„Heidelberg hat uns viel Schwung gegeben“
Frau Anders, Herr Kleemann, Herr Paschen, die erste, in Eigenregie durchgeführte Konferenz der jGDNÄ liegt hinter Ihnen. Wie lautet Ihr Resümee in einem Satz?‘
Sebastian Paschen: Ich fand die Tage rundum gelungen, wir hatten viel Spaß und Austausch – auf dieser Basis können wir uns gut weiterentwickeln.
Marlene Anders: Es war ein fantastischer erster Kongress, dem hoffentlich noch viele weitere folgen werden.
Lennard Kleemann: Trotz der kurzen Vorbereitungszeit von vier Monaten haben wir es mit Hilfe renommierter Institutionen in Heidelberg geschafft, einen wissenschaftlich hochwertigen und thematisch vielseitigen Kongress auf die Beine zu stellen.
Wie viele junge Leute sind Ihrer Einladung gefolgt?
Sebastian Paschen: Insgesamt waren es 35 Teilnehmende. Die Zahl fluktuierte gelegentlich, weil nicht alle bei allen Programmpunkten dabei waren. Es gab Parallelveranstaltungen und einige mussten etwas früher abreisen.
Wie können wir uns die Teilnehmenden vorstellen?
Marlene Anders: Es waren Mitglieder der jGDNÄ im Alter von 16 bis 32 Jahren: Schülerinnen und Schüler der Oberstufe, Studierende, Promovierende, Jungforschende aus der Wirtschaft. Einige kamen aus der Region um Heidelberg, andere von weiter her aus ganz Deutschland. Das Fächerspektrum reichte von den Ingenieurwissenschaften über Physik und Informatik bis zu Lebenswissenschaften wie Biologie und Medizin. Die meisten Teilnehmenden gehören schon länger zu unserem Netzwerk, einige waren zum ersten Mal dabei.

© Robert Hammann
Wie kam es, dass sie sich für Heidelberg als ersten Kongress-Ort entschieden haben?
Marlene Anders: Wir haben einfach geschaut, wo die meisten von uns leben und das ist in dieser Gegend. Heidelberg ist reich an tollen Wissenschaftseinrichtungen – das passte also gut.
Sebastian Paschen: Und als Lennard Kleemann dann zusagte, die Organisation vor Ort zu übernehmen, war die Sache klar.
Herr Kleemann, Sie machen gerade Ihren Master im Fach Molekulare Biotechnologie an der Universität Heidelberg, müssen dafür etliche Praktika absolvieren und hatten dazu noch die Konferenzvorbereitung. Ganz schön viel auf einmal.
Lennard Kleemann: Ja, stimmt. Aber ich habe mir die Organisation zugetraut, weil ich mich in der Heidelberger Forschungsszene recht gut auskenne. Das hat mit meinem vielseitigen Studienfach zu tun und mit Praktika, zum Beispiel in der Uniklinik oder im Max-Planck-Institut für Medizinische Forschung. Andere Institute kenne ich noch aus meiner Schulzeit – die Heidelberger Forschungseinrichtungen öffnen sich erfreulicherweise auch für Schülerinnen und Schüler.
Haben Sie vorher schon einmal eine Konferenz organisiert?
Lennard Kleemann: Nein, das war das erste Mal. Und manches lief auch nicht so glatt, wie ich mir das am Anfang vorgestellt hatte. Aber zum Glück war ich nicht allein, wir waren zu siebt im Orga-Team und die Mitarbeiterinnen der GDNÄ-Geschäftsstelle haben uns jederzeit und bei allen Fragen unterstützt. Ohne diese Hilfe wäre der Kongress so nicht möglich gewesen. Wir als jGDNÄ wollten es gut machen, auch um den großen Vertrauensvorschuss von Seiten der GDNÄ zu rechtfertigen. Und am Schluss ist es, wie ich finde, auch gut geworden.

© Marlene Anders
Ein Besuch der Sternwarte war Teil der Führung durch das Heidelberger Haus der Astronomie.
Bei einer Wissenschaftskonferenz denkt man an Vorträge, Postersessions, Podiumsdiskussionen. Haben Sie sich an das klassische Muster gehalten?
Marlene Anders: Nein, wir hatten von Anfang an einen anderen Ansatz. Uns ging es um das gegenseitige Kennenlernen in informeller Atmosphäre und dafür sind lange Sitzungen im Konferenzsaal weniger geeignet. Stattdessen haben wir auf praxisnahe Programmpunkte gesetzt. Ein Beispiel ist die Führung im Ionenstrahl-Therapiezentrum, wo unser Mitglied Celine Karle ihre Doktorarbeit macht und uns spannende Einblicke in ihre Forschung geben konnte.
Lennard Kleemann: Sehr gut waren auch die Führungen am EMBL, dem europäischen Molekularbiologie-Labor, im Haus der Astronomie und am INSEAM, dem Institute for Molecular Systems Engineering and Advanced Materials. Dort konnten wir spontan zu einem Vortrag von Professor Inkyu Park über innovative Biosensoren dazustoßen. Professor Park lehrt Mechanical Engineering an der südkoreanischen Universität KAIST. Im Publikum waren viele Fachleute, die Präsentation war auf Englisch – unsere Gruppe war begeistert.
Sebastian Paschen: Es war eine sehr lebendige Atmosphäre, auch bei informellen Programmpunkten wie Altstadtführung, Bergbahnfahrt und beim Neckarwiesen-Treffen am letzten Abend. Dabei wurde viel diskutiert und die Jüngeren haben die etwas Älteren mit ihren Fragen gelöchert. Da ging es oft um ganz grundlegende Dinge, um den Alltag an der Uni zum Beispiel, und um Themen, die man eher mit fast Gleichaltrigen bespricht.
Lässt sich schon sagen, welche Wirkung der Kongress hatte?
Marlene Anders: Heidelberg hat uns viel Schwung gegeben und den werden wir jetzt für künftige Aktivitäten nutzen. Sehr positiv war das mündliche Feedback der Teilnehmenden. Jetzt warten wir auf das Ergebnis unserer Online-Befragung und sind total gespannt darauf.
Lennard Kleemann: Beim Kongress hat sich die Regionalgruppe Heidelberg zusammengefunden – eine hocherfreuliche Folge wie ich finde.
Sebastian Paschen: Ein schöne Wirkung ergab sich ganz spontan: Bei unserem Besuch im Haus der Astronomie führte uns eine Bachelor-Studentin durch die Sternwarte. Sie brennt für ihr Fach und kann astronomische Zusammenhänge hervorragend erklären. Sie passt sehr gut zu uns, also haben wir sie angesprochen – und jetzt ist sie Mitglied der jGDNÄ.
So eine Konferenz kostet eine Stange Geld. Woher kommt es?
Sebastian Paschen: Die GDNÄ unterstützt uns großzügig und auch der Verband der Chemischen Industrie beteiligt sich mit einer substanziellen Spende. Davon können wir die Reisekosten, die Unterbringung der Teilnehmenden in einem einfachen Hotel, die Mensa-Essen und das Rahmenprogramm zahlen. Institutsführungen und Organisation sind kostenfrei. Das Budget ist knapp, aber es reicht. Für die nächste Konferenz werden wir früher mit der Spendenakquise beginnen und dann auch bei weiteren Institutionen anklopfen.

