„Lebhafte Diskussionen vor großem Publikum“
Von Professor Michael Dröscher, Schatzmeister und Generalsekretär der GDNÄ
Das Programm für Schülerinnen und Schüler ist zu einem der Markenzeichen der GDNÄ geworden – neben der wissenschaftlichen Exzellenz der Vorträge und dem interdisziplinären Austausch. Viele der jungen Menschen, die in den vergangenen Jahren am Programm teilgenommen haben, sind Mitglied bei der GDNÄ geblieben und kommen weiter zu den Versammlungen. Wir wollen möglichst viele von ihnen an die GDNÄ binden und haben deshalb die Junge GDNÄ gegründet.
Dank der großzügigen Zusagen der Heraeus-Stiftung, der AKB-Stiftung, der Stiftung Familienunternehmen und der Bayer Foundation, wesentliche Beiträge der Kosten für die jungen Teilnehmenden zu tragen, konnten wir das Schülerprogramm weitgehend aus den Zuwendungen finanzieren. Insgesamt nahmen 138 junge Leute teil, davon 98 Schülerinnen und Schüler, Auszubildende, Preisträgerinnen und Preisträger von Jugend forscht sowie 40 Studierende, wovon einige ehemalige Teilnehmende des Programms in Greifswald, Saarbrücken und Leipzig waren. Die meisten Schülerinnen und Schüler kamen aus Potsdam, Berlin und der näheren Brandenburger Umgebung. Aus Bielefeld, wo der Leiter unseres Schülerprogramms, Studienrat Paul Mühlenhoff, im gymnasialen Schuldienst tätig ist, reisten 27 Jugendliche an.
Es wurden rund 260 Schulen mit gymnasialer Oberstufe angeschrieben und um Nominierungen gebeten. Pro Schule konnten bis zu vier Kandidatinnen und Kandidaten benannt werden. Leider war auch in diesem Jahr der Aufwand, die Schulleitungen zur Teilnahme am Programm zu bewegen, ausgesprochen groß.
Die Gesamtzahl der Teilnehmenden war begrenzt durch die Zahl der Betten in der Jugendherberge. Es konnten zunächst auch alle Plätze gefüllt werden. Leider mussten einige der Schülerinnen, Schüler und Ehemalige ihre Teilnahme kurzfristig absagen, so dass am Ende insgesamt 138 Teilnehmende dabei waren.
Alle Teilnehmenden erhielten eine Vier-Tages-Karte für den Nahverkehr in Potsdam
Die Gesamtleitung des Schülerprogramms übernahm, wie schon bei den letzten Versammlungen, Studienrat Paul Mühlenhoff. Als Mentoren begleiteten Professor Heribert Hofer, Professorin Eva-Maria Neher, Professor Uwe Hartmann, Professor Peter Liggesmeyer, Professor Wolfgang Lubitz und Professor Michael Dröscher, unterstützt durch fünf Tutorinnen und Tutoren, die Teams. Die Last der Organisation trugen die Mitarbeiterinnen der Geschäftsstelle, Sylvia Landeck und Katja Diete.
© Dima-Juschkow
Workshops
Im Unterschied zum Ablauf in Leipzig hatten wir dieses Mal die Workshops auf den Samstag vor der Versammlung gelegt, um einen engeren Bezug zu den Vorträgen zu schaffen. Im Hotel Mercure Potsdam trafen sich am 7. September von 11.00 bis 17.00 Uhr 86 Teilnehmende in den sechs Fachteams Chemie, Biologie, Physik, Informatik, Technikwissenschaften und Medizin, um sich auf das Tagungsthema „Wissenschaft für unser Leben von morgen“ vorzubereiten. Aufgabe war es, die Arbeitsgebiete der Vortragenden zu erkunden, sich in die Vortragsthemen einzuarbeiten und Fragen zu entwickeln, die nach jeder Session in einer Podiumsdiskussion mit den Vortragenden und moderiert von den Session-Leitern diskutiert wurden. Am Donnerstagnachmittag, also noch vor Beginn der Versammlung, wurden diejenigen, die am Vorworkshop nicht hatten teilnehmen können, auf die Teams verteilt. Die Teams wählten jeweils drei bis fünf Vertreterinnen und Vertreter für die einzelnen Fachpodien aus.
