Nachruf auf Dietrich von Engelhardt
„Wir werden ihn sehr vermissen“
Er war der GDNÄ jahrzehntelang eng verbunden: als Veranstalter glanzvoller Tagungen, als Autor, Interviewpartner und wohlwollender, kompetenter Ratgeber: Nun ist Professor Dietrich Baron von Engelhardt im Alter von 83 Jahren in Karlsruhe verstorben. Für seine herausragenden Verdienste um die Weiterentwicklung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte wurde der renommierte Wissenschaftshistoriker 2016 mit der Alexander-von-Humboldt-Medaille ausgezeichnet.
Nach Auskunft seiner Familie verstarb Dietrich von Engelhardt am 14. Januar 2025. „Über diesem Tode der Natur, aus dieser toten Hülle nur, geht eine schönere Natur, geht der Geist hervor“ – dieses Hegel-Zitat leitet die Traueranzeige ein und wer Dietrich von Engelhardt gekannt hat, wird es als überaus passend empfinden.
„Für die GDNÄ ist der Tod von Dietrich von Engelhardt ein herber Verlust“, sagt der Schatzmeister und Generalsekretär der GDNÄ, Professor Michael Dröscher, und fügt hinzu: „Unvergessen bleibt das von ihm organisierte großartige Symposium zum 175-jährigen Bestehen der GDNÄ mit viel Prominenz aus Wissenschaft und Politik.“ Als Mitglied der GDNÄ-Bildungskommission sei Professor von Engelhardt Vordenker einer Allgemeinbildung durch Naturwissenschaften gewesen. Michael Dröscher: „Bis zuletzt stand er uns mit seinem profunden historischen Wissen ins stets liebenswürdiger Weise zur Seite. Wir werden ihn sehr vermissen und ihm ein ehrendes Andenken bewahren.“
Die Festschrift zum 200-jährigen Bestehen der GDNÄ enthält ein vierseitiges Interview mit Professor von Engelhardt. Auf die Frage, wie er sich die Robustheit der GDNÄ erkläre, antwortete er: „Vor allem mit ihrer Einzigartigkeit. Ihr Kernanliegen ist seit ihrer Gründung 1822 der interdisziplinäre Austausch zwischen Naturwissenschaftlern und Medizinern ebenso wie die Verbindung zu Philosophie und Gesellschaft.“ Wünschenswert fände er einen dezidierten Brückenschlag zu den Geisteswissenschaften, auch als Beitrag zur Lösung ethischer und juristischer Herausforderungen der Gegenwart.
Noch im Sommer 2024 veröffentlichte Dietrich von Engelhardt das beeindruckende Werk „Goethe als Naturforscher im Urteil der Naturwissenschaft und Medizin des 19. Jahrhunderts“. Der umfangreiche Quellenband, der eine Forschungslücke schließt, ist in Zusammenarbeit mit seiner Frau Ulrike von Engelhardt entstanden. In einem Interview auf dieser Website berichtete er von seiner jahrzehntelangen Beschäftigung mit Goethe und dessen Arbeiten zu Themen aus Naturwissenschaften und Medizin. Sein Buch sei deren Rezeption im 19. Jahrhundert gewidmet, aber „notwendig und aufschlussreich wäre jetzt ein Vergleich mit den Reaktionen in den Geisteswissenschaften und Künsten seit dem 19. Jahrhundert bis heute – eine Arbeit, die ich anderen Forschern überlassen möchte.“ Jetzt verstehen wir, warum er das sagte.
Dietrich von Engelhardt hinterlässt seine Ehefrau Ulrike von Engelhardt und fünf Kinder mit ihren Familien. Statt Blumen freuen sich die Angehörigen über eine Spende an Ärzte ohne Grenzen, IBAN DE72 3702 0500 0009 7097 00, Stichwort: Trauerfall Dietrich von Engelhardt.

© IMGWF – Lübeck
Prof. Dr. Dietrich von Engelhardt
Zur Person
Professor von Engelhardt war von 1983 bis 2007 Ordinarius für Geschichte der Medizin und Allgemeine Wissenschaftsgeschichte der Universität zu Lübeck. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählten Naturphilosophie, Naturwissenschaften, Medizin in Idealismus und Romantik sowie europäische Wissenschaftsbeziehungen. 1997 organisierte Professor von Engelhardt ein großes Symposium zum 175-jährigen Bestehen der GDNÄ in Lübeck. Er war Herausgeber der zugehörigen Festschrift „Forschung und Fortschritt“ sowie der „Schriftenreihe über die Versammlungen Deutscher Naturforscher und Ärzte“. Dietrich von Engelhardt war Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Mitglied der GDNÄ war er seit 1981.
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