Vier Fragen an Anne Marie Bobes
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Frau Bobes, bitte stellen Sie Ihr Projekt kurz und möglichst allgemeinverständlich vor.
Ich entwickle kleine Windkraftanlagen zur autarken Stromversorgung von Straßenlaternen. Im Sommer lässt sich das auch mit Solarpanelen erreichen, aber an dunklen Wintertagen wird es schwierig mit der Stromversorgung. Meine Rotoren produzieren so gut wie immer genug Strom für die Laternen, da reichen sogar die geringen Windgeschwindigkeiten, die vorbeifahrende Autos erzeugen. In den letzten fünf Jahren habe ich kleine, das heißt 50 Zentimeter hohe und 25 Zentimeter breite Rotoren aus Kunststoff entwickelt, die effizient, leise und kostengünstig herstellbar sind. Sie produzieren rund fünf Prozentpunkte mehr Strom als herkömmliche Anlagen und genug, um Straßenlaternen oder auch Ladesäulen für E-Bikes zu betreiben.
Wie sind Sie dabei vorgegangen?
Zuerst habe ich mir Turbinen, die bereits auf dem Markt sind, näher angeschaut, einige davon nachgebaut und im Windkanal getestet. Teststände hatte ich im Keller unseres Hauses und im Schulkeller errichtet. Meine Untersuchungen zeigten, dass existierende Helix-Anlagen aufgrund ihrer enormen Wirbelbildung für meine Zwecke nicht effizient genug sind. Ich habe dann stundenlang gerechnet, Algorithmen entwickelt und Simulationen im Computer laufen lassen – so lange, bis meine Festplatte durchgebrannt ist. Zum Glück konnte ich schnell eine neue kaufen und Rotoren planen, die ich dann im 3-D-Drucker hergestellt habe. Es sind unterschiedliche Modelle entstanden, deren Brauchbarkeit ich in diversen Kellern, aber auch an der TU Magdeburg prüfen konnte. Vor zwei Jahren habe ich meine Erfindung zum Patent angemeldet.
© GDNÄ
Die Erstplatzierten im GDNÄ-Wettbewerb „Wissenschaft in 5 Minuten“ mit ihren Urkunden (v.l.): Sebastian Paschen und Moritz Roloff (3. Preis), GDNÄ-Präsident Professor Heribert Hofer, Anne Marie Bobes (1. Platz), Felix Gross (2. Platz).
Da waren Sie erst 16 Jahre alt. Wer hat Ihnen geholfen?
Ganz am Anfang war es mein Opa, in dessen Tischlerwerkstatt ich als Kind alles Mögliche bauen durfte. In der Schule hat mich mein Biologielehrer Michael Müller sehr gefördert. Er hat mir erste Impulse gegeben und dafür gesorgt, dass ich die Idee an der Schule weiterentwickeln konnte. Auch beim Patentantrag hat er mich enorm unterstützt. Der Förderverein meiner Schule hat die Antragskosten übernommen. Ganz wichtig war für mich der Jugend-forscht-Wettbewerb, an dem ich zum ersten Mal mit 13 Jahren teilgenommen habe. Mit Jugend forscht war ich schon in London, Los Angeles und Thessaloniki, wo ich mit meinen Turbinen an internationalen Wettbewerben teilnehmen durfte, und immer wieder vordere Plätze belegen konnte. Mit den Preisgeldern habe ich die nächsten Projektschritte finanziert. Demnächst erscheint im Magazin Junge Wissenschaft meine erste Publikation.
Was haben Sie jetzt vor?
In ein paar Wochen beginnt mein Studium, darauf freue ich mich sehr. Und ich hoffe, dass ich in Dresden meine Windanlagen im Feld testen und näher an die Serienfertigung heranbringen kann. Umfassende Tests sind unbedingt erforderlich, um Sicherheit und Effizienz gewährleisten zu können. Ich habe bereits ein Angebot für eine Großfertigung bekommen, das ich aber abgelehnt habe, weil die Vorbedingungen eben noch nicht erfüllt sind. Parallel möchte ich neue Ideen voranbringen, zum Beispiel will ich herausfinden, warum Vögel so oft in Windkraftanlagen hineinfliegen. Biophysikalische Fragen interessieren mich zunehmend. Beruflich könnte ich mir eine Zukunft in der Luft- und Raumfahrt vorstellen. Deshalb ist es großartig, dass mir während der GDNÄ-Versammlung in Potsdam ein Praktikum im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt angeboten wurde. Ich nehme das Angebot sehr gern an.
© Anne Marie Bobes
Mit ihrem Vortrag „Wind2Light“ hat Anne Marie Bobes vom Markgraf-Albrecht-Gymnasium in Osterburg im nördlichen Sachsen-Anhalt den Wettbewerb „Wissenschaft in 5 Minuten“ gewonnen.