© Robert Hammann
Mit Weitblick: Kongressteilnehmerinnen und -teilnehmer auf dem Königstuhl.
Was ist sonst noch in Planung bei der jGDNÄ?
Marlene Anders: Es gibt schon eine Menge Ideen, über die wir Ende August bei unserem nächsten großen Online-Treffen diskutieren werden.
Sebastian Paschen: Ein Ziel ist der Aufbau eines Buddy-Programms, das einerseits Schülerinnen und Schüler mit Studierenden zusammenbringt und andererseits jGDNÄ-Mitglieder mit etablierten GDNÄ-Mitgliedern. Wir wollen dabei eng mit der GDNÄ zusammenarbeiten und hoffen, um den Jahreswechsel herum erste Ergebnisse präsentieren zu können. Auch suchen wir derzeit den Austausch mit anderen Nachwuchsorganisationen wissenschaftlicher Fachgesellschaften und sind dabei bisher sehr erfolgreich.
Sie alle haben bereits an Strategiesitzungen der GDNÄ teilgenommen. Welchen Eindruck hatten Sie?
Sebastian Paschen: Wir wurden unfassbar herzlich aufgenommen. Unsere Vorschläge für das Tagungsprogramm in Bremen stießen auf Resonanz, ebenso die Vorschläge für die nächste Lorenz-Oken-Auszeichnung. Außerdem konnten wir einiges für die Planung unserer Programmteile bei der Versammlung 2026 lernen.
Lennard Kleemann: Mich beeindruckt die Vielseitigkeit der GDNÄ und ich bin sehr dankbar für die Unterstützung und das Vertrauen in die jGDNÄ. Von der Organisation der GDNÄ können wir einiges abschauen. Ich denke zum Beispiel an Einteilung und Vertretung der Fachbereiche und den Aufbau von Regionalgruppen.
Marlene Anders: Ich habe viel mitgenommen, was die Planung von Tagungen angeht. Bei der GDNÄ kann man so etwas auf sanfte Art und zugleich einprägsam lernen. Bei unseren nächsten Konferenzen wird das sehr nützlich für uns sein.

© Fotostudio Henrich, Landstuhl
Marlene Anders
Marlene Anders
Nach einem Masterstudium an der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau absolviert die 24-Jährige derzeit ihr Referendariat für das Lehramt an Gymnasien in den Fächern Biologie und Geografie. Marlene Anders lernte die GDNÄ als Schülerstipendiatin bei der Versammlung 2018 in Saarbrücken kennen. Sie besuchte auch die Versammlungen in Leipzig und Potsdam, wo sie als Tutorin das Schülerprogramm unterstützte.

© Foto-May,-Wiesloch
Lennard Kleemann
Der 25-Jährige macht derzeit seinen Master in Molekularer Biotechnologie an der Uni Heidelberg. Entfacht wurde seine Begeisterung für das Fach beim Besuch eines Biotechnischen Gymnasiums in Heidelberg und durch Schnupperkurse an Forschungsinstituten als Jugendlicher. Lennard Kleemann hat zweimal als Schülerstipendiat an Versammlungen der GDNÄ teilgenommen: 2018 in Saarbrücken und 2024 in Potsdam. Dort nahm er mit einem Thema aus der Malariaforschung am Wettbewerb „Wissenschaft in 5 Minuten“ teil.

© Maria Herzog, Greifswald
Sebastian Paschen
Sebastian Paschen
Der 24-Jährige studiert im zehnten Semester Medizin und Biomedical Science an der Universität Greifswald und ist Mitarbeiter der Abteilung für Versorgungsforschung am Institut füt Diversitätsmedizin der Ruhr-Universität Bochum. Sebastian Paschen ist zudem Gründer von acadim – Akademie für Diversitäts- und Individualmedizin und Mitglied mehrer wissenschaftlicher Gremien und Gesellschaften. Er lernte die GDNÄ bei der Jubiläumsversammlung 2022 in Leipzig kennen.
Downloads zur jGDNÄ:

© Marlene-Anders