• DE
  • EN
  • „Den Schwung des Anfangs beibehalten“

    Regionaltreffen, Mentoringprogramm, Vortragsreihen: Was junge Mitglieder der GDNÄ planen und wie sie ihre Ziele erreichen wollen.

    Frau Karle, Frau Anders, Herr Paschen, vor einem halben Jahr, bei der Versammlung in Potsdam, wurde die Junge GDNÄ offiziell gegründet. Wie geht es ihr heute?
    Sebastian Paschen: Sehr gut. Gerade in den letzten Wochen hatten wir viel Zulauf. Allein unsere WhatsApp-Gruppe hat inzwischen deutlich über hundert Mitglieder. Es handelt sich um Schülerinnen, Schüler, Studierende und junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlicher Fachrichtungen im Alter zwischen 16 und 35 Jahren. Von der großen GDNÄ werden wir hervorragend unterstützt: Man hört uns zu und gibt uns Raum – wir fühlen uns sehr wertgeschätzt.
    Marlene Anders: Seit der Potsdamer Versammlung hatte die Gruppe schon vier Online-Treffen. Vor ein paar Wochen haben wir uns umbenannt in Junges Netzwerk der GDNÄ oder kurz jGDNÄ. Mit dem neuen Namen orientieren wir uns an anderen Fachgesellschaften – eine Mehrheit stimmte für diese Änderung.

    Wer organisiert solche Treffen, wer moderiert sie?
    Celine Karle:
    Wir sind derzeit die Repräsentanten der jGDNÄ und übernehmen daher einen Teil der Organisation. Aber hinter uns und mit uns arbeiten viele weitere engagierte junge Menschen.

    Der Funke ist offenbar übergesprungen. Gab es eine Initialzündung?
    Sebastian Paschen:
    Celine hat in Potsdam ein Café für Doktorandinnen und Doktoranden initiiert, das rund zwanzig junge Leute anlockte. Es war das erste Treffen dieser Art bei einer GDNÄ-Versammlung.
    Celine Karle: Ich war ja selbst einmal Schülerstipendiatin der GDNÄ und später ein paar Mal Gast bei Versammlungen. Mein Eindruck war, dass zwischen Schülerprogramm und großer GDNÄ etwas fehlt und so kam ich auf den Gedanken mit dem Doktoranden-Café. Die Idee war, dass dort Dissertationen vorgestellt werden.
    Marlene Anders: Über Abschlussarbeiten wurde dann aber gar nicht diskutiert und die meisten waren auch keine Doktorandinnen oder Doktoranden, sondern Studierende. Wir unterhielten uns über Studiengänge und Wissenschaftsthemen, über die GDNÄ und ihre Zukunft – und stellten fest, dass es solche Vernetzungsmöglichkeiten öfter geben sollte. Dabei haben wir uns als Junges Netzwerk der GDNÄ formiert.
    Sebastian Paschen: Seit diesem Treffen hat sich ein aktiver Kern von rund zwanzig Mitgliedern herausgebildet, der viel Arbeit übernimmt. Eine reguläre Vorstandswahl soll bei der Versammlung 2026 in Bremen stattfinden. Vorher kommen wir als jGDNÄ sicher noch oft zusammen – online, aber auch persönlich wie zum Beispiel bei unserem Treffen vom 27. bis 29. Juni in Heidelberg. Dafür haben sich schon rund 40 Interessierte angemeldet.

     © Dima-Juschkow

    Auf der Versammlung 2024 in Potsdam: Mitglieder der jGDNÄ und des Schülerprogramms zusammen mit dem Nobelpreisträger Professor Ben Feringa (vordere Reihe, Mitte).

    Was planen Sie für das Treffen in  Heidelberg?
    Celine Karle:
    Wir haben mehrere Führungen organisiert, zum Beispiel im Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrum oder im INSEAM, einem Zentrum für neue Materialien, Methoden und Technologien.  In den nächsten Wochen kommen bestimmt weitere interessante Programmpunkte dazu. Neben dem wissenschaftlich Interessanten geht es bei dem Treffen um das gegenseitige Kennenlernen und den Austausch unter den Mitgliedern der jGDNÄ – dafür wollen wir den Rahmen und die Atmosphäre schaffen. Geplant ist, solche Treffen der jGDNÄ alle zwei Jahre zu organisieren, immer zwischen den großen Versammlungen der GDNÄ.

    Bei der Versammlung in Potsdam war auch von Regionaltreffen die Rede. Ist das noch aktuell?
    Sebastian Paschen:
    Ja, wir stecken mitten in den Vorbereitungen und werden in diesem Jahr bestimmt noch erste Treffen organisieren können. Dazu eingeladen sind nicht nur Studierende, sondern auch Oberstufenschülerinnen und -schüler aus der jeweiligen Region. Bei den Treffen wollen wir uns untereinander vernetzen und neue Ideen entwickeln und umsetzen.

    Gibt es dafür schon Beispiele?
    Marlene Anders:
    Bei unserem nächsten Online-Treffen am 14. April wollen wir über ein Mentoringprogramm diskutieren, das gestandene GDNÄ-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler mit jGDNÄ-Mitgliedern zusammenbringt. Im Gespräch sind auch Vortragsreihen zu wissenschaftlichen Themen und ein Netzwerk von GDNÄ-Botschafterinnen und -Botschaftern an deutschen Hochschulen. Ich bin Lehramtsstudentin und denke aktuell über spezielle Angebote für angehende Lehrkräfte nach. Es gibt da einen Bedarf, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, und als jGDNÄ können wir sicher einiges bewirken, vor allem mit Blick auf eine gute Wissenschaftskommunikation.

