Schachzug wartet, und zwar die Zeitlang, die ein Mensch üblicherweise zum Nachdenken braucht.

    Wie sind Sie auf das Thema gekommen?
    Das hat sich mit der Zeit so entwickelt. Als Kind habe ich mich schon mit Robotern beschäftigt. Sachen, die eigenständig etwas machen, haben mich immer fasziniert. Vor einem Jahr habe ich dann mit dem Schachthema angefangen.

    Was haben Sie als Nächstes vor?
    Ich bewerbe mich gerade mit meinem Programm im Bundeswettbewerb Künstliche Intelligenz. Nach dem Abitur möchte ich Informatik studieren – wo, weiß ich noch nicht. Danach will ich in der KI-Forschungf arbeiten. Wenn das nicht klappt, kann ich mir auch vorstellen, einen Job in der Wirtschaft anzunehmen.

     

    Professorin Eva-Maria Neher © Universität Göttingen/Peter Heller

    © GDNÄ

    Beim GDNÄ-Science Slam „Wissenschaft in 5 Minuten“ erreichte der 17jähriige Felix Gross den zweiten Platz mit seinem Vortrag über Mustererkennung per künstlicher Intelligenz. 

    Eva-Maria Neher mit Alexander-von-Humboldt-Medaille ausgezeichnet

    Eva-Maria Neher mit Alexander-von-Humboldt-Medaille ausgezeichnet

    Bei der 133. Versammlung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte (GDNÄ) in Potsdam wurde die Alexander-von-Humboldt-Medaille an die Göttinger Professorin Eva-Maria Neher verliehen. Sie erhält die Auszeichnung für ihre naturwissenschaftliche Bildungsarbeit und ihr besonderes Engagement als Präsidentin und Vorstandsmitglied der GDNÄ.
    Im Rahmen der Eröffnungssitzung der 133. Versammlung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte (GDNÄ) am 13. September 2024 auf dem Griebnitzsee-Campus der Universität Potsdam wurde Prof. Dr. Eva-Maria Neher mit der Alexander-von-Humboldt-Medaille geehrt. Bei der Preisverleihung wies der amtierende Präsident der Naturforschergesellschaft, Professor Heribert Hofer, auf die herausragenden Beiträge der Preisträgerin zur Ausbildung junger Menschen im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich hin. „Eva-Maria Neher hat über viele Jahre das Schülerinnen- und Schülerprogramm der GDNÄ erfolgreich geleitet und zu einem zentralen Teil der Versammlungen entwickelt“, sagte Hofer. Darüber hinaus habe sie als Präsidentin und langjähriges Vorstandsmitglied die Entwicklung der GDNÄ entscheidend geprägt.
    Eröffnung der Büros Postplatz 1 © Paul Glaser

    © MIKA-fotografie | Berlin

    In ihrer Dankesrede unterstrich die Preisträgerin ihre Verbundenheit mit der GDNÄ, der sie auch künftig mit Rat und Tat zur Seite stehen wolle.

    Zur Auszeichnung

    Mit der Alexander-von-Humboldt-Medaille werden Persönlichkeiten geehrt, die in herausragender Weise zur Weiterentwicklung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte beigetragen haben. Die Medaille erinnert an den großen Naturforscher und Kosmopoliten Alexander von Humboldt (1769 bis 1859). Er trug entscheidend zur frühen Entwicklung der GDNÄ bei. Seit 2010 wird die Medaille im zweijährigen Rhythmus vergeben.

    Professorin Eva-Maria Neher © Universität Göttingen/Peter Heller

    © MIKA-fotografie | Berlin

    Eva-Maria Neher mit der Urkunde zum Alexander-von-Humboldt-Preis der GDNÄ. Links neben ihr: GDNÄ-Generalsekretär und Schatzmeister Michael Dröscher (mit Medaille), rechts GDNÄ-Präsident Heribert Hofer.
    Zur Person

    Honorarprofessorin Dr. Eva-Maria Neher studierte Biologie, Biochemie, Organische Chemie und Mikrobiologie in Göttingen und wurde 1977 promoviert. 1993 begann sie, Experimentalkurse in Chemie und Biologie an der Freien Waldorfschule Göttingen zu konzipieren und durchzuführen. Im Jahr 2000 gründete Eva-Maria Neher das XLAB – Göttinger Experimentallabor für junge Leute e.V. und leitete es bis 2018. Sie ist seit 2008 Vorsitzende im Vorstand der XLAB-Stiftung und seit 2014 Vorsitzende des Hochschulrats der Europa-Universität Flensburg sowie Präsidentin im Vorstand des Network of Youth Excellence e.V. Seit 2013 ist sie Mitglied im Vorstand und Vorstandsrat der GDNÄ. In den Jahren 2015 und 2016 war sie Präsidentin der Naturforschergesellschaft. Für ihr gesellschaftliches und wissenschaftliches Engagement wurde Neher vielfach geehrt.

    Eva-Maria Neher im Interview