Nach Abschluss der Vorbereitungen trafen sich die Teams mit den Mitgliedern des Vorstandes und des Vorstandsrats zum Meet-the-Prof-Austausch bei Snacks und Getränken im Foyer.
Auch dieses Jahr vernetzten sich die Teilnehmenden in einer WhatsApp-Gruppe, was die Kommunikation untereinander und mit der Leitung sehr erleichterte.
Science Slam zum Auftakt der Versammlung
Am Vorabend der offiziellen Tagungseröffnung fand erneut der beliebte Science Slam „Wissenschaft in 5 Minuten“ statt – auch diesmal moderiert von Professor Heribert Hofer und in Anwesenheit von rund 80 Prozent der Versammlungsteilnehmer. Die acht Beiträge wurden mit Beifallsstürmen bedacht. Den stärksten Beifall und damit den ersten Platz erhielt die 18-jährige Anne Marie Bobes. Sie berichtete über die Entwicklung kleiner Rotoren für Straßenlaternen. Die Rotoren können durch Windkraft ausreichend Strom zum Betrieb der Laternen erzeugen.
Die Titel der übrigen Kurzvorträge lauteten: „Alzheimer erkennen durch KI“, „Kranke Systeme auf der Suche nach einer fairen Gesundheitsversorgung“, „Polyme(e)re – ein Planet voller Plastik“, „Sehen ohne Verstehen – wie KI Bilder interpretiert“, „Kann man Fleisch im Labor herstellen“, „Epoxidharz“, „Ethanol-Gewinnung aus stärkereichen Abfällen“.
Nach der Siegerehrung wurde Dr. Stefanie Kaiser per Video zugeschaltet. Die Biologin faszinierte das Auditorium mit ihrem Bericht über die Tiefsee-Expedition AleutBio in den Nordostpazifik und ging danach ausführlich auf die vielen Fragen aus dem Publikum ein.
Wissenschaft für unser Leben von morgen
In der Eröffnungssitzung am Freitagmorgen begrüßte Präsident Heribert Hofer die Teilnehmenden, insbesondere die Schülerinnen, Schüler und Studierenden. Er stellte die Junge GDNÄ vor und rief deren Gründung aus. Nach der Ansprache des örtlichen Geschäftsführers, Professor Alexander Böker, und den Grußworten aus dem Land Brandenburg, der Stadt Potsdam und für die Universität erhielt Professorin Eva-Maria Neher die Alexander-von-Humboldt-Medaille für ihre Verdienste um die Entwicklung der GDNÄ.
Nach der Eröffnungssitzung begann das Vortragsprogramm. In der Informatik-Session ging es um die Entwicklung softwareintensiver, cyberphysischer Systeme und große generative Sprachmodelle. Anschließend fand die erste Podiumssitzung mit der Jungen GDNÄ in lebhafter Atmosphäre statt.
Auch nach der Technik-Session entwickelte sich ein intensives Gespräch mit Vertretern der Jungen GDNÄ über menschenzentrierte KI für medizinische Assistenzsysteme und eine nachhaltige Transformation der Industrie.
Ein neuer Programmpunkt war das Doktoranden- und Alumni-Café in der Mittagspause.
Höhepunkt des Tages war der öffentliche Nobelvortrag. Mit seiner Einführung in die Kunst klein zu bauen, begeisterte der Chemie-Nobelpreisträger Professor Ben Feringa Jung und Alt.
Der Samstag wurde die Chemie-Session eröffnet. Nanokapseln als Wirkstoffträger und künstliche Organellen waren ebenso Thema wie der „Oscar für den besten Nebendarsteller: Wasser“ und „Fire and Ice“ – ein Vortrag, in dem Wasserstoff und Kohlendioxid als molekulare Nahtstellen zwischen Energie und Chemie beschrieben wurden. Auch hier entwickelte sich eine intensive Diskussion auf dem Podium.
Der Nachmittag war der Biologie gewidmet. Es ging um Mykorrhiza-Pilze, die mit Pflanzen zusammenarbeiten, und den Beitrag des Klimawandels zum Biodiversitätsverlust, insbesondere bei Vögeln. Über die Frage, ob die Genschere CRISPR/Cas Teufelszeug oder ein Heilsbringer für die Landwirtschaft ist, wurde auf dem Podium engagiert diskutiert.
Großen Eindruck, gerade auch auf die jungen Teilnehmer, machte der Leopoldina-Vortrag zum Thema „Placebo oder Therapie mit nichts“. Gehalten wurde er von Professor Martin Lohse, GDNÄ-Präsident 2019 bis 2022, der nach kurzfristiger Absage des ursprünglich angesetzten Vortrags eingesprungen war.
Am Sonntagmorgen stand die Physik auf dem Programm. Es ging zum Beispiel darum, wie sich Tiere im Magnetfeld der Erde orientieren und wo die Entwicklung von Quantencomputern steht. An Stoff für eine angeregte Diskussion auf dem Podium mangelte es auch hier nicht.
Den Schlusspunkt setzte die Medizin. In drei spannenden Vorträgen ging es um den Einsatz von KI für ein besseres Verständnis von Erkrankungen, um gesundes Altern und die Zusammenhänge zwischen Klimawandel und Infektionskrankheiten. Auch hier war die Junge GDNÄ gut auf die Podiumsdiskussion vorbereitet, die ein großes Publikum bis zuletzt verfolgte.
Nach den Abschluss- und Dankesworten des Präsidenten erhielten die Schülerinnen und Schüler ihre Teilnahmeurkunden und wurden herzlich verabschiedet.
Weitere Aktivitäten im Rahmen des Schülerprogramms
Teilnahme am Vortragsprogramm
Ob morgens um neun Uhr oder abends beim Nobel- oder Leopoldina-Vortrag: Die jungen Teilnehmenden waren zu jeder Zeit im Hörsaal und hörten den Vorträgen gespannt zu. Nach den Vorträgen umringten sie die Vortragenden oft noch lange, um ihre Fragen zu stellen.
Studienberatung
Sehr gut angenommen wurde erneut das Studienberatungsangebot mit erfahrenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu den Fachgebieten der GDNÄ.
Museumsbesuch
Die Schüler, Schülerinnen und Ehemaligen hatten am Abend des 14. September Gelegenheit, das Barberini-Museum in Potsdam zu besuchen.
© MIKA-fotografie | Berlin.
Die folgenden Zitate stammen aus einem Kurzfilm über die Tagung 2024 in Potsdam.
„Es ist schon mal cool, dabei zu sein. Man hat viel Diskurs mit anderen Menschen und viele interessante Vorträge zu Themen, die vielleicht im Unterricht zu kurz kommen, weil man in den zwei Jahren Chemieleistungskurs doch nicht die Zeit hat, spezifisch auf Themen einzugehen.“
Johanna Schattenmann, Falkensee
„Am meisten hat mir hier gefallen, dass ich so viel Begeisterung von so vielen Leuten sehen kann und auch den Austausch der älteren Generation mit den jungen Leuten auf Augenhöhe mitbekomme, obwohl die ältere Generation schon viel mehr weiß als wir und wir können Fragen stellen.“
Melissa Linde, Fürstenwalde
„Gestern haben wir die 5-Minuten-Wissenschaftsvorträge gesehen. Ich habe viel Respekt davor, dass man das in fünf Minuten schafft. Das hat mir sehr gefallen, da habe ich alles verstanden.“
Thiveeka Pooranachandran, Bielefeld
„Ich freue mich auf die Vorträge, die eigentlich zugänglich für alle sein sollten. Menschen, die sich für die Informatik und Physik interessieren, sollen auch andere Bereiche sehen.“
Wladimir Poljakow, Bielefeld