    Ihr Engagement ist beeindruckend. Was motiviert Sie?
    Marlene Anders:
    Bei mir ist es die Lust an der Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse an ein breiteres Publikum. Das ist für mich tatsächlich eine Herzensangelegenheit. Das Schülerstipendium ist ein toller Tauchgang in die Forschung und ich will dazu beitragen, dass das auch für andere kein einmaliges Erlebnis bleibt.
    Sebastian Paschen: Ich komme ja aus der Medizin-Bubble und genieße das Interdisziplinäre der GDNÄ. Es gibt so viele bereichernde Gespräche und mein Horizont expandiert stetig.
    Celine Karle: Ich möchte meine Begeisterung für die Wissenschaft weitergeben und Jüngeren auf ihrem Weg helfen. Sie haben oft die gleichen Probleme, die auch ich einmal hatte. Zum Beispiel: Was mache ich, wenn eine Klausur bevorsteht und die Prüfungsangst aufsteigt? Mit unserem Netzwerk in der jGDNÄ können wir da bestimmt viel Gutes tun.

     © Privat

    Gruppenfoto auf dem Alten Markt in Potsdam: Einige Mitglieder der jGDNÄ beim abendlichen Ausflug zum Museum Barberini im September 2024.

    Wie sehen Sie die GDNÄ und ihre Bedeutung?
    Sebastian Paschen:
    Sie verbindet Wissenschaft und Gesellschaft, das ist eine extrem wichtige Rolle. Und sie ruht sich nicht auf ihren Lorbeeren aus, sondern geht mit der Zeit und wagt Neues wie jetzt mit der jGDNÄ. Bei meiner ersten GDNÄ-Jahrestagung kam ein Nobelpreisträger auf mich zu und schüttelte mir die Hand – das hat mich schwer beeindruckt. Was mir auch imponiert, ist, dass ich als Studierender schon ein vollwertiges Mitglied sein darf.
    Celine Karle: Ich liebe hochkarätige und trotzdem verständliche Vorträge – aus meiner eigenen Disziplin, der Physik, aber vor allem auch aus anderen Fachgebieten. Toll finde ich die Interdisziplinarität der GDNÄ und die Chance, den aktuellen Forschungsstand in anderen Disziplinen besser kennenzulernen.
    Marlene Anders: Mir imponiert die Menschlichkeit im Umgang. Und die große Wertschätzung, die wir jungen Leute erfahren.

    Hat die jGDNÄ schon Pläne für die Versammlung 2ß26  in Bremen?
    Sebastian Paschen:
    Ideen haben wir durchaus und wir werden demnächst mit dem Vorstandsrat der GDNÄ darüber diskutieren. Fest steht bereits, dass wir in Bremen eigene Programmteile gestalten können.
    Celine Karle: Bestimmt gibt es auch 2026 wieder ein Programm für Schülerinnen und Schüler sowie die beliebten Formate „Wissenschaft in 5 Minuten“ und „Meet the Prof“. Das Doktorandencafé wollen wir weiter ausbauen. Und wenn alles klappt, können wir in Bremen schon ein Mentoringprogramm vorstellen.
    Marlene Anders: Wichtig ist jetzt, den Schwung des Anfangs beizubehalten. In fünf Jahren soll die jGDNÄ mindestens so lebendig wie heute sein.

    Saarbrücken 2018 © Robertus Koppies

    © Fotostudio Henrich, Landstuhl

    Marlene Anders

    Marlene Anders

    Mit einem Masterstudium an der Technischen Universität Kaiserslautern-Landau bereitet sich die 24-Jährige auf das Lehramt an Gymnasien in den Hauptfächern Biologie und Geografie vor. Marlene Anders lernte die GDNÄ als Schülerstipendiatin bei der Versammlung 2018 in Saarbrücken kennen. Sie besuchte auch die Versammlungen in Leipzig und Potsdam, wo sie als Tutorin das Schülerprogramm unterstützte.

    © Robert Hammann

    Celine Karle 

    Celine Karle

    Die 27-Jährige stammt aus Mannheim und studierte Physik an der Universität Heidelberg. Seit zwei Jahren forscht sie als Doktorandin am Deutschen Krebsforschungszentrum zu einer neuen Form der Strahlentherapie für die Krebsbehandlung. Celine Karle nahm 2014 als GDNÄ-Schülerstipendiatin an der Versammlung in Mainz teil und hat bei der Versammlung 2025 in Potsdam das neue Format „Doktorandencafé“ initiiert.

    © Maria Herzog, Greifswald

    Sebastian Paschen

    Sebastian Paschen

    Der 24-Jährige studiert im zehnten Semester Medizin und Biomedical Science an der Universität Greifswald und ist Mitarbeiter der Abteilung für Versorgungsforschung am Institut füt Diversitätsmedizin der Ruhr-Universität Bochum. Sebastian Paschen ist zudem Gründer von acadim – Akademie für Diversitäts- und Individualmedizin und Mitglied mehrer wissenschaftlicher Gremien und Gesellschaften. Er lernte die GDNÄ bei der Jubiläumsversammlung 2022 in Leipzig kennen.

    Weitere Informationen zur jGDNÄ: