„Wichtig ist mir der direkte Kontakt zu den Wissenschaftlern“

Der Bielefelder Abiturient Paul Scholand wird als Schülerstipendiat an der GDNÄ-Versammlung in Potsdam teilnehmen. Welche Erwartungen er mitbringt, wie er auf seine Schulzeit zurückblickt und nach vorne schaut schildert er im ersten Interview seines Lebens.

Herr Scholand, erst einmal herzlichen Glückwunsch zum kürzlich bestandenen Abitur. Sind Sie zufrieden mit dem Ergebnis?
Ja, sehr. Die Klausuren und mündlichen Prüfungen sind gut gelaufen und mit den erzielten Noten kann ich mein Wunschfach Medizin studieren.

Wann wollen Sie anfangen?
Im Herbst 2025. Vorher mache ich ein FSJ, ein freiwilliges soziales Jahr, um zwischen Schule und Studium in neue Bereiche hineinzuschnuppern. 

Um neue Erfahrungen geht es auch beim GDNÄ-Schülerprogramm, an dem Sie im September teilnehmen. Wie sind Sie in das Programm gekommen?
Mein Biologielehrer, Herr Mühlenhoff, hat mich im Frühjahr angesprochen und mir einen Programmflyer in die Hand gedrückt. Darin habe ich gleich ein paar Vorträge entdeckt, die mich besonders interessieren. Zum Beispiel über den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Medizin, die Gestaltung von Biologie mit Licht oder über lebende Materialien im Bereich Physik.

Was bedeutet Ihnen die Teilnahme am Schülerprogramm?
Sehr viel. Ich verstehe die Einladung als Ehre und Wertschätzung meiner schulischen Leistungen und bin voller Vorfreude, wenn ich an die Tage in Potsdam denke. Da geht es um aktuelle Forschung, die wir mit Grundlagen, die uns die Schule mitgegeben hat, hoffentlich gut erfassen können.

Welche Wünsche und Erwartungen haben Sie als Schülerstipendiat?
Ich möchte so viel wie möglich mitbekommen und werde Vorträge aus allen Fachgebieten besuchen. Wichtig íst mir der direkte Kontakt zu den Wissenschaftlern, zum Beispiel bei der Studienberatung, in den Science & Technology-Cafés oder in den Pausen. So eine Gelegenheit hatte ich bisher nicht und darauf freue ich mich.

Sie haben gerade zwölf Jahre am Gymnasium hinter sich. Was war das Wesentliche für Sie in dieser Zeit?
Wir haben gelernt, uns Wissen anzueignen, uns zu organisieren und durchzuhalten, wenn es mal nicht so glatt läuft. Für mich waren meine Freunde sehr wichtig: Wir haben uns zusammen auf Klausuren vorbereitet und uns gegenseitig motiviert.

Hat das auch in der Pandemie funktioniert?
Auf jeden Fall. Anfangs lief viel übers Telefon, später haben wir uns in kleinen Gruppen getroffen, um zusammen zu lernen. Wir haben die Pandemie nicht nur überstanden, wir haben auch gelernt, uns zu disziplinieren und konsequent weiterzumachen.

Eröffnung der Büros Postplatz 1 © Paul Glaser

© Timo Voss, Studio of Thoughts | Helmholtz-Gymnasium Bielefeld

Das Bielefelder Helmholtz-Gymnasium, hier im Luftbild, wurde 1896 gegründet. Unter dem Motto „Ein modernes Gymnasium mit Tradition“ unterrichten heute rund 100 Lehrkräfte etwa 1000 Schülerinnen und Schüler.

Mit Ihren Noten können Sie sich das Studienfach aussuchen. Warum haben Sie sich für Medizin entschieden?
Das lag bei mir nahe, denn Vater und Mutter sind Ärzte, und in der Schule zählte Biologie zu meinen Lieblingsfächern. Was mir gefällt, ist die große Berufsauswahl, die ich mit einem Medizinstudium habe: Ich kann als Arzt praktizieren oder in die Forschung gehen, vielleicht auch in die Wirtschaft. Gut, dass ich noch ein paar Jahre Zeit für meine Entscheidung habe.

Medizin, Information, Naturwissenschaften, Technik: Das Interesse an MINT-Fächern lasse bei jungen Leuten stark nach, heißt es oft. Können Sie das bestätigen?
In meinem Umfeld ist das anders und in der Schule waren die naturwissenschaftlichen Fächer besonders beliebt. Viele haben sich für Leistungskurse in Mathe, Physik und Informatik entschieden. Entscheidend sind die persönlichen Vorlieben: Wer gern Computerspiele macht, interessiert sich oft auch für Informatik.

Wie würden Sie das Lebensgefühl Ihrer Generation beschreiben?
Meine Generation ist sehr frei, sie hat viele Optionen und will Spaß am Leben haben. Meine Freunde und ich sehen die Probleme in der Welt, wir haben die Klimakrise und die Kriege auf dem Schirm, aber das lähmt uns nicht. Einige von uns engagieren sich in der Politik, um mehr Einfluss auf den künftigen Kurs zu haben. Aber die meisten haben nach der Schulzeit erst einmal genug mit sich selbst und ihrer Zukunftsplanung zu tun.

Sie sind jung, die GDNÄ ist gut 200 Jahre alt. Kann das zusammenpassen?
Das passt sehr gut zusammen. Wenn ich mir die GDNÄ-Homepage anschaue, sehe ich auf der Startseite große Wissenschaftler wie Alexander von Humboldt, Albert Einstein und Max Planck. Ich empfinde das als Ansporn für mich und meine Generation. Vielleicht schaffen auch wir es, mit neuen, revolutionären Ideen die Welt zu verändern.

Günther Hasinger © Paul Glaser

© Privat

Paul Scholand, GDNÄ-Schülerstipendiat, wird an der Versammlung in Potsdam 2024 teilnehmen.

Zur Person

Paul Scholand kam 2006 in Bielefeld zur Welt. Dort besuchte er zunächst eine bilinguale Grundschule (Englisch und Deutsch). Später ging er auf das Helmholtz-Gymnasium, wo er bei Paul Mühlenhoff, dem Leiter des GDNÄ-Schülerprogramms, mit Begeisterung einen Grundkurs in Biologie absolvierte. In der Oberstufe belegte Paul Scholand Leistungskurse in Geschichte und Mathematik; weitere Prüfungsfächer im Abitur waren Latein und Biologie. Im August 2024 beginnt er ein Freiwilliges Soziales Jahr im Bielefelder Golfclub, wo er das Personal bis Juli 2025 beim Jugendtraining, im Büro und in der Anlagenpflege unterstützt. Anschließend will der dann 19-Jährige sein Medizinstudium aufnehmen – am liebsten in einer mittelgroßen deutschen Stadt wie Münster, Tübingen oder Freiburg